22-Jährige in Köln vor Gericht Neugeborenes mit Plastiktüte und Ladekabel erdrosselt

Köln · Eine junge Frau soll ihre Schwangerschaft verheimlicht und das Baby kurz nach der Geburt erdrosselt haben. Vor Gericht räumt sie die Tat ein. Als Motiv gibt sie an, Angst vor der Reaktion ihres Vaters gehabt zu haben.

 Eine 22-jährige Mutter soll ihr Neugeborenes erdrosselt haben.

Eine 22-jährige Mutter soll ihr Neugeborenes erdrosselt haben.

Foto: dpa/Oliver Berg

Eine 22-Jährige soll nach erfolgreich verborgener Schwangerschaft ihr Kind eigenständig entbunden und anschließend getötet haben. Seit Mittwoch steht die junge Frau aus Kerpen wegen Totschlags vor dem Kölner Landgericht.

Laut Anklageschrift soll die junge Deutsche in der Nacht auf den 19. April 2021 ihre „lebende und lebensfähige Tochter“ in ihrem Zimmer in der elterlichen Wohnung zur Welt gebracht haben. Anschließend habe sie mit einem Cuttermesser die Nabelschnur durchtrennt. Als das Neugeborene angefangen habe zu schreien, soll die Angeklagte ihrer Tochter zunächst mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben, aus Angst, die Schreie könnten die im Zimmer nebenan schlafenden Eltern wecken.

Weil das Kind aber weiter Laute von sich gegeben habe, habe die 22-Jährige dem Neugeborenen eine Plastiktüte über den Kopf gezogen und es mit einem Handyladekabel um den Hals erdrosselt. Den Babyleichnam soll sie anschließend in einen schwarzen Kapuzenpulli gewickelt und das Bündel im Bettkasten versteckt haben.

Die Angeklagte folgte der Anklageverlesung weinend, das Gesicht in ihren Händen vergraben. In einer Verteidigererklärung hieß es anschließend: „Unsere Mandantin ist über sich selbst sehr erschüttert. Sie räumt die Tötung des Kindes ein.“ Und weiter: „Sie empfindet das Geschehen als Tragödie, die nur Verlierer kennt.“ Direkt nach der Geburt, so schilderte es später die Angeklagte auf Nachfrage des Gerichts, habe sie ihre Tochter zunächst auf ihrer Brust liegen gehabt: „Ich habe ihr einen Kuss auf die Stirn gegeben.“ Doch dann habe das Kind Laute von sich gegeben und in ihr sei Panik aufgestiegen.

Den Vorgang des Tötens habe sie „wie im Film“ erlebt, so, als habe sie sich über ihre eigene Schulter dabei beobachtet. „Das war nicht ich in diesem Moment. Ich wollte, dass sie aufhört zu schreien, aber nicht, dass sie stirbt.“ Die Schwangerschaft habe sie erst um die Jahreswende 2020/21 bemerkt und nicht wahrhaben wollen. Die körperlichen Merkmale der Schwangerschaft habe sie durch weite Kleidung kaschiert.

Diese Darstellung wollte die Vertreterin der Anklage so allerdings nicht akzeptieren. Sie verwies auf wiederholte Internetrecherchen der Angeklagten rund ums Thema Schwangerschaft ab Sommer 2020.

Die Verteidiger betonten, dass ihre Mandantin die Schwangerschaft aus Angst vor dem Vater verheimlicht habe. Dieser sei „ein cholerischer Typ“. Das Verhältnis zwischen Vater und Tochter sei ambivalent. „Die Mandantin traute sich nicht, Probleme in der Familie zu thematisieren“, sagte ein Anwalt. Dabei hätten auch die negativen Erfahrungen der 22-Jährigen mit ihrem Vater nach einem ersten Schwangerschaftsabbruch im Alter von 18 Jahren eine Rolle gespielt. Damals habe der Vater gesagt, sie solle ihre Ausbildung fertig machen, bevor sie ein Kind zur Welt bringe. Der Vater widersprach in seiner Aussage der Darstellung der Tochter. Ein Urteil in dem Fall wird am 21. Oktober erwartet.

(dpa)
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