Todesfall nach Astrazeneca-Impfung in Euskirchen Staatsanwaltschaft Bonn ordnet Obduktion der Leiche an

Euskirchen · Eine Frau stirbt, eine weitere erleidet ebenfalls eine Thrombose - nach der Impfung mit dem Vakzin von Astrazeneca. Zufall oder Zusammenhang? Der Kreis Euskirchen hat reagiert, die Untersuchungen laufen.

 Der Kreis Euskirchen hat nach dem Tod einer 47 Jahre alten Frau den Fall dem Paul-Ehrlich-Institut gemeldet, um einen möglichen Zusammenhang mit der Corona-Impfung der Frau untersuchen zu lassen.

Der Kreis Euskirchen hat nach dem Tod einer 47 Jahre alten Frau den Fall dem Paul-Ehrlich-Institut gemeldet, um einen möglichen Zusammenhang mit der Corona-Impfung der Frau untersuchen zu lassen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Der Kreis Euskirchen hat am Montag die Corona-Schutzimpfung von Frauen unter 55 mit dem Wirkstoff von Astrazeneca vorläufig gestoppt. Nachdem eine geimpfte Frau (47) vergangene Woche gestorben war, sei dem Kreis nun der Verdacht auf „eine schwerwiegende Erkrankung“ einer 28-Jährigen nach der Impfung mit Astrazeneca gemeldet worden. Beide hatten laut Kreis eine Sinusvenenthrombose erlitten. Auch am Dienstag werden im Kreis Frauen, die unter 55 sind, nicht mit dem Wirkstoff von Astrazeneca geimpft. Das sagte ein Kreissprecher.

Einem „Bild“-Bericht zufolge empfiehlt das Uniklinikum Köln Astrazeneca nicht für Frauen unter 55: „Unseren weiblichen Beschäftigten unter 55 Jahren empfehlen wir aktuell keine Impfung mit Astrazeneca“, habe das Klinikum auf „Bild“-Anfrage mitgeteilt. Aktuell werde bei einer Patientin der Zusammenhang einer Thrombose-Behandlung mit der Astrazeneca-Impfung geprüft. „Zu einer Häufung von Fällen ist es dort aber nicht gekommen“, sagte der Sprecher der Klinik demnach.

Im Fall Euskirchen hieß es in einer Mitteilung: „Der Kreis Euskirchen hat heute Mittag die Bezirksregierung und das NRW-Gesundheitsministerium über die neue Lage informiert und das Moratorium vermeldet. Dabei handelt es sich um eine vorsorgliche Maßnahme, bis die zuständigen Fachdienststellen zu einen endgültigen Bewertung gekommen sind“. Die Staatsanwaltschaft Bonn leitete routinemäßig ein Todesermittlungsverfahren ein. Nach Angaben eines Sprechers wurde die Obduktion der Leiche angeordnet.

Ein Sprecher des NRW-Gesundheitsministeriums teilte am Montagabend auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf zu dem Impf-Stopp mit: „Es handelt sich dabei um eine medizinische Entscheidung, die vorsorglich vor Ort getroffen worden ist.“

Alle Daten zu möglichen Nebenwirkungen bei Impfstoffen liefen beim Paul-Ehrlich-Institut und dem Robert Koch-Institut zusammen. Dort würden die neuen Erkenntnisse fortlaufend überprüft. Nach Informationen des Gesundheitsministeriums berate die Ständige Impfkommission derzeit, ob aufgrund der Meldungen der vergangenen zehn Tage eine erneute Anpassung der Empfehlungen erforderlich sei. Das Ergebnis bleibe abzuwarten.

Fall an Paul-Ehrlich-Institut gemeldet

Ähnlich äußerte sich der Kreis Euskirchen: Rückfragen bei den übergeordneten Behörden seien zuvor damit beantwortet worden, dass das Paul-Ehrlich-Institut „die Vorgänge gewissenhaft prüfe, eine abschließende Stellungnahme jedoch nicht erfolgen könne“. Landrat Markus Ramers (SPD) habe mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) und seinem Staatssekretär telefoniert, „die sich persönlich für eine zeitnahe, abschließende Klärung durch die Fachleute einsetzen.“

Der Kreis Euskirchen hatte nach dem Tod der 47 Jahre alten Frau den Fall dem Paul-Ehrlich-Institut gemeldet, um einen möglichen Zusammenhang mit der Corona-Impfung der Frau untersuchen zu lassen. Das Paul-Ehrlich-Institut machte auf dpa-Anfrage am Montag keine weiteren Angaben zum konkreten Fall.

Mitte März waren in Deutschland Corona-Impfungen mit dem Präparat von Astrazeneca mehrere Tage vorsorglich ausgesetzt worden. Nach einer erneuten Prüfung erklärte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA), das Präparat sei sicher. Doch werde in den Hinweisen eine extra Warnung vor möglichen seltenen Fällen von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen hinzugefügt, erklärte die EMA. Astrazeneca spielt eine wichtige Rolle in der EU-Impfstrategie. Weil das Präparat nicht so stark gekühlt werden muss, kann es auch gut von Hausärzten gespritzt werden.

Arzt meldete den Todesfall dem Impfzentrum

Der Tod der Frau war dem Gesundheitsamt laut Kreis am vergangenen Freitag durch den verantwortlichen Arzt des regionalen Impfzentrums gemeldet worden, der die Informationen von der behandelnden Klinik erhalten hatte. Auch der neuerliche Fall sei von dem Arzt gemeldet worden, „nachdem er entsprechende Informationen von der behandelnden Klinik erhalten hatte.“ Die 28 Jahre alte Patientin sei in einem stabilen Zustand und werde in einer Spezialklinik versorgt, so der Kreis in einer Mitteilung.

„Da aktuell nicht ausgeschlossen werden kann, dass Tatsachen vorliegen, die gegen eine alters- und geschlechtsübergreifende Verimpfung "COVID-19 Vaccine Astrazeneca" sprechen, hat sich der Krisenstab des Kreises Euskirchen dazu entschlossen, die Impfung mit diesem Impfstoff bei Frauen unter 55 auszusetzen“, hieß es vom Kreis. Diese Entscheidung habe der Krisenstab nach fachlicher Beratung durch den Leiter des Gesundheitsamtes und den leitenden Impfarzt gefällt.

Die Impfungen mit Astrazeneca für Männer sowie für Frauen über 55 gehen ebenso wie geplant weiter wie die Impfungen mit dem Biontech-Vakzin.

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(dpa)
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