Schulleiterin sagt Klassenfahrten ab Schüler mobben Lehrer an Düsseldorfer Gymnasium

Düsseldorf · Mehrere Lehrer eines Düsseldorfer Gymnasiums sind in sozialen Medien beleidigt worden. Die Schulleiterin hat deswegen einige Klassenfahrten gestrichen. Das stößt bei Eltern auf scharfe Kritik.

 Ein Schüler meldet sich im Unterricht: An einem Düsseldorfer Gymnasium wurden zahlreiche Lehrer im Internet diffamiert.

Ein Schüler meldet sich im Unterricht: An einem Düsseldorfer Gymnasium wurden zahlreiche Lehrer im Internet diffamiert.

Foto: picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte

Corinna Lowin, seit drei Jahren Schulleiterin des Düsseldorfer Max-Planck-Gymnasiums, ist erschüttert über die zahlreichen negativen Einträge in den sozialen Medien, die sich gegen Lehrer ihrer Schule richten. In einem Brief an die Eltern und Schüler, der unserer Redaktion vorliegt, spricht sie von einer schulischen Krise. „In den letzten Wochen sind uns zahlreiche Einträge in den sozialen Medien (Instagram, Whatsapp u.a.) bekannt geworden, die sich in beleidigender, diffamierender und rufschädigender Art gegen eine große Zahl der Lehrkräfte richtet“, heißt es in dem Schreiben. Es seien Persönlichkeitsrechte Einzelner verletzt und unter anderem Bilder verbreitet worden, die unerlaubt während des Unterrichts gemacht worden seien. „Die für uns bisher namentlich zuordbaren Einträge sind in unterschiedlichen Jahrgangsstufen verordnet und erfahren eine große Zustimmung weiterer Nutzer durch bewusst gesetztes Liken.“

Um was für Beleidigungen es sich konkret handelt, möchte Lowin auf Anfrage nicht sagen. „Sie sind aber sehr heftig“, sagt sie. Das Kollegium sei tief betroffen, zumal es an der Schule ansonsten immer eine gute und offene Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern gegeben habe. „Wir empfinden die Vorfälle als zutiefst kränkend und bedauern es, dass das gesamte Schulleben zurzeit sehr darunter leidet“, heißt es in dem Brief an die Eltern und Schüler. Das Vertrauensverhältnis sei erheblich gestört, das Sicherheitsgefühl an der Schule stark beeinträchtigt.

Eltern bezeichnen gestrichenen Fahrten als „Kollektivstrafe“

Deswegen will die Schulleitung ein deutliches Zeichen setzen: Zunächst anstehende außerunterrichtliche Aktivitäten werden nicht stattfinden, Klassenfahrten werden gestrichen. „Die Fachschaften Latein und Französisch werden die Fahrten nach Trier und Frankreich im 9. Jahrgang aus diesem Grund nicht durchführen“, heißt es in dem Schreiben. Ein Schüleraustausch mit der spanischen Schule in Almería würde nur stattfinden, um die spanischen Kollegen nicht zu irritieren; außerdem habe man Sorge, den Kontakt nach Spanien sonst zu verlieren.

Bei einigen Eltern, deren Kinder auf die Schule gehen, stößt die Maßnahme der Schulleitung auf heftige Kritik. In einem Brief an das Gymnasium und ans NRW-Schulministerium, der unserer Redaktion ebenfalls vorliegt, wird sogar die Absetzung der Rektorin gefordert. „Hier wird mit pädagogischen Fähigkeiten aus den 70er Jahren agiert. Dies entspricht nicht dem heutigen Anspruch an eine moderne zukunftsgerichtete Schulleitung“, heißt es in dem mit „besorgte Eltern“ unterschriebenen zweiseitigen Brief. Wie viele Eltern an dem Schreiben beteiligt sind, geht daraus nicht hervor. Nur so viel: „Unsere Kinder sind Schüler dieser Schule. Wir können nicht darauf vertrauen, dass es keine individuell negativen Konsequenzen für die Kinder gibt, wenn sie diesem Schreiben zugeordnet werden können“, heißt es zur Erklärung. Deshalb habe man das Schreiben anonym verfasst.

Vertrauen zwischen Lehrern und Schülern ist gestört

Die Eltern bezeichnen die Streichung der Klassenfahrten als eine Kollektivstrafe, die auch unbeteiligte Schüler trifft. „Es ist schon sehr naiv, anzunehmen, dass durch solche Maßnahmen die Anfeindungen gegen die Lehrer aufhören. Das Gegenteil wird eintreten“, schreiben die Eltern. Demzufolge würden sich nun auch die zu Unrecht bestraften Schüler gegen die betroffenen Lehrer wenden.

Die Eltern heben in ihrem Brief aber auch deutlich hervor, dass sie Mobbing jeglicher Art verurteilen. „Wir selber kennen die erwähnten Beiträge nicht. Uns fehlt es jedoch nicht an Vorstellungskraft, wie verletzend und beleidigend das sein kann.“ Aber die Eltern würden an der Schule Konzepte vermissen, wie mit Anfeindungen in den sozialen Medien umzugehen sei.

Lowin will jetzt versuchen, das Vertrauen zwischen Lehrern und Schülerschaft wiederherzustellen. „Aber was da passiert ist, ist ein Vertrauensbruch“, erklärt die Schulleiterin. „Ich stehe hinter meinen Lehrern. Und das Kollegium auch hinter der Entscheidung, die Klassenfahrten nicht stattfinden zu lassen.“ Zuvor habe es das Mobbing-Problem an der Schule nicht gegeben, zumindest nicht in der Zeit, in der sie das Gymnasium leite.

Um die Krise zu bewältigen, würden an der Schule unter anderem in den achten und neunten Jahrgängen Medienschulungen durch ein Präventionsteam der Polizei stattfinden. Zudem setzt die Rektorin auch darauf, dass sich Eltern und Schüler zu Hause mit dem Thema auseinandersetzen.

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