Verkehrsverbund Rhein-Sieg Kameras und Begleitpersonal in Bahnen

KÖLN · Die angespannte Situation auf den Straßen im Ballungsraum Köln/Bonn mag auch eine Rolle spielen: Immer mehr Rheinländer nutzen öffentliche Verkehrsmittel, um sich fortzubewegen.

 Die Zahl der verkauften Einzelfahrscheine am Automaten geht zurück: Immer mehr Fahrgäste haben Monatskarten oder sonstige Dauertickets.

Die Zahl der verkauften Einzelfahrscheine am Automaten geht zurück: Immer mehr Fahrgäste haben Monatskarten oder sonstige Dauertickets.

Foto: VRS

Davon profitierten im Geschäftsjahr 2013 der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) und seine Unternehmen: 530,4 Millionen Mal waren die Fahrgäste mit Bus und Bahn unterwegs, das waren fast zehn Millionen Fahrten oder 1,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit liegt der VRS deutlich über dem vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ermittelten Bundesdurchschnitt von 0,9 Prozent, teilte der VRS am Donnerstag in Köln bei der Vorlage seiner Bilanz mit.

Die Umsätze der Verkehrsunternehmen im VRS wuchsen um 27,7 Millionen Euro oder 4,95 Prozent auf rund 587 Millionen Euro. "Die Zuwächse reichen nur, um das Delta nicht größer werden zu lassen", sagte VRS-Geschäftsführer Wilhelm Schmidt-Freitag und spielte damit auf das durch öffentliche Gelder zu schließende Defizit von 300 Millionen Euro an. Ob sich diese Zuschussgeschäft lohnt, sollten die Berater von Intraplan Consult im Auftrag des VRS herausfinden.

Ergebnis: "Fasst man alle positiven Effekte des Nahverkehrs zusammen, so steht hier jedem für den ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr) aufgewendeten Euro ein Nutzen von knapp vier Euro gegenüber." Bus und Bahn seien kostengünstiger, sicherer und umweltfreundlicher als Autos und ermöglichten auch Menschen mit kleinerem Geldbeutel, motorisiert mobil zu sein. So würden allein 43.000 Monatstickets "Mobilpass" von einkommensschwachen Kunden im Verbundgebiet nachgefragt: Tendenz steigend.

Außerdem entlasteten Busse und Bahnen das Straßennetz um knapp drei Milliarden Pkw-Kilometer pro Jahr. Dadurch führt der ÖPNV laut Intraplan-Studie zu weniger Verkehrstoten und Verletzten und sorge für 574.000 Tonnen weniger CO2-Ausstoß.

Insgesamt zeigt sich ein Trend zu mehr Dauerkarten: Zeittickets für Erwachsene (plus 7,1 Millionen) und für Auszubildende (plus 2,33 Millionen) wuchsen trotz sinkender Schülerzahlen, während der Verkauf von Einzelfahrscheinen (Bartarif: minus 0,59 Millionen) zurückging.

Bei den Zeittickets für Erwachsene bleibt das Jobticket oder Großkundenticket der Renner. 200 100 Kunden pendelten damit im Tarifgebiet zur Arbeit, nutzten es aber auch in ihrer Freizeit, teilte der VRS mit.

Der Erwerb von Fahrkarten soll bald leichter werden: Eine Anbindung der Apps an HandyTicket Deutschland ermögliche den Kunden, nicht nur mobil ihre Verbindungen zu erfragen, sondern sofort das passende Ticket zu kaufen und auf dem Handy zu speichern. "Der Ticketkauf direkt über die VRS-App wird in Kürze möglich sein", sagte VRS-Geschäftsführer Norbert Reinkober. Fahrplanauskünfte des VRS könnten inzwischen flächendeckend auf Google Maps abgerufen werden.

Dennoch gibt es Sorgenkinder: Besonders die Züge RE1 (NRW-Express) und RE5 (Rhein-Express) kommen immer öfter zu spät. Als Gründe nennt der VRS lange Strecken, zeitaufwendiges Ein- und Aussteigen der zahlreichen Fahrgäste sowie eine völlig unzureichende Infrastruktur. "Das System ist hier echt am Ende", sagte Wilhelm Schmidt-Freitag.

2,3 Millionen Euro für die Sicherheit

Die DB Regio in NRW rüstet die gesamte Fahrzeugflotte der S-Bahn Köln mit Videokameras aus. Ziel sei es, das Sicherheitsempfinden der Fahrgäste zu erhöhen, potenzielle Straftäter abzuschrecken und die Aufklärung von Delikten zu unterstützen, teilte der VRS mit.

Deshalb werde jeder der 63 Züge mit 14 Kameras ausgestattet. Die Installation der insgesamt 882 Kameras soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. DB Regio NRW investiert dafür nach eigenen Angaben zusätzlich insgesamt 2,3 Millionen Euro.

Die aufgezeichneten Videobilder werden 72 Stunden lang verschlüsselt auf Festplatten gespeichert. DB Regio NRW habe selbst keinen Zugriff auf das Material. Wenn sich ein konkreter Vorfall ereignet haben sollte, werden die Speichermedien mit der Aufzeichnung des Tatzeitraums an die Bundespolizei übergeben. Dort können die Daten mit entsprechenden Computern entschlüsselt und ausgewertet werden.

Die mit Videoanlagen ausgestatteten Züge vom Typ ET 423 werden im NVR-Gebiet rund um Köln auf den Linien S 11, 12 und 13 unterwegs sein. Und ein weiterer Sicherheitsbaustein kommt hinzu: Der NVR und die DB Regio NRW erhöhen gemeinsam die Zahl der Zugbegleiter in den Abendstunden. Ziel sei bis zum Ende des Jahres eine nahezu vollständige Begleitung aller S-Bahn-Fahrten ab 19 Uhr bis zum Betriebsschluss. Dies soll präventiv wirken und die Attraktivität des Öffentlichen Personennahverkehrs erhöhen, teilte der VRS weiter mit.

Rund um Köln seien bereits 60 Sicherheitskräfte unterwegs - in jedem Zug sollen es zwei Begleiter sein. Über die zusätzlichen Kosten gibt es keine Angaben. Die Deutsche Bahn stellt die Sicherheitskräfte zur Verfügung.

"Bei allen Neuausschreibungen ist das automatisch Bestandteil der Verträge", sagte Holger Klein, Pressesprecher des Verkehrsverbundes VRS. So sei der Rhein-Sieg-Express RE9 bereits mit Kameras ausgerüstet. Und die Voreifelbahn RB23, die zwischen Bonn und Euskirchen verkehrt, fährt schon mit Sicherheitspersonal. Bis Ende 2014 sollen die neuen Züge dieser Linie auch mit Videokameras ausgerüstet sein.

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