Dat is Rheinisch Mer maache ne Kuckeleboom!

Rheinland · Der General-Anzeiger präsentiert Woche für Woche eine rheinische Redensart und erläutert die Hintergründe und Herkunft. Diesmal: Kuckeleboom!

Das Archivbild zeigt eine Purzelbaumaktion vor 20 Jahren in Rheinbach.

Das Archivbild zeigt eine Purzelbaumaktion vor 20 Jahren in Rheinbach.

Foto: HWO

An dieser Stelle wollen wir uns einmal der Mundartterminologie im Kinderzimmer widmen. Das ist umso spannender, als sie uns wichtige Hinweise auf die Geografie des rheinischen Dialektes und auch seiner Vielfalt verrät. Nehmen wir einmal den Satz: „Mer maache ne Kuckeleboom!“ Wie so oft liegt der Schlüssel zu einer Formulierung in einer spezifischen Vokabel. Und das ist in diesem Falle der Kuckeleboom.

Sprachforscher Georg Cornelissen hat das in seinem empfehlenswerten Buch „Kölsch – Porträt einer Sprache“ prototypisch analysiert. Übersetzt heißt die Redensart: Wir machen einen Purzelbaum! Es handelt sich also um jene körperliche Übung, die Kinder Spaß macht, aber den meisten Erwachsenen verwehrt bleibt, nämlich zusammengerollt vornüber über den Boden zu kugeln. Ein Spaß für den, der flexibel ist.

Befragung vor zwölf Jahren

Der Landschaftsverband Rheinland hat dazu im Jahr 2011 eine Befragung unter Mundartsprechern gemacht und aus dem Ergebnis eine Sprachkarte erstellt. Das Ergebnis belegt, dass Kölsch nicht gleich Kölsch ist. Wer glaubt, im gesamten Kölner Stadtgebiet werde der Dialekt auf die gleiche Weise gesprochen, der liegt falsch. Denn das Stadtgebiet grenzt rundum an eine vielgestaltige Sprachlandschaft, die nach Himmelsrichtungen unterschieden werden kann. Im Norden spricht man anders als im Süden, im Westen anders als im Osten.

Hinzu kommt die Tatsache, dass die Vielfalt der rheinischen Begriffe in den vergangenen Jahrzehnten generell abgenommen hat. Einen Grund dafür sieht Cornelissen im „Mikrofonkölsch“, das die Dialektvariante der überall zu hörenden Karnevalslieder transportiert und sich auch auf das Thekenkölsch der Kneipen überträgt. So hat sich eine gewisse Vereinheitlichung eingestellt, so dass die Forscher inzwischen eher von Regiolekt und seltener von Dialekt sprechen.

Ein Begriff hat sich durchgesetzt

Zurück zum Purzelbaum heißt das: Kuckeleboom ist der Begriff, der sich sehr stark durchgesetzt hat und vor allem im Süden und Westen quasi alleinvertretungsberechtigt auftritt. Im östlichen Rheinland kommt dafür eher das Wort Hocklenbock und etwas nördlicher auch Tummelebock vor. Ganz im Norden ist auch Tummeläut anzutreffen. Hinzu kommt da das bereits vom Ruhrgebiet beeinflusste „Kusselkopp“.

Bleibt für den Kernkölner eigentlich nur noch die Frage, ob „Kuckeleboom“ begrifflich irgendetwas zu schaffen hat mit „Kuckelkorn“, dem Kölner Bestattungsunternehmer und gleichzeitig Präsidenten des Festausschusses Kölner Karneval. Es bleibt dabei: Tod und Lebensfreude liegen eng beieinander.

Wer mehr über rheinische Redensarten wissen will: Zur heiter-besinnlichen Mundart-Matinee mit Jörg Manhold lädt das GA-Weihnachtslicht für Sonntag, 17. Dezember, ab 11 Uhr ins Contra-Kreis-Theater Bonn ein. Karten bei Bonn-Ticket.

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