Vereinsleben in Swisttal Ludendorfer Jonge holen die Stars ins Dorf

SWISTTAL-LUDENDORF · Der Brauchtumsverein feiert am Wochenende sein 25-jähriges Bestehen mit einem Konzert der Bläck Fööss. Die Kölner Kult-Band spielte schon zum 10-jährigen Bestehen in Ludendorf.

 Ob Bierkastenweitstapeln, lebende Kicker oder blindes Dosenwerfen – die Jonge lassen sich immer etwas einfallen.

Ob Bierkastenweitstapeln, lebende Kicker oder blindes Dosenwerfen – die Jonge lassen sich immer etwas einfallen.

Foto: Roland Kohls

So ganz jung sind die Ludendorfer Jonge nicht mehr. Viele von ihnen haben ihren 40. Geburtstag schon längst hinter sich. Dass der Brauchtumsverein am Wochenende, 24. bis 26. Juni, sein 25-jähriges Bestehen feiert, war im Gründungsjahr 1991 nicht unbedingt zu erwarten.

Die Gründungsversammlung fand am 26. Juli 1991 in der Gaststätte Stein statt. Die hat mittlerweile längst ihre Pforten geschlossen. Gründungspräsident und auch heute noch der erste Mann der Jonge war und ist Dirk Lüssem. Der Verein bildete sich aus einem Kreis von Freunden aus dem Dorf, die viel zusammen unternahmen, Karnevalswagen bauten, Kirmesfeiern im Vorgebirge besuchten und zu größeren Jahrestouren aufbrachen. Eine davon führte 1990 nach München, wie sich Lüssem erinnert. Dort erwarben die Ludendorfer im Hofbräuhaus einheitliche T-Shirts als Souvenirs. Bald tauchte die Frage auf: Was drucken wir drauf. Und da die Dünstekovener Frauen, die für die Truppe die Papierröschen für den Karnevalswagen drehten, sie immer die „Ludendorfer Jonge“ nannten, war der Name des neuen Vereins schnell gefunden.

Laut Lüssem stand damals die Überlegung im Vordergrund, „etwas fürs Dorf zu tun“, besonders im Karneval. Denn eine für die Öffentlichkeit zugängliche Karnevalssitzung gab es damals nicht in dem 500-Einwohner-Ort. Zunächst sei man etwas belächelt worden, als man die Pläne verkündete, einen neuen Verein zu gründen und eigene Feste zu veranstalten, erzählt Lüssem. Die Gründung selbst sei dann auch eine Art Trotzreaktion gewesen. Doch nachdem bereits die erste Karnevalssitzung im Februar 1992 ausverkauft war, legte sich die Skepsis im Dorf.

„Wir haben uns nie als Junggesellenverein verstanden, obwohl wir alle Junggesellen waren“, sagt Lüssem. Ziel sei es gewesen, den Verein auf Dauer zu etablieren. Und dies sei nur möglich gewesen, wenn man die Aktiven auch im Verein halte, wenn sie heiraten.

Guido Cantz, die Bläck Fööss und die Paveier waren schon da

Über die Jahre entwickelten sich die Sitzungen der Jonge schnell vom Geheimtipp zum Selbstläufer, auch dank der Unterstützung vieler anderer Swisttaler Vereine, die die Veranstaltungen regelmäßig besuchten. Waren es anfangs eher eigene Kräfte, holten die Jonge mit der Zeit auch die Stars des Kölner Karnevals in den Ludendorfer Bauhof: Guido Cantz, et Botterblömche, die Bläck Fööss, Marie-Luise Nikuta, die Kolibris, die Räuber, die Paveier, Bernd Stelter, Brings, Marita Köllner, die Rabaue, die Drei Colonias und Marc Metzger. 2001 veranstalteten die Jonge die erste Herrensitzung, ein Jahr später die erste Damensitzung.

Nach wie vor stemmt der Verein die Organisation seiner Feste mit seinen 33 aktiven und 140 inaktiven Mitgliedern alleine: Vom Bühnenaufbau über Ausschank und Bedienung bis hin zur Moderation, die Lüssem selbst übernimmt. Durch seine Agentur Swist-Event hat er inzwischen beste Kontakte in die Kölner Karnevalsszene. Bisheriger Höhepunkt in der Vereinsgeschichte ist für Lüssem das Bläck-Fööss-Konzert zum zehnjährigen Bestehen: „Da hatte ich die Tränen in den Augen.“ Mittlerweile organisieren die Jonge auch die Ludendorfer Kirmes am letzten Juni-Wochenende. In diesem Jahr fällt die Kirmes mit den Jubiläumsfeierlichkeiten (siehe Info-Kasten) zusammen. Für die Bewohner Ludendorfs laden die Jonge außerdem zur Seniorensitzung und zur Kölschen Weihnacht sowie zum Maibaum- und Weihnachtsbaumaufstellen ein. Und sie spenden Geld für die Dorfverschönerung.

Eine wichtige Rolle spielen auch die Mädels, die das zum Teil recht zeitaufwendige Leben als Mitglied der Ludendorfer Jonge nicht nur dulden, sondern sie das ganze Jahr über tatkräftig unterstützen, zusammen mit ihnen feiern und alle zwei Jahre mit auf Tour fahren. Die Ludendorfer Mädels haben sich längst als eigene „Marke“ etabliert und sorgen mit den Jonge gerade auf den Karnevalssitzungen immer für jede Menge Stimmung.

Das einzige Ehrenmitglied der Jonge, Hans Jonas, ist vor einigen Monaten verstorben. Er charakterisierte den Verein einmal so: „Die Ludendorfer Jonge führen junge Menschen zusammen und geben dabei vielen Orientierung und neue Ziele. Der Verein wirkt gegen Vereinsamung und Isolierung, schafft ein Miteinander und trägt zur sozialen Verantwortung bei“.

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