Tour de France Im Windschatten durch Düsseldorf

Düsseldorf · In vier Wochen startet die Tour de France in Düsseldorf. Die zweite Etappe führt durchs Rheinland nach Lüttich.

 Die deutschen Radprofis Tony Martin (l.) und Marcel Kittel (r.) fahren während der Tour de France.

Die deutschen Radprofis Tony Martin (l.) und Marcel Kittel (r.) fahren während der Tour de France.

Foto: dpa

Sssssrrrr. Ungefähr so hört es sich an, wenn das Peloton, also das Hauptfeld der Tour de France vorbeirauscht. Und es dauert auch nicht allzu lange. Minuten braucht man jedenfalls nicht, um es zu bemessen. Und doch, trotz Dopingskandalen und Kommerzialisierung: Die Faszination für das größte Radsportereignis der Welt ist zumindest bei echten Fans ungebrochen. Am 1. und 2. Juli haben sie im Rheinland die Gelegenheit die beiden ersten Etappen hautnah mitzuerleben.

In Düsseldorf vergeht seit Wochen kaum ein Tag, an dem das Presseamt der Stadt nicht eine neue Mitteilung zum Grand Départ, dem Auftakt der Tour herausgibt. Dabei traf Oberbürgermeister Thomas Geisel in Kommunalpolitik und Öffentlichkeit zunächst auf Widerstand, was vor allem an der lange Zeit unsicheren Finanzierung der Großveranstaltung lag. Im Finanzplan der Stadt stehen 11,3 Millionen Euro Kosten und 6,3 Millionen Euro Einnahmen. Man sei zuversichtlich, dieses Einnahmenziel zu erreichen oder sogar zu übertreffen, heißt es seitens der Stadtverwaltung. In einem seiner inzwischen berüchtigten Alleingänge habe er die Bewerbung durchgesetzt, hieß es.

Geheime Abstimmung

Die entscheidende geheime Abstimmung im Stadtrat ging mit 40 zu 39 Stimmen für die Entscheidung denkbar knapp aus. Zur Hilfe kam Geisel der weltbekannte Düsseldorfer Fotokünstler Andreas Gursky. Der Radsport-Fan stiftete der Stadt 45 Original-Abzüge eines bislang unveröffentlichten Fotos mit einem Motiv der Tour de France. Die Werke im Format von 71,5 mal 51,8 Zentimeter sind Teil eines exklusiven Sponsoring-Pakets, die – im Wert von jeweils 50000 Euro – dutzendweise verkauft wurden.

Wenig Kritik

Mittlerweile ist nur noch wenig Kritik zu vernehmen, was vermutlich daran liegt, dass die konkreten Vorbereitungen die Nachrichtenlage zunehmend dominieren. Längst dominieren in der Innenstadt kanariengelb angestrichene Fahrräder, dass es bald los geht. Und der Inhalt vieler Pflanzkübel kommt in Blau, Weiß und Rot – den französischen Nationalfarben – daher.

Benrather Schloss

Ernst wird es dann am Donnerstag, 29. Juni, wenn mit der Vorstellung der Mannschaften am Benrather Schloss auch der sportliche Teil beginnt. Am Freitag, 30. Juni, bietet das angestrahlte Schloss den Rahmen für ein abendliches Lichterfest mit klassischer Musik unter freiem Himmel und ein Feuerwerk. Am Samstag, 1. Juli, startet die 1. Etappe, die auf 14 Kilometern als Einzelzeitfahren quer durch Düsseldorf führt. Im Rundkurs geht es über zwei Rheinbrücken, über die Königsallee, vorbei an der Altstadt zurück zum Startpunkt am Rhein im Norden der Stadt.

Kraftwerk-Konzert

Am Abend des 1. Juli steigt im Ehrenhof das „Kraftwerk 3-D Open Air Konzert“ zum Start der Tour. Am Sonntag erfolgt in Düsseldorf zum Abschluss des Grand Départ der Start der zweiten Etappe. Die macht einen östlichen Schlenker in den Kreis Mettmann und führt dann über Neuss, Mönchengladbach, Jülich und Aachen bis ins wallonische Lüttich. Start in Düsseldorf ist um 12 Uhr, die Werbekarawane setzt sich gegen 10 Uhr am Burgplatz in Bewegung.

