Von Blötschkopp bis Kniesbüggel Kennt Ihr diese rheinischen Schimpfwörter?

Bonn · Sie hören sich so niedlich an, denn der rheinische Dialekt kann gar nicht böse klingen. Doch auch wenn sie sich gar nicht so schlimm anhören, diese Audsrücke sind nicht nett gemeint.

 Eine streitende Familie.

Eine streitende Familie.

Foto: obs/Continental AG/dpa

Bei rheinischen Schimpfwörtern ist der Gegensatz von Intention und wörtlicher Übersetzung geradezu unüberbrückbar groß. Schnell hat man jemanden augenzwinkernd als "widdeliches Sackjeseech" bezeichnet. Aber niemand käme hier auf die Idee, das tatsächlich als "widerliches Jute-Antlitz" verstehen zu wollen.

Das Gleiche gilt für so klangvolle Ausdrücke wie: Aapefott, Ädäppelsnas, Ähzezäller, Baselemanes, Drömeldier, Düsseldorfer, Flaatschmuul, Halfjehangs, Jesocks, Klaafmuul, Kniesbüggel, Labbes, Luuschhöhnsche, Möckeföttche, fiese Möpp, Pelledresser, Quallmann, Schlappmanes, Schwadlappe und Tüütenüggel.

Diese Art der Ansprache erfüllte, auf Hochdeutsch formuliert, teilweise den Straftatbestand der Beleidigung oder üblen Nachrede. Nicht auszuschließen wäre eine Reaktion des so Titulierten, die an körperliche Gewalt heranreicht. Gut, dass diese Begriffe im Kern unübersetzbar bleiben und auf diese Weise ihren sprachlichen Zauber bewahren, der seine Wurzeln im Humus des rheinischen Humors verankert.

Sackjeseech – Sackgesicht

Das Sackjeseech ist ein Schimpfwort der Extraklasse, denn es ist universell einsetzbar. Im Kern ist es freundlich abwertend gemeint, kann aber auch einen Hinweis auf ästhetische Fragwürdigkeit des Antlitzes bedeuten. Soll heißen: Der Angesprochene ist nicht ganz so hübsch. Das Attribut Sackjeseech kann man sich aber auch durch jegliches Fehlverhalten erarbeiten.

Klävbotz – Klebriger Zeitgenosse

Die Klävbotz ist ein Gast, der nicht gehen will. Er hat offenbar eine Hose an, mit der er an seinem Sitz klebt und auch gar nicht gehen will. Der Ausdruck kann aber auch bei Menschen verwendet werden, die an der Theke stehen.

Blötschkopp - Blödmann

Hier ist einer, der die meisten komplizierteren Sachverhalte nicht versteht. Das Gehirn funktioniert nicht in dem Umfang, wie man es von einem Durchschnittsbürger erwarten würde.

Kniesbüggel - Geizkragen

Ein Kniesbüggel (wörtlich Schmutzbeutel) ist jemand, der unsauber und ungepflegt ist, kein Geld für sein Äußeres ausgibt. Deshalb kennt man ihn im Rheinland eigentlich nur noch als Inbegriff des Geizkragens. Daraus ist das Adjektiv kniestich "geizig" entstanden: "Da is der viel zu kniestich für" sagt man auch in der Umgangssprache.

Fiese Möpp - Gemeiner Hund

Der "Fiese Möpp" ist eine unangenehme Person, bei der man aufpassen muss. Er kann hinterlistig sein oder offensiv unangenehm. Da ist der Rheinländer nicht wählerisch.

Nöttelefönes – Nörgler

Wenn man in der Bonner Region nach einem besonders typischen Mundartwort fragt, ist der Nöttelefönes immer ganz vorne dabei. Denn es ist ein Wort, das so seltsam und lustig klingt, dass Nichtrheinländer nur noch Bahnhof verstehen. Aber auch viele junge Leute in der Bonner Region dürften mit dem Wort nicht mehr viel anfangen können.

Ein Nöttelefönes ist ein notorischer Nörgler, der an allem und jedem etwas auszusetzen hat, überall ein Haar in der Suppe findet und deshalb immer für schlechte Stimmung sorgt. Die Rheinländer scheinen diesen Typ besonders zu fürchten, denn es gibt in den rheinischen Mundarten unzählige Wörter, die alle Schattierungen dieser Nörgelei bezeichnen.

Schwaadlappe – Schwätzer

Beim Schwaadlappen geht es um "Schwätzer" und auch um "Schwätzerinnen". Das Tätigkeitswort "schwaade" (schwätzen, schwadronieren) hat sein ursprünglich einmal vorhandenes r verloren (schwarde). "Schwaadschnüss" ist eine analoge Bildung.

Strunzbüggel – Angeber

Die wörtliche Übersetzung wäre vielleicht: Prahlbeutel. Denn das Angeben in der Variante Strunzen leitet sich von mittelalterlichen Wortstamm Strunsen ab. Und das bedeutet Prahlen. Der Beutel ist eine Versächlichung des Angebers, was doch eine niedliche Verballhornung ist.

Mutzepuckel – Melancholiker

Der Mutzepuckel ist ein Nörgler, Miesepeter oder Griesgram, der die ganze Stimmung kaputt macht. Im Rheinland also ein nicht wirklich gern gesehener Gast, denn er kann jede Party kippen und zur Trauerfeier werden lassen.

Tütenüggel – Waschlappen

Am Tütenüggel (oft als Tüütenüggel gesprochen) kommt man einfach nicht vorbei. Der ist ein wunderlicher Mensch, ein Tolpatsch oder Dummkopf. Neuerdings ist ein Typus hinzugekommen, den es früher gar nicht gab: das Weichei und der Frauenversteher. Woran man sieht, dass die Bezeichnung keineswegs veraltet, sondern noch quicklebendig ist.

Windbüggel - Schaumschläger

Den "Windbüggelen" wird mit rheinischem Humor unterstellt, hochnäsig und angeberisch zu sein. Auf jeden Fall gleicht er dem Gebäck, das aufgeblasen ist und viel Luft enthält. Eben ein Windbeutel mit wenig Inhalt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort