Das ist Rheinisch Iwich halv schääl, dat es rusjeworfe Jeld

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal ist es: Iwich halv schääl, dat es rusjeworfe Jeld!

 Halb besoffen ist rausgeworfenes Geld.

Halb besoffen ist rausgeworfenes Geld.

Foto: GA-Grafik

Wer über das Rheinische sinniert, der kommt immer wieder an die Stelle, an der Mundartsachverständige die Reinerhaltung des Dialektes einfordern. Das kann durchaus schon mal zu Kontroversen führen, denn der Dialekt ist ja streng genommen nicht in einem Regelwerk zu fassen. Er ist eine gesprochene Sprache und folglich in dauernder Veränderung begriffen, sowohl zeitlich als auch örtlich.

Das Vokalbular, das die meisten Rezipienten über die Karnevalsschlager konsumieren, ist meist eine abgeschliffene Form der kölschen „Sproch“. Der Alfterer und der Ruppichterother, der Bonner und der Beueler sprechen durchaus wahrnehmbar anders. Neben Bands wie Höhner, Bläck Fööss und Bap gibt es seit Jahrzehnten einen singenden Kreativkopf in der Domstadt, dem ein besonderes Verdienst zukommt, was die Pflege des Dialektes und zwar speziell der proletarischen Mundart angeht, Stichwort: Kölner Südstadt.

Gerd Köster setzt dem Kneipenlatein ein Denkmal

Gerd Köster, der in verschiedenen musikalischen Formationen vor allem mit seinem Seelenzwilling, Gitarrist Frank Hocker, unterwegs ist. Schroeder Road Show, Piano has been drinking und Köster&Hocker, egal, wie das Etikett lautet, es ist immer kölsche Alltagskultur enthalten. Köster setzt in seine Songs und mit seinem Gesang dem basalen Kneipenlatein ein Denkmal. Das zeigt sich auch in dem Satz: „Iwich halv schääl, dat es rusjeworfe Jeld“ aus dem Song „Schön, dich ze sinn“.

Für Neubürger ist der Satz gleich in mehrfacher Hinsicht erklärungsbedürftig. Wörtlich übersetzt heißt er: Ewig halb schäl, das ist hinausgeworfenes Geld. Tja, da ist guter Rat teuer. Die Interpretationsschwierigkeit kreist um das Wort „schäl“. Denn das kann „schielen“ heißen, aber auch „falsch“, „unfertig“ und „unperfekt“. Man denke nur an die Bezeichnung der „Schäl sick“ der falschen Rheinseite. Im Zusammenhang mit dem Kulturkreis der Eckkneipe hat es aber eine ganz konkrete Bedeutung. Ewig halb schäl ist jemand, der sich regelmäßig nur sehr unvollständig betrinkt.

Schäl bedeutet falsch

Deshalb lautet die Bedeutung eher: Sich nur halb zu betrinken ist hinausgeworfenes Geld. Das ist ein weltanschauliche Grundthese, die nicht selten in Kölner Kneipen anzutreffen ist. Fragen Sie mal den Köbes.

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