Surf & Skate Festival in Köln „Köllefornia“ am Rhein: Wellenreiter feiern ihre Leidenschaft

KÖLN · Die nächste Küste ist mehrere Hundert Kilometer entfernt. Wellen gibt es auch nicht in Köln. Warum gibt es mitten im Rheinland ein Surffestival?

 Das Festivalgelände ist wegen des starken Regens menschenleer.

Das Festivalgelände ist wegen des starken Regens menschenleer.

Foto: dpa

Holzspäne fliegen, es wird gesägt, gehobelt und geleimt - zwei Männer stehen an einem Tisch und bauen ein Surfbrett. Ein paar Meter weiter hängen Bilder von Wellen an der Wand, drei junge Frauen in Flip-Flops entspannen sich neben einer Palme in Liegestühlen. Die Menschen, die hier zusammengekommen sind, sind nicht an der kalifornischen Küste oder auf Hawaii, sondern in Köln-Ehrenfeld.

Bei Konzerten, Filmvorführungen, einem Skateboard-Wettbewerb und einem Surfbrett-Bau-Kurs dreht sich vom 23. bis zum 26. Juni beim Surf & Skate Festival alles um das Wellenreiten. Die Besucher vereint die Leidenschaft für den Sport. „Das Gefühl vom Surfen kann man durch nichts anderes ersetzen“, sagt die 26-jährige Laura, die am Samstag mit einer Freundin nach Köln gekommen ist.

Es regnet in Strömen, doch die Menschen lassen sich die Stimmung nicht verderben. „Beim Surfen sind wir auch von der Natur abhängig, das sind wir gewöhnt“ sagt Laura. Außerdem sei ein Teil des Festivalgeländes ja überdacht.

Wellenreiter ist für viele hier nicht nur ein Sport, sondern gleichzeitig eine Lebensweise. Julian Braun, der mit seiner Band „Jules Ahoi & The Deepsea Orchestra“ auf dem Festival auftritt, erklärt: „Viele Surfer richten ihr Leben so aus, dass sie möglichst oft am Meer sein können.“ Er selbst sei im vergangenen Jahr aus diesem Grund aus Deutschland an den französischen Atlantik gezogen.

In Deutschland lebende Surfer müssen viel reisen, um den Sport ausüben zu können - Portugal, Frankreich und Spanien sind beliebte Ziele. Hierzulande lassen die Bedingungen das Wellenreiten nur selten und an wenigen Orten zu. „Deshalb finden die Deutschen Meisterschaften im Wellenreiten auch jedes Jahr in Frankreich statt“, sagt Michael Zirlewagen vom Deutschen Wellenreitverband (DWV).

Für deutsche Surfer sei das Surf & Skate Festival eine Gelegenheit, Gleichgesinnte zu treffen, meint Zirlewagen. Samuel Helsper, der das Festival mitorganisiert hat, stimmt ihm zu: „Das Festival ist aus der Idee heraus entstanden, das Gefühl der Surfkultur und des Lebensstils in die Stadt zu bringen.“ In Kölnfindet es zum vierten Mal statt - nachdem es zuvor schon in München und Hamburg stattfand.

Trotz der großen Entfernung zum Meer gebe es in der Domstadt traditionell sehr viele Surfer, sagt Zirlewagen vom DWV. „Die Kölner Sporthochschule zieht viele sportbegeisterte Menschen an, von denen sind auch viele zum Surfen gekommen.“ Musiker Julian Braun sagt lächelnd: „Unter Surfern nennen wir die Stadt auch „Köllefornia“, weil hier so viele Surfer sind.“

Festivalorganisator Helsper hat noch eine weitere Erklärung für die aus seiner Sicht verhältnismäßig große Surfszene am Rhein: In Köln seien schon immer viele Menschen Skateboard gefahren und zwischen Skatern und Wellenreitern gebe es enge Verbindungen. „Viele Leute, die in der Stadt mit dem Skaten anfangen, entdecken dann irgendwann später das Surfen“, sagt Helsper. Für viele Wellenreiter wiederum sei Skaten „eine Art „Ersatzdroge“ für den Zeitraum, den man nicht am Meer verbringen kann“.

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