Toter Säugling in Köln Alarm der Babyklappe wurde wohl bewusst umgangen

Update | Köln · Vor einer Babyklappe eines Kölner Frauenhauses ist am Montag ein toter Säugling gefunden worden. Die Rechtsmedizin geht davon aus, dass das Kind zum Zeitpunkt seiner Geburt noch gelebt hat. Auch wurde der Alarm wohl bewusst nicht ausgelöst.

  Das Moses Baby Fenster befindet sich hinter einem Sichtschutz an einem Gebäude in Köln-Bilderstöckchen.

 Das Moses Baby Fenster befindet sich hinter einem Sichtschutz an einem Gebäude in Köln-Bilderstöckchen.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Im Kölner Stadtteil Bilderstöckchen ist am Montag ein toter Säugling gefunden worden. Wie die Polizei am Montagmittag mitteilte, wurde das Baby gegen 10.45 Uhr vor einer Babyklappe eines Frauenhauses an der Escher Straße gefunden. Ein Notarzt konnte nur noch den Tod des kleinen Jungen feststellen.

Nach der Obduktion geht die Rechtsmedizin davon aus, dass der Junge zum Zeitpunkt der Geburt gelebt habe. Das teilte die Polizei am Montagabend mit. Weitere Untersuchungen stünden noch aus. Ein Ermittlungsverfahren wegen eines Tötungsdelikts durch Unterlassen sei eingeleitet, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Köln am Dienstag. Eine Mordkommission ermittelt.

Die Polizei hatte zunächst mitgeteilt, dass der Säugling in der Babyklappe gefunden worden sei. Inzwischen stehe fest, dass das Kind vor der Babyklappe im Freien lag, heißt es am Montagabend. Wer das Baby dort hingelegt hatte, sei unklar.

Am Dienstag teilten die Ermittler zudem mit, dass die Babyklappe keinen Defekt hatte und auch das Verhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Frauenhaus keinen Anlass zur Beanstandung ergeben. Demnach gehen die Ermittler davon aus, dass das Baby bewusst so abgelegt wurde, dass der Alarm der Babyklappe nicht ausgelöst wurde. Dieser Alarm informiert die Mitarbeiterinnen, dass ein Baby in die Babyklappe gelegt wurde, sodass sich direkt um das Kind gekümmert werden kann.

Außerdem veröffentlichte die Polizei am Dienstag ein Foto des Handtuchs, in das das Baby eingewickelt war. Das stark verschmutzte und verschlissene, 90x40 cm große Handtuch besteht aus weißem Frottee. Ein Wäschezeichen mit Hersteller- oder Materialangaben ist nach Angaben der Polizei nicht vorhanden. Das Handtuch hat ein Blumenmuster mit grüner sowie lilafarbener Umrahmung.

 In dieses Handtuch wurde der Säugling eingewickelt.

In dieses Handtuch wurde der Säugling eingewickelt.

Foto: Polizei Köln

„Die Mordkommission bitte insbesondere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter medizinischer Einrichtungen, Krankenhäuser und Frauenarztpraxen, mit der Polizei Kontakt aufzunehmen, wenn eine Frau mit Symptomen einer kürzlich erfolgten Entbindung vorstellig geworden ist, ohne dass ein Säugling vorhanden war oder aber, wenn die betroffene Frau keine Angaben zu der Herkunft dieser Symptome gemacht hat oder macht“, so die Polizei am Dienstag. Außerdem appellieren die Ermittler an die Kindseltern, sich an eine Beratungsstelle zu wenden. Möglicherweise habe die Mutter nach der Entbindung keine ärztliche Hilfe in Anspruch genommen, befinde sich in einer psychischen Ausnahmesituation und habe so die dringend nötige postnatale Behandlung nicht erhalten.

Die Polizei sucht dringend Zeugen und fragt: Wer hat am Montagvormittag Beobachtungen gemacht, die mit dem Auffinden des Babys in Zusammenhang stehen könnten? Wer kennt eine Frau, die schwanger war, jetzt aber kein Kind hat? Hinweise nehmen die Ermittler unter 0221/2290 oder per Mail an poststelle.koeln@polizei.nrw.de entgegen.

(ga)
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