Prozess in Bonn Mann drohte Verfahrensbeteiligten mit dem Tod

BONN/WALDBRÖL · Ein achtfacher Vater muss sich vor dem Bonner Landgericht wegen Körperverletzung in drei Fällen verantworten. Vor seinem Berufungsprozess drohte der 55-Jährige mit dem Tod aller Verfahrensbeteiligten.

Vor seinem Berufungsprozess am Bonner Landgericht hatte ein 55-jähriger Angeklagter mit dem Tod aller Verfahrensbeteiligten gedroht, falls er keinen Freispruch bekommt. Im September 2018 war der Vater von acht Kindern wegen gefährlicher Körperverletzung in drei Fällen vom Amtsgericht Waldbröl zu einem Jahr Haft ohne Bewährung verurteilt worden. In den Knast aber wollte der vielfach Vorbestrafte nicht und hatte seiner Bewährungshelferin wörtlich angedroht: "Da besorge ich mir 'ne Knarre und knalle alle ab."

Die Bonner Justiz war entsprechend in hoher Alarmbereitschaft: Mehrere Wachtmeister hatten vor dem Gerichtssaal auf den zornigen Angeklagten gewartet, der trotz der Vorwürfe auf freiem Fuß ist. Auch in der Verhandlung saßen - vorsichtshalber - Beamte in der Nähe des Delinquenten. Der Angeklagte jedoch war nach der Erschießungsandrohung bald zurückgerudert: Seine Wortwahl, so versicherte er dem Gericht, sei manchmal sehr schroff, aber eine Gefahr gehe von ihm nicht aus.

Er würde niemanden zur Rechenschaft ziehen. Seine Mordswut, so erklärte es im Prozess sein Verteidiger, richte sich vielmehr gegen seine langjährige Lebensgefährtin, die ihm den ganzen Ärger eingebrockt habe. Denn die Frau, mit der er vier seiner acht Kinder gezeugt hat, die er mal abgöttisch geliebt hat und von der er bis heute nicht lassen kann, betrüge ihn nach Strich und Faden. Die 35-Jährige bediene seit Jahren "mehrere Männer parallel", auch beim Angeklagten schlage sie weiterhin auf, wenn sie "Lust auf ihn hat."

Im Rahmen dieses "hochgradig komplizierten" Beziehungsgeflechts, so der Verteidiger weiter, habe der Angeklagte wiederholt Rot gesehen und sei eben ausgerastet: Laut Anklage soll er die untreue Mutter seiner Kinder und auch zwei ihrer Liebhaber vermöbelt haben. Den einen mit einem Teleskopschlagstock, den anderen mit einer Dachlatte, die er zuvor auf einer Baustelle gefunden und in den Rucksack gesteckt hatte. Angeblich zum eigenen Schutz.

Die 35-jährige Angebetete jedoch, um die sich der ganze brisante Fall dreht, hat sich bislang als Zeugin gedrückt. Sowohl in Waldbröl als auch in Bonn ist sie nicht erschienen. Das soll jetzt nachgeholt werden, so die Vorsitzende der 6. Strafkammer, Isabel Köhne, und vertagte den Prozess. Im Zweifel werde die Dame dann persönlich von der Polizei abgeholt.

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