Lempertz "Moderne Kunst" in Köln Kleinkrieg von Vase und Schale

KÖLN · Ein amüsanter Machtkampf von Vasen und Schalen könnte dem Kunsthaus Lempertz ein siebenstelliges Auktionsresultat bescheren. Auf 900.000 bis 1,2 Millionen Euro nämlich ist Lyonel Feiningers "Stillleben" taxiert, das am 26. November die Parade der "Modernen Kunst" anführt.

 Tribut an das Vorbild Cézanne: Lyonel Feiningers "Stillleben".

Tribut an das Vorbild Cézanne: Lyonel Feiningers "Stillleben".

Foto: Lempertz

Das Motiv ist eher ungewöhnlich für den Maler prismatisch gebrochener Kathedralen und maritimer Motive, verweist aber auf seine Anfänge als Karikaturist und Cartoon-Zeichner. Unter "Vorsitz" eines Majolika-Leuchters scheint eine stämmige Obstschale die vornehm-blasse Blumenvase fast über die Tischkante zu kippen. So ist das Werk ein nicht unbedingt "stiller", sondern faszinierend turbulenter Tribut an das Vorbild Cézanne.

"Alles ersäuft bei mir in Farben", schrieb Max Pechstein 1919, was auch für das zwei Jahre später entstandene Gemälde "Der Mühlengraben" (700.000 bis 900.000 Euro) zutrifft. Die geometrisch-raffinierte Komposition saugt den Blick des Betrachters Richtung Horizont, hinter dem man die Ostsee fast zu riechen glaubt.

Aus der für Unicef versteigerten Sammlung Rau stammt Léon Pourtaus pointillistisch flirrendes "Portrait de Madame Vallad", das mindestens 200.000 Euro erzielen soll. Außerdem werden unter anderem vier Aquarelle von Emil Nolde zwischen 50.000 und 120.000 Euro angeboten.

Spitzenstück bei der am 27. November versteigerten "Zeitgenössischen Kunst" ist Günther Ueckers ungeheuer dynamisches Nagelkunstwerk "Gespalten", das mit einem Schätzpreis von 300.000 bis 350.000 Euro angegeben ist.

Zwei weitere Uecker-Arbeiten bewegen sich ebenso im sechsstelligen Bereich wie eine abstrakt-expressionistische Leinwand von Jean-Paul Riopelle sowie Werke von George Mathieu und Victor Vasarély sowie das Gemälde "Gelbe Nase" von Georg Baselitz. Preislich leicht darunter rangieren zwei Papierarbeiten von Sigmar Polke sowie eine Schwammskulptur von Yves Klein und eine Nana von Niki de Saint Phalle.

Während die "Kunstgewerbe"-Auktion schon gestern endete, stehen an diesem Samstag "Alte Kunst" und "19. Jahrhundert" auf dem Programm, mit starkem Akzent aus der ohne Kommission versteigerten Sammlung Rau. Höhepunkte sind dabei Werke von Fra Filippo Lippi (400/500.000 Euro), Eugène Delacroix (140/160.000 Euro) und Henri Fantin-Latour (200.000 bis 300.000 Euro).

Bei den Skulpturen markiert eine "Madonna mit Kind" die Spitze, wobei das Werk aus der Mitte des 14. Jahrhunderts auf 200/300.000 Euro geschätzt wird. Aus dem übrigen Angebot ragt eine Ansicht von Dogenpalast und äußerst belebtem Markusplatz heraus, die Luca Carlevariis als Begründer der venezianischen Vedutenmalerei und Lehrer Canalettos schuf. Das Werk ist auf 350/400.000 Euro geschätzt.

Kölner Vorbesichtigung für "Moderne" und "Zeitgenossen" ab 21. November, Neumarkt 3. www.lempertz.com.

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