Das ist Rheinisch Imme widde Fisematenten!

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: Fisematenten!

 Immer wieder Unsinn!

Immer wieder Unsinn!

Foto: GA-Grafik

Zwischen Franzosen und Rheinländern herrschte nicht immer Eitel, Freud und Sonnenschein. Aber seit dem Élysée-Vertrag von 1963 hat die freundschaftliche Nachbarschaft ein Fundament der Beständigkeit erhalten. Dabei hat man sich schon seit Jahrhunderten kulturell gegenseitig beeinflusst.

Das lässt sich unter anderem in der Sprache nachweisen, die ja eine Art archäologisches Schichtenmodell ist. So gilt insbesondere die Franzosenzeit zwischen 1794 und 1814, in der Napoleon auch über das Rheinland herrschte, als Begründung dafür, dass sich im rheinischen Dialekt zahlreiche Französismen erhalten haben. Man denke an Paraplü für Regenschirm, Chaiselong für Sofa, Trottewar für Bürgersteig.

Beachtlicher Lehnwörterschatz

Sprachforscher bestätigen, dass der französische Lehnwörterschatz einen beachtlichen Umfang hat. Die Liste ist lang: Malör, Lamäng, Bredullje, Feez, blümerant, Plümmo, malad und Fassong nennt Sprachforscher Peter Honnen in seinem Herkunftswörterbuch der Umgangssprache. Dabei stammen die Adaptionen ganz und gar nicht nur aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert.

Was oft vergessen wird: Bereits im Mittelalter gingen viele junge Kölner zum Studium nach Paris. Deshalb war die Kenntnis des Französischen schon damals weit verbreitet in Köln. Aber die viel wichtigere Epoche für Entlehnungen aus dem Französischen liegt in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg. Damals hatte der Absolutismus seine größte Blüte und an den europäischen Höfen entwickelte sich Französisch zur Standardsprache. Ebenso wie es das Lateinische im frühen Mittelalter in den Klöstern war.

Wortlegenden sind langlebig

Eine Wortlegende wird beim Thema französischer Sprachüberbleibsel übrigens immer wieder genannt, obwohl sie laut professioneller Sprachforscher komplett falsch ist. Die rheinische Redensart: „Mach keen Fisematenten!“ wird der französischen Besatzerzeit zugeschrieben. Es sei der Hinweis der Mutter an ihre Tochter, keine Fisematenten zu machen. Wobei Fisematenten als Umformung von „visite ma tente“ erkannt wird. Man stellt sich vor, ein französischer Soldat der Besatzungstruppen sagt zu einem jungen Mädchen übersetzt „besuche mein Zelt“. Der Rest ist Schweigen.

Diese Herleitung ist ebenso schön und plastisch wie falsch. Sprachforscher Georg Cornelissen konnte nachweisen, dass die Vokabel „visimetent“ bereits in der ersten Kölner Stadtchronik von 1499 im Sinne von „Unsinn“ verwendet wurde. Ein wissenschaftlicher Tiefschlag für die Fisematenten, nicht aber für die Sprachlegende, die munter weitergegeben wird. Nach wie vor.

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