Änderung der Corona-Regeln Köln plant Quarantäne nur für infizierte Schüler

Köln · Vierzehn, fünf oder null - die Diskussion um die Dauer der Quarantäne von Schülern in NRW ebbt nicht ab. Die Stadt Köln plant einen Modellversuch. Kritiker sehen das nicht als Lösung an.

 Eine Schülerin macht vor Unterrichtsbeginn einen Corona-Antigen-Schnelltest. Köln plant einen Modellversuch, bei dem nur noch positiv getestete Schüler in Quarantäne sollen. (Symbolfoto)

Eine Schülerin macht vor Unterrichtsbeginn einen Corona-Antigen-Schnelltest. Köln plant einen Modellversuch, bei dem nur noch positiv getestete Schüler in Quarantäne sollen. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Marius Becker

Angesichts der vierten Corona-Welle will die Stadt Köln in einem Schul-Modellprojekt nur noch positiv auf Corona getestete Schüler in Quarantäne schicken. Direkte Sitznachbarn der Infizierten sollen stattdessen täglich getestet werden und nicht mehr mit in Quarantäne müssen, wie ein Sprecher am Dienstag mitteilte. Die Stadt führe wegen des Modellversuchs Gespräche mit der Uniklinik Köln. Zuvor hatten der „Kölner Stadt-Anzeiger“ und der WDR berichtet.

„Infektionen bei Kindern und Jugendlichen nehmen nur äußerst selten einen schweren Verlauf“, teilte die Stadt mit. Durch das Verfahren sollen demnach die psycho-sozialen Folgen von Quarantäne und Unterrichtsausschluss gemindert werden. Unter welchen Voraussetzungen der Modellversuch starten könnte, blieb zunächst offen. Über Einzelheiten solle bald informiert werden, hieß es. Das Gesundheitsministerium äußerte sich am Dienstag zunächst nicht.

Aktuell müssen Kinder, die engen Kontakt mit einem Infizierten hatten, 14 Tage in Quarantäne. Als enge Kontaktpersonen gelten nach einem Erlass des NRW-Gesundheitsministeriums Schüler und Schülerinnen, die vor, hinter, rechts oder links vom Infizierten gesessen haben. Geimpfte ohne Symptome sind davon ausgenommen.

Der Sprecher der Elterninitiative „Mobile Raumluftfilter NRW“, Franz-Josef Kahlen, bezeichnete den Modellversuch als ein „äußert riskantes Spiel“. Durch die hochansteckende Delta-Variante sei das Risiko, sich in einem Klassenraum anzustecken, sehr groß. „Nur die positiv Getesteten in Quarantäne zu schicken, greift unseres Erachtens viel zu kurz.“ Die Initiative fordert, alle Klassenräume zum Schutz der Kinder mit Luftreinigern auszustatten. Sie kritisiert die Landesregierung, nicht die dafür notwendigen Voraussetzungen geschaffen zu haben.

Nach Ansicht des stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Jochen Ott, kommt das geplante Projekt in Köln viel zu spät. Seine Fraktion plädiert dafür, bei einem Corona-Fall die ganze Klasse für fünf Tage in Quarantäne zu schicken. Danach bestehe die Möglichkeit, mit einem negativen Test zurückzukehren.

Es fehle eine Vorbereitung und Strategie, wie auf steigende Infektionszahlen zu reagieren ist, warf Ott der Landesregierung vor. Er forderte mehr Tests an den Schulen. Am Donnerstag wird der Landtag auf Antrag der SPD in einer Sondersitzung über die Situation der Jugendlichen und Kinder in der Corona-Krise diskutieren.

Eltern von Kita-Kindern fordern ebenfalls eine Änderung der Quarantäne-Regeln in Kindergärten. „14 Tage Quarantäne für alle Kontaktpersonen sind nicht verhältnismäßig“, kritisierte der Landeselternbeirat (LEB) der Kindertageseinrichtungen in NRW.

Nach Angaben der Stadt sind aktuell 839 Schüler und Schülerinnen in Köln mit dem Coronavirus infiziert, 471 davon seien im infektiösen Zeitraum in der Schule gewesen. Zudem gebe es 105 infizierte Kita-Kinder, von denen 45 im infektiösen Zeitraum in der Kita waren. Demnach sind zusätzlich 2320 Kontaktpersonen aus Schule und Kita in Quarantäne. In Köln gibt es 295 Schulen mit gut 150.000 Schülern.

Die Sieben-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe der 10- bis 19-Jährigen lag nach Daten des Landeszentrums Gesundheit NRW (LZG) in Köln am Montag bei 383. Über alle Altersgruppen hinweg meldete das LZG eine Inzidenz von 149,3 für die Domstadt.

(dpa)
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