Das ist Rheinisch Hä kütt en Schluffe jekruffe

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: In Schluffe kruffe!

Das ist Rheinisch: Hä kütt en Schluffe jekruffe
Foto: GA-Grafik

Heut geht es mal um eine bestimmte Form der Gemütlichkeit. Tatsächlich! Manche rheinische Redewendung bezieht ihren Reiz allein schon aus dem Klang. Im Idealfall gibt der auch schon erste Hinweise auf die Bedeutung des Satzes. Das ist insofern hilfreich, als auch für Zugereiste ein unmittelbares Verständnis möglich ist, selbst wenn die einzelnen Vokabeln noch unbekannt sein sollten.

Beim heutigen Satz geht es um das gemütliche Zuhause an sich. Denn so gerne der Rheinländer die Welt unsicher macht und besichtigt, so gerne ist er auch in den eigenen vier Wänden. Und dann wird jene Wendung wirksam, die sich im Satz ausdrückt: „Hä kütt en Schluffe jekruffe.“ Auf gut Hochdeutsch heißt das: Er kommt in Pantoffeln angeschlurft!

Filzpantoffeln und Morgenmantel

Hier springt sofort das Kopfkino an. Und man sieht einen älteren Herrn im Morgenmantel, der alte Filzpantoffeln trägt und langsam und behäbig über den Parkettboden geht. Es ist das Klischeebild der Spießigkeit, aber eben auch der Gemütlichkeit. Es fehlen nur noch eine schöne lange Schlafmütze und eine Kerze in der Hand.

Der Kölner Mundartdichter Gerd Köster hat das Bild mal in einem Liedtext verwendet. Darin heißt es: „Er stürb in seinen Stiefelen. Und tät es auch leicht miefelen. Leever als in Schluffe kruffe. Stürb er in seinen Stiefelen.“ Er macht hier auch den Gegensatz auf zwischen dem Abenteurer mit seinen weltläufigen Stiefeln und dem heimischen Pantoffelhelden.

Schluffe und schluffe

Dabei gibt es den Begriff Schluffe nicht nur als Substantiv, sondern auch als Verb. Es hat dann eine ähnliche Bedeutung wie kruffe, nämlich kriechen oder besser: schleichend gehen. In jedem Fall ist dieses Bild nicht unbedingt ein Beispiel für sprühende Energie.

Interessanterweise hat die Sprachwissenschaft herausgefunden, dass Schluffe im Sinne von Pantoffeln auf den rheinischen und niederdeutschen Sprachraum beschränkt ist. Das dazugehörige Verb mit Bedeutung „nachlässig“ und „träge“ ist dagegen quasi von der Nordsee bis an die Alpen verbreitet und ist ein eigenständiges Wort, dessen Geschichte nicht ganz klar ist. Das Adjektiv „slof“ ist seit ungefähr 1500 nachgewiesen. Im Rheinland herrscht also mindestens seit 500 Jahren Gemütlichkeit!

Weitere Kolumnen sind in den Büchern “Rheinische Redensarten” und “Rheinisch für Fortgeschrittene” erschienen, Lempertz-Verlag. Haben Sie auch eine rheinische Lieblingsredensart? Dann schreiben Sie uns an: rheinisch@ga.de

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