Dat is Rheinisch Loss misch emol vun d’r Ling, do ben isch en Kölle dä King!
Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: En Kölle dä King!
Es ist nicht gut, wenn man sich ausschließlich dem Sprachgebrauch der Vorväter zuwendet. Deshalb kümmern wir uns diesmal um etwas jüngere Phänome der rheinischen Mundart. Und da ist seit langem der Kölner Dialektdichter Gerd Köster ein Garant für authentische Interpretationen.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Sänger mit der rauen Stimme gerne die Kölner Südstadtkultur und das Milieu in den Fokus nimmt. Und zwar mit Perspektive auf eine Zeit, in der das Rotlichtmilieu noch in kölscher Hand war, wie Köster selbst sagt, und „das Zuhältertum noch von einem großen Humanismus geprägt“ war. Wäre spannend zu erfahren, was das genau heißt.
Der König von Köln
In dieses Spektrum passt ein Satz, der über sich hinausweist: „Loss misch emol vun d’r Ling, do ben isch en Kölle dä King!“ Für die Neurheinländer müssen wir erst einmal ins Hochdeutsche übersetzen: Lass mich einmal von der Leine, dann bin ich in Köln der König!
Aber mit der Übersetzung ist dem Verständnis keineswegs genüge getan. Der Satz ist erklärungsbedürftig. Denn man muss wissen, dass die Stadt Köln und insbesondere deren Nachtleben nicht nur eine magische Anziehungskraft auf die heranwachsende Kölner Bevölkerung ausübt, sondern auch auf den Nachwuchs im ganzen Umland. Köln ist auch nachts ein Sehnsuchtsort für Vorgebirgler und Eifler, denn es verspricht Stadt zu sein mit all ihren Geheimnissen. Mehr, als das vielleicht das beschauliche Bonn sein kann.
Wie ein gefährlicher Hund
Und dann wäre es natürlich schön, in diesem nicht ganz ungefährlichen Genre etwas zu sagen zu haben. Das ist jedenfalls das Szenario. Im Übertragenen Sinne bedeutet der Satz also in der Langversion: „Glaub mir, ich bin wie ein gefährlicher Hund, den du an der Leine hast. Und machst Du mich einmal nur kurz los, dann werde ich mich durchbeißen und die Macht der Nacht an mich reißen“. Man könnte da durchaus eine Parallele zum „König von Sankt Pauli“ erkennen.
Die Tatsache, dass ein solch kurzer Satz so viel Inhalt transportiert, macht ihn zu einem Stück Poesie. Auch wenn das Thema nicht direkt unter Liebeslyrik zu subsummieren ist.
Weitere Kolumnen sind in dem Buch “Rheinisch für Fortgeschrittene” erschienen, Edition Lempertz. Haben Sie auch eine rheinische Lieblingsredensart? Dann schreiben Sie uns an: rheinisch@ga.de