Dat is Rheinisch Jung, jank de Mama bade!

Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: Jank de Mama bade!

Geh und bade Deine Mama!

Geh und bade Deine Mama!

Foto: GA-Grafik

Wir hatten gelegentlich erwähnt, dass der Rheinländer an sich ein tolerantes, geduldiges und vor allem freundliches Wesen hat. Aber Obacht: Das ist natürlich nicht immer der Fall. Nicht jeder Rheinländer ist freundlich, und schon gar nicht ist jeder Rheinländer immer freundlich. Und für diese Fälle gibt es Sätze, die eine ganz andere Seite des rheinischen Charakters offenbaren. Ja, die sozial gesehen einem atomaren Erschlag nahekommen. Nehmen wir einmal die Redewendung: „Jung, jank de Mama bade!“

Üblicherweise klingen solche Formulierungen witzig und nicht sehr aggressiv. Wer deshalb glaubt, dass sie auch keine Durchschlagskraft entfalten, der irrt. Die Übersetzung ins Hochdeutsche ist leichter Hand gemacht und zeigt schon eher, worauf es hinausläuft. Sie lautet: Junge, geh und bade Deine Mama!

Nicht ebenbürtiges Muttersöhnchen

Was bedeutet der Satz, und wann wird er üblicherweise eingesetzt? Wir stellen uns das Szenario vor, dass ein paar Halbstarke beieinanderstehen und die Köpfe zusammenstecken. Da kommt einer an, der allgemein nicht so gut angesehen ist, der vielleicht als verweichlicht gilt, jedenfalls nicht als mutig und ebenbürtig. Dann kann es sein, dass der Rädelsführer den genannten Satz sagt.

Er bedeutet dann im übertragenen Sinne: Junge, du gehörst nicht zu uns, du bist nicht so abgebrüht wie wir, du bist ein Muttersöhnchen, deshalb solltest Du jetzt Deiner Kernaufgabe nachkommen und Dich um Deine Mama kümmern. Was wir hier untereinander zu besprechen haben, ist für so harte Kerle wie wir es sind und nicht für Dich. Heute würde man da von Mobbing sprechen. Jedenfalls ist klar signalisiert, dass die Gruppe mit dem Angesprochenen nichts, aber auch rein gar nichts zu tun haben will.

Es gibt auch eine Kneipenversion

Eine ähnliche Formulierung gibt es auch in der Welt der erwachsenen Hartleiber, die vornehmlich in der Kneipe Anwendung findet. Kommt da ein ungeliebter Gesprächsteilnehmer auf eine Gruppe zu und versucht ein Gespäch, dann kann die Antwort lauten: Wä fröht Disch noh dä Uhrzick? Zu gut Deutsch: Wer fragt Dich nach der Uhrzeit! Das klingt unspektakulär, lässt aber keinen Raum für Interpretationen. Hier sollte der Angesprochene einfach Reißaus nehmen und sich so schnell nicht wieder blicken lassen. Gemein? Ja, soll aber vorkommen.

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