Russische Hooligans in Köln Haftbefehle gegen Schläger beantragt

Köln · Auf der Durchreise von der Fußball-EM nach Moskau haben russische Hooligans in Köln Station gemacht und dort brutal zugeschlagen. Ihr Aufenthalt dürfte sich jetzt deutlich verlängern.

Nach einem brutalen Angriff russischer Hooligans auf spanische Touristen in Köln hat die Staatsanwaltschaft gegen fünf von ihnen Haftbefehle beantragt. Den Männern wird gemeinschaftliche gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt. Gegen den sechsten - der später auf dem Flughafen Köln/Bonn gefasst worden war - werde noch ermittelt, sagte am Freitag ein Polizeisprecher. Die Männer sollen am Donnerstag auf der Kölner Domplatte drei spanische Touristen verprügelt haben.

Eine eingerichtete Ermittlungsgruppe versucht, die Hintergründe der Attacke mit zwei Verletzten ans Licht bringen und zu klären, ob die Männer auch an den Ausschreitungen russischer Hooligans bei der Fußball-EM in Marseille beteiligt waren.

Bei den Zusammenstößen in der südfranzösischen Stadt waren am letzten Samstag 35 Menschen verletzt worden. Nach Darstellung der Behörden waren 150 gut organisierte russische Hooligans daran beteiligt. Drei von ihnen waren am Donnerstag in einem Schnellverfahren in Marseille zu Gefängnisstrafen von bis zu drei Jahren verurteilt worden.

Bei den Übergriffen in Köln waren die Hooligans nach Angaben der Polizei am Donnerstagabend vor dem Dom auf die Spanier - zwei Männer und eine Frau - losgegangen, als diese Aufkleber mit antifaschistischen Aufdrucken verteilten und auf einen Bauzaun klebten. Die beiden Männer wurden durch Schläge und Tritte verletzt, einer von ihnen erlitt einen Nasenbeinbruch. Inzwischen konnten sie das Krankenhaus verlassen.

Schon kurz vor dem Angriff seien die Hooligans am Kölner Hauptbahnhof einem Zivilbeamten aufgefallen, weil sie herumgegrölt hätten. Um sie zu kontrollieren, habe er Verstärkung angefordert. Unmittelbar vor Eintreffen der Hundertschaft seien die Russen auf ihre Opfer losgegangen. Zunächst wurden fünf Tatverdächtige im Alter zwischen 26 und 30 Jahren festgenommen. Ein weiterer Mann konnte flüchten, wurde aber in der Nacht zum Freitag kurz vor dem Abflug nach Ibiza am Flughafen Köln/Bonn gefasst.

Nach Erkenntnissen der Polizei waren die Hooligans mit dem Zug aus Brüssel nach Köln gekommen und wollten von dort aus in ihre Heimat zurückfliegen. Bei sich hatten sie laut Polizei „hooligantypische Gegenstände“, um sich zu maskieren und die Zähne zu schützen. Außerdem fanden die Beamten bei ihnen Karten für die EM-Spiele England-Russland und Russland-Slowakei. Laut Polizei waren die Festgenommenen am 10. Juni von Moskau nach Marseille geflogen. (ga)

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