Missbrauch im Erzbistum Köln Kölner Erzbischof Woelki lehnt Rücktritt ab

Köln · Vor der Bekanntgabe weiterer Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal im Erzbistum Köln hat Erzbischof Rainer Maria Woelki einen Rücktritt abgelehnt. Das Erzbistum will am Dienstag über weitere Konsequenzen im Missbrauchsskandal informieren.

 Kardinal Rainer Maria Woelki.

Kardinal Rainer Maria Woelki.

Foto: dpa/Ina Fassbender

In einem Interview mit „Zeit Online“ (Montag) antwortete Woelki auf die Frage, ob er sein Amt zur Verfügung stellen werde, wörtlich: „Nein! Was wäre mit einem Rücktritt gewonnen? Das wäre der einfachere Weg. Indem ich im Amt bleibe, übernehme ich Verantwortung für das, was ich in Köln begonnen habe: die schonungslose Aufklärung.“

Das Erzbistum will am Dienstag über weitere Konsequenzen im Missbrauchsskandal informieren. In der vergangenen Woche hatte eine Kölner Kanzlei ein Gutachten zur Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt durch Kirchenpersonal veröffentlicht. Nun wollen Woelki und Generalvikar Markus Hoffmann weitere Maßnahmen vorstellen.

Woelki betonte, der Auftrag an die Anwälte sei klar und eindeutig gewesen: „Verantwortliche für den falschen Umgang mit Missbrauchstätern namentlich zu benennen. Als Erzbischof sehe ich mich hier weiter in der Pflicht. Deshalb bleibe ich im Amt.“

Zur Frage nach weiteren Konsequenzen sagte er, die Führung von Personalakten müsse fälschungssicher werden. Daran arbeite das Bistum schon seit einiger Zeit. „Sowohl Personalakten als auch Interventionsakten werden in ein elektronisches Kontrollsystem eingespeist werden - damit künftig kein Material, das Bistumsmitarbeiter belastet, mehr manipuliert oder vernichtet werden kann.“ In der Vergangenheit war es in Köln wie auch in anderen deutschen Bistümern zur Vernichtung von Akten über mutmaßliche Missbrauchstäter gekommen.

Das Gutachten der Strafrechtsanwälte Björn Gercke und Kerstin Stirner belastet mehrere Bischöfe schwer. Die Weihbischöfe Ansgar Puff und Dominikus Schwaderlapp wurden vorläufig freigestellt. Zudem entband Kardinal Woelki den Kölner Offizial Günter Assenmacher vorläufig von seinen Aufgaben. Der heutige Hamburger Erzbischof Stefan Heße, ehemals Leiter der Hauptabteilung Seelsorge/Personal in Köln, bot seinen Rücktritt an.

Bereits vor einem Jahr wollte Woelki ursprünglich ein anderes, bereits fertiggestelltes Gutachten einer Münchner Kanzlei veröffentlichen. Er hält es jedoch seither unter Verschluss und begründet dies mit angeblichen Mängeln und rechtlichen Problemen. Von Donnerstag an soll in Köln auch dieses Gutachten unter strengen Regeln eingesehen werden können.

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(epd)
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