Die große Chance

Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel ist die Vorfreude anzumerken: „Der Grand Départ 2017 ist eine große Chance für Düsseldorf – für unser Stadtmarketing, die Sportstadt Düsseldorf und Düsseldorf als Fahrradstadt“, sagt er. Worauf er anspielt: In der Landeshauptstadt verfolgt man in Bezug aufs Zweirad ehrgeizige Ziele: So soll der Anteil des Radverkehrs am Verkehrsaufkommen von derzeit 14 auf 25 Prozent gesteigert werden. Schwerpunkt ist die Umsetzung eines stadtweiten Radhauptnetzes mit einer Gesamtlänge von etwa 300 Kilometern und eine Kampagne, um das Rad als Verkehrsmittel der Zukunft zu bewerben. Da kommt die Tour de France mit der erhofften Schubkraft gerade recht.

1992 Etappe nach Koblenz

Den bislang letzten Beginn des Radrennens in Deutschland gab es 1987, damals noch zu Zeiten der deutschen Teilung in West-Berlin aus Anlass der 750-Jahr-Feier der Stadt. 1992 führte eine Etappe nach Koblenz. Zuletzt war die Tour 2005 in Karlsruhe und Pforzheim zu Gast. Und im Jahr darauf wurde der einzige deutsche Toursieger Jan Ullrich zum Start in Straßburg als mutmaßlicher Doper enttarnt.

Heiße Phase der Vorbereitung

Nicht nur in der Landeshauptstadt hat längst die heiße Phase der Vorbereitungen begonnen. Auch die anderen Städte auf der Strecke wie Neuss, Mönchengladbach und Aachen machen buchstäblich Mobil. Dasselbe gilt für die vielen kleinen Orte zwischen Rheinischem Braunkohlerevier und Zülpicher Börde. Ob in Jackerath, Titz oder Aldenhoven – natürlich wird auch hier überall ein Rahmenprogramm vorbereitet. Dort bietet sich auch eine mögliche Alternative für all diejenigen Zuschauer, denen die in Düsseldorf erwarteten zwei Millionen Menschen dann doch etwas zu viele sind. Viele von denen, die es in die Landeshauptstadt zieht, gehen offenbar auf Nummer sicher und mieten sich aus Sorge vor einem Verkehrschaos übers Tour-Wochenende im Hotel ein. So meldet etwa das Düsseldorfer Onlineportal trivago schon einen knappen Monat vor dem Ereignis für eine Übernachtung vom 1. bis 2. Juli nur noch 20 Prozent Hotelverfügbarkeit in Düsseldorf.

Die Alternativen

Aber es gibt Alternativen. So bietet die Deutsche Bahn eigens eine Aktion zur Tour de France. Besucher können zum Festpreis von 99 Euro (2. Klasse) und 159 Euro (1. Klasse), deutschlandweit in allen Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn nach Düsseldorf anreisen. Der Preis gilt jeweils für Hin- und Rückfahrt von jedem DB-Bahnhof in Deutschland. Das Angebot ist gültig vom 27. Juni 2017 bis zum 4. Juli 2017.

Fahrkarte vorher buchen

Besucherinnen und Besucher aus dem Rheinland nutzen am besten die Regionalzüge und das „SchönerTagTicket NRW“ (30 Euro für eine Personen; 44 Euro für fünf Personen). Es gilt in allen U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen im Nahverkehr in ganz Nordrhein-Westfalen und in der 2. Klasse aller Nahverkehrszüge. Die Fahrkarte lässt sich bereits im Vorfeld in der App des Düsseldorfer Verkehrsunternehmens „Rheinbahn“ buchen. Innerhalb Düsseldorfs empfiehlt die Rheinbahn das „TagesTicket“ ab 6,80 Euro (Einzelperson) in der Preisstufe A.

Nicht mit dem Auto

Gewarnt werden muss hingegen vor der Anreise mit dem Auto. Denn bereits am Freitag werden die Streckensperrungen vorbereitet. Bis zum Ende des Zeitfahrens am Samstagabend ist mit größeren Einschränkungen zu rechnen. Zentrale Stadtteile sind an diesem Tag vollständig für den allgemeinen Verkehr gesperrt. Ähnliches gilt für die zweite Etappe. Auch zur zweiten Etappe ist die Anfahrt mit dem Auto – besonders in die Innenstadt – nicht zu empfehlen. Wer doch mit dem Fahrzeug in die Stadt fahren möchte, kann im Internet unter www.parkvogel.de/granddepart einen Parkplatz buchen.

Routenplaner fürs Fahrrad

Wer stilecht mit dem Fahrrad zu einem Radrennen anreisen will, der findet mit dem www.radroutenplaner.nrw.de schnell die optimale Strecke. Einzelheiten zur Erreichbarkeit der Tour-Strecke am Tag der 1. Etappe mit dem Fahrrad zeigt eine Radkarte auf der Internetseite der Stadt (www.duesseldorf.de). Und manch einer kann sich dann schon bei der Anfahrt auf das typische Geräusch des Peloton freuen: Sssssrrrr....

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