Nach dem Sturm kam der Borkenkäfer Kottenforst soll 40.000 neue Bäume bekommen

VORGEBIRGE/VOREIFEL · Die Förster müssen im Vorgebirge und in der Voreifel viele Bäume fällen. Betroffen ist vornehmlich der Bestand von Fichten aus den 1950er und 1960er Jahren im Kottenforst. Als Ersatz sind 40.000 Neupflanzungen vorgesehen.

 Zu Beginn des Jahres standen auf dem Areal bei Buschhoven noch Fichten. Ein Teil der Bäume wurde durch den Sturm im Frühjahr beschädigt, der andere litt durch die Trockenheit.

Zu Beginn des Jahres standen auf dem Areal bei Buschhoven noch Fichten. Ein Teil der Bäume wurde durch den Sturm im Frühjahr beschädigt, der andere litt durch die Trockenheit.

Foto: Sabrina Bauer

„Hier standen Anfang des Jahres noch Fichten“, sagt Daniel Braun und deutet auf die Lichtung. Der Förster steht in seinem Zuständigkeitsbereich des Kottenforstes, der von Buschhoven bis nach Röttgen reicht. Auf der Freifläche verteilt liegen einzelne Äste. Grund für den Kahlschlag ist zum einen Sturm Friederike zu Beginn des Jahres, der einen Teil der Bäume beschädigt hat. Zum anderen ist die seit Sommer andauernde Trockenheit, die den Befall des Borkenkäfers begünstigt hat, verantwortlich. „Das Wechselspiel hat dem Wald sehr zugesetzt“, sagt Braun. Betroffen ist vornehmlich der Bestand von Fichten aus den 1950er und 1960er Jahren im Kottenforst.

Braun zieht ein Stück Baumrinde von einer der gefällten Fichten ab. Zum Vorschein kommt ein fast kunstvoll wirkendes Gebilde aus Gängen, dass die Schädlinge knapp unterhalb der Rinde angelegt haben. Die wenige Millimeter großen Insekten bohren ein Loch in die Rinde und legen im Inneren ihre Eier ab. Dadurch stören sie die Nährstoffzufuhr des Baumes, und die Kronen sterben ab. Gegen den Befall schützen sich die Bäume normalerweise mit Harz, dass sie jedoch aufgrund der Hitze in nicht ausreichender Menge bilden konnten. Durch den trockenen, heißen Sommer breitete sich der Borkenkäfer daher rasch aus. Normalerweise bringen die Insekten zwei bis drei Generationen pro Jahr hervor, in diesem Jahr sollen es bis zu fünf sein. „Er hat das optimale Klima, um sich zu vermehren“, so Braun.

Um die Ausbreitung einzudämmen, lässt der Förster derzeit die frisch befallenen Bäume zuerst fällen. Als nächstes kommen die vielen weiteren, braunen Fichten an die Reihe. Welche Schäden die Trockenheit bei den Laubbäumen verursacht hat, werde sich erst im kommenden Jahr zeigen. Die aktuellen Auswirkungen können Spaziergänger derzeit überall im Kottenforst beobachten: Entlang der Wege türmen sich die Holzstapel. Braun fährt bei der Tour durch sein Revier teilweise an meterhohen Stapeln vorbei.

Ganz Mitteleuropa ist betroffen

Mit den Folgen des Borkenkäfers hat nicht nur Braun zu kämpfen, sondern Förster in ganz Mitteleuropa. Allein in Nordrhein-Westfalen sind 1,4 Millionen Festmeter sogenanntes Kalamitätsholz entstanden. In Buschhoven schätzt Braun die Zahlen auf insgesamt 20 000 Festmeter – 8000 Festmeter durch die Trockenheit und 12 000 Festmeter durch den Sturm. Das ist das Drei- bis Vierfache der Zahlen der bisherigen Jahre. „Das sind in diesem Jahr Dimensionen, die wir noch nie hatten“, sagt der Flerzheimer.

Ähnliche Beobachtungen macht auch Arne Wollgarten, Leiter des Forstbetriebsbezirks Vorgebirge für die Waldgebiete um Bornheim, Alfter und Swisttal. Er schätzt die Zahlen für den Privat- und Kommunalwald im Vorgebirge auf rund 25 000 Festmeter. Wollgarten: „Es ist ein wirtschaftlicher Schaden für Waldbesitzer.“ Durch den Befall herrscht derzeit ein Überangebot an Holz, das aber nicht mehr zu dem üblichen Preis abgenommen wird. „Alle Sägewerke sind komplett voll“, ergänzt Braun. Das Holz aus der Region geht beispielsweise an Werke in der Eifel, aber auch nach Belgien. Verarbeitet werden kann der Rohstoff noch zu Paletten oder Spanplatten. „Die Qualität der Hölzer nimmt ab“, erklärt Wollgarten. In der Region wird aber auch Holz für die Papierherstellung geerntet. Ein kleiner Teil der Hölzer geht in den Export nach China.

Überangebot an Holz

Braun sieht die Situation dennoch auch als Chance, den Wald neu zu planen. Für das kommende Jahr hat er bereits die Pflanzen bestellt – insgesamt 30 000 bis 40 000 neue Exemplare. „Wir kaufen immer schon große Pflanzen, die nicht mehr so anfällig sind“, erklärt Braun. Fichten werden allerdings nicht nachgepflanzt.

Da es sich beim Kottenforst um ein FFH-Schutzgebiet handelt, das europäischen Richtlinien unterliegt, sind die nachzupflanzenden Arten vorgegeben: Eiche, Hainbuche und Winterlinde. Der Wald soll dank der Mischung resistenter gegen Schädlinge werden. Ein Wald werde laut Braun eigentlich immer 100 Jahre im Voraus geplant. Anders als in den vergangenen Herbsten geht es in den Wäldern der Region aktuell geschäftiger zu. Für die Arbeiten birgt die andauernde Trockenheit zumindest den Vorteil, dass die schweren Fahrzeuge die Wege noch passieren können, ohne diese zu zerstören. Ein spezielles Fahrzeug, ein Harvester, fällt und schneidet im Kottenforst die Bäume direkt auf die vorgegebene Länge zu, die per Computer eingestellt wird.

In Alfter hat Wollgarten drei Forstunternehmen im Einsatz, um die Menge zu bewältigen. Stellenweise müssen immer wieder Wege wegen Baumfällungen gesperrt werden. Er schätzt, dass sich die Arbeiten noch bis ins nächste Jahr hinziehen werden. „Man wird sich an den Anblick kahler Stellen gewöhnen müssen“, sagt er.

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