Das ist Rheinisch Jank de Mamm bade!

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: Jank de Mamm bade!

 Geh, und bade Deine Mutter!

Geh, und bade Deine Mutter!

Foto: GA-Grafik

Der Rheinländer kann mitunter perfide sein. Eigentlich will er das gar nicht, aber da er den Faktor beleidigende Inhalte ohnehin nicht so bierernst nimmt, schlägt er gelegentlich über die Stränge. Und genau von dieser Qualität ist eine rheinische Redensart, die uns ein Leser zugesandt hat, der in den 50er Jahren im rechtsrheinischen Holtorf aufgewachsen ist.

Es ist eine Redewendung, deren Bedeutung er nach eigenem Bekunden nie genau verstanden hat, die aber ablehnend auf ihn wirkte. Er hörte sie immer dann, wenn “jemand seinem Gegenüber nicht gerecht wurde”. Und das ist noch sehr diplomatisch ausgedrückt. Es geht hier um den Satz: “Jank de Mamm bade”. Die Übersetzung ist zunächst einmal nicht schwer, sicher auch für Zugezogene: Geh und bade Deine Mutter! 

Leicht ausgesprochen, weitreichende Bedeutung

Tatsächlich ist das ein Spruch, der leicht ausgesprochen ist und dabei nicht besonders tiefschürfend klingt. Aber die übergeordnete Bedeutung hat es in sich. Denn hier läuft der Rheinländer zu Hochform auf in Sachen Geringschätzigkeit und Arroganz. 

Der Satz zielt auf das natürliche Minderwertigkeitsgefühl des jüngeren Kindes. Denn hier spricht der ältere Junge zum kleineren. Der Satz weist die Rolle zu: Du bist ein kleines Muttersöhnchen. Du hast hier, wo die praktisch Erwachsenen miteinander Dinge tun, denen Du ohnehin nicht gewachsen bist, überhaupt nichts zu suchen. Und erst recht nicht zu sagen oder mitzureden.

Geh an den Rockzipfel Deiner Mama!

Am besten gehst Du dorthin, wo Du hingehörst, nämlich an den Rockzipfel Deiner Mama. Du kannst sie bestenfalls dabei unterstützen, ein Bad zu nehmen und den Rücken zu schrubben. Anderweitig bist Du in dieser Welt nicht zu gebrauchen!

So ausformuliert ist sofort erkennbar, dass der Sprecher nicht zum Spaßen aufgelegt ist. Wer diesen Satz hört, der hat aktuell keine guten Karten und sollte einpacken und nach Hause gehen. Die Bemerkung gehört ganz klar in die rhetorische Kategorie des  totalvernichtenden Urteils.

Semantisch ist sie sehr eng verwandt mit dem Satz “Wä fröht disch noh dä Uhrzick?”, also: Wer fragt dich nach der Uhrzeit? Der klingt auch einigermaßen defensiv, birgt aber maximalen Vernichtungswillen. Eigentlich schade, wir hatten so ein positives Bild vom Charakter des Rheinländers. Aber Ausnahmen bestätigen ja immer die Regel!

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