Das ist Rheinisch Mer losse d’r Dom en Kölle!

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: Der Dom ze Kölle!

 Wir lassen den Dom in Köln!

Wir lassen den Dom in Köln!

Foto: GA-Grafik

Wir haben ihn vernachlässigt! Das müssen wir hier einmal unumwunden eingestehen. Ihn, jenes unumstößliche Heimatsymbol des Rheinlandes par excellence. Dä Dom, das gotische Bauwerk, das dem heimkehrenden Kölner eine Gänsehaut bereitet, sobald er dessen ansichtig wird. Und das so oft besungen wurde. „Home es, wo dä Dom es!”, könnte man Englischplatt sagen. Oder wie es von den Bläck Fööss überliefert ist: „Mer losse d’r Dom en Kölle”.

Hochdeutsche Übersetzung: Wir lassen den Dom in Köln, denn da gehört er hin, was soll er denn woanders, das hat doch keinen Sinn! Zugegeben, es wäre auch nicht ganz einfach, wollte man ihn woanders hinbringen.

Gut Dom will Weile haben

Aber so sehr der Dom DAS Symbol der rheinischen Hauptstadt ist, so betroffen müssen wir bekennen: So lange gibt es ihn noch gar nicht. Die Stadt Köln ist die längste Zeit ohne Dom ausgekommenn. Tatsache! Der Grundstein für den Dom wurde vor gerade einmal 774 Jahren gelegt.

Man schrieb das Jahr des Herren 1248. Knapp ein Jahrhundert zuvor waren die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln umgebettet worden. Und nachdem man festgestellt hatte, dass ein schicker Schrein nicht ausreichend ist gegen die Unbilden der Natur, musste ein Dom her.

 Der Dom ist für die Kölner ein Gefühl.

Der Dom ist für die Kölner ein Gefühl.

Foto: dpa/Oliver Berg

Stadtrechte ab 50 nach Christus

Da war Köln aber schon fast 1200 Jahre alt. Wir erinnern uns: Im Jahre 50 nach Christus hatte der römische Kaiser Claudius die Siedlung CCAA - in Worten: Colonia Claudia Ara Agrippinensium - zur Stadt erhoben. Quasi als Hauptstadt Niedergermaniens. Aber das ist lange her. Nach der Grundsteinlegung für den Dom baute man drei Jahrhunderte munter vor sich hin und machte dann erst einmal drei Jahrhunderte Pause.

Ja, man hatte früher ein anderes Zeitgefühl. Es gab nur die Geschwindigkeiten: langsam, sehr langsam und Stillstand. Es brauchte den Impuls von außen, um das ganze Projekt wieder aufleben zu lassen. Bevor es wieder weitergehen konnte, musste allerdings erst einmal das bestehende Gebäude grundlegend saniert werden. Man könnte es als Allegorie auf den Zustand der Kirche im Allgemeinen ansehen.

Hilfe von den Preußen

Jedenfalls war es der Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV., der 1842 den zweiten Grundstein legte. Und diesmal ging es schneller. Denn die Preußen verfuhren nach dem physikalischen Prinzip: Leistung ist Arbeit in der Zeit! Schon 1880 feierte man die Einweihung. Gut ein Jahrhundert danach, im Jahr 1996 wurde der “Hohe Dom zu Köln”, wie er offiziell heißt, in die Liste der Unesco-Weltkulturerbestätten aufgenommen. Und das hat er auch verdient. Schön ist er ja, und hoch auch. Wenn man von der Domplatte zu ihm empor blickt, hat man den Eindruck die Türme schwanken. Aber das ist zum Glück nur ein Gefühl.

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