Verletzt am Kölner Hauptbahnhof Henneferin kann nach Anschlag Krankenhaus verlassen

Köln/Hennef · Sechs Wochen nach dem Anschlag im Kölner Hauptbahnhof kann die 14-jährige Henneferin wieder ein paar Meter eigenständig laufen. Mittlerweile wurde sie acht Mal operiert.

 Tatort Kölner Hauptbahnhof am 15. Oktober dieses Jahres: Mitarbeiter der Spurensicherung der Polizei arbeiten in der Apotheke im Hauptbahnhof, in welcher sich zuvor eine Geiselnahme ereignet hatte.

Tatort Kölner Hauptbahnhof am 15. Oktober dieses Jahres: Mitarbeiter der Spurensicherung der Polizei arbeiten in der Apotheke im Hauptbahnhof, in welcher sich zuvor eine Geiselnahme ereignet hatte.

Foto: picture alliance/dpa/Marius Becker

Sechs Wochen nach dem Brandanschlag und der Geiselnahme im Kölner Hauptbahnhof kämpft sich ein 14-jähriges Brandopfer noch immer mühsam in die Normalität zurück. Die Verbrennungen seien sehr tief gewesen, berichtete nun der Kölner Stadt-Anzeiger. Acht Operationen habe die 14-Jährige über sich ergehen lassen müssen, es gab zwei Hauttransplantationen. Drei, vier Meter könne sie inzwischen schon gehen, bevor sie ins Wanken gerate und das Gleichgewicht verliere, erzählte sie der Zeitung.

Ihren 15. Geburtstag möchte sie diesen Sonntag mit ihrer Familie in Hennef feiern. Lika sollte diese Woche aus dem Krankenhaus entlassen werden. Und sie freut sich auf ihren Hund Tyson - einen Chihuahua, auf den Vater und Bruder aufgepasst haben. Mit der Familie möchte die Schülerin demnächst in die Türkei fliegen, "um mal komplett abzuschalten".

Ein 55-jähriger mutmaßlich psychisch kranker Flüchtling aus Syrien soll den Brandanschlag in einem Schnellimbiss verübt, sich dann in einer Apotheke verschanzt und eine Frau als Geisel genommen haben. Auf einem Video war eine dramatische Explosion in dem Schnellimbiss zu sehen und führte den Ermittlern vor Augen, wie viel Glück die meisten Gäste gehabt hatten.

Aber eben nicht dieses Mädchen, an dessen Schicksal vor allem die Kölner großen Anteil nahmen und auch Geld spendeten. Der Jugendchor Sankt Stephan Köln gab zudem ein Benefizkonzert. Wie der Stadt-Anzeiger berichtete, sind inzwischen insgesamt rund 200.000 Euro an Spenden zusammengekommen.

An jenem verhängnisvollen Tag war die Schülerin mit ihrer Freundin in dem Schnellimbiss. Als sie sah, wie der Täter eine Flüssigkeit auf den Boden schüttete - die sich später als Benzin herausstellte - und die Pistole vor ihm wahrnahm, wollte sie weg, wie sie dem Kölner Stadt-Anzeiger erzählte: "Ich sagte zu meiner Freundin Jasmin: Lass uns gehen, ich habe Angst." Aber schon im nächsten Moment schossen die Flammen hoch. Brennend lief sie hinaus. Die Schmerzen spürte sie zunächst nicht. "Wir liefen und liefen, wollten nur nach Hause", erzählte sie. Ein Passant stoppte sie, zog ihr den brennenden Schuh aus. Ein älterer Herr kümmerte sich um die Mädchen, bis die Rettungskräfte eintrafen. Bei diesen beiden Helfern möchte sich die 14-Jährige persönlich bedanken, aber sie weiß nicht, wie sie zu erreichen sind.

Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei hatte den 55-jährigen mutmaßlichen Täter nach zweistündiger Geiselnahme überwältigt und durch Schüsse schwer verletzt. Die Karlsruher Behörde hatte zuletzt ein terroristisches Motiv für die Tat nicht ausgeschlossen. Sie ermittelte wegen zweifachen Mordversuchs und gefährlicher Körperverletzung.

(mit Material von dpa)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort