Das ist Rheinisch Met dem Uhr an d‘r Wand, hürste ding eijene Schand

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: Met dem Uhr an d’r Wand.

 Mit dem Ohr an der Wand, hörst Du Deine eigene Schand’!

Mit dem Ohr an der Wand, hörst Du Deine eigene Schand’!

Foto: GA-Grafik

Wir müssen mal Menschliches, allzu Menschliches thematisieren. Und zwar das Konfliktfeld der Nachbarschaft. Glücklich, wer nette Nachbarn hat, mit denen er gut auskommt und sich vielleicht sogar auf freundschaftlicher Ebene treffen kann. Das ist keineswegs selbstverständlich. Die ehrenamtliche Zunft der Schiedsleute verdankt diesem Umstand ihre Existenz. Denn es ist kein Friede in der Welt, wenn es dem Nachbarn nicht gefällt.

In diese Erlebniswelt fällt auch die rheinische Redensart: „Met dem Uhr an d’r Wand, hürste ding eijene Schand.“ Die Übersetzung in Hochdeutsche lautet: Mit dem Ohr an der Wand, hörst Du Deine eigene Schand‘!

Dieser Satz klingt einfach und banal, beschreibt aber eine wichtige und tiefgründige psychologische Erkenntnis. Denn wer aus welchen Gründen auch immer sich zum Hobby macht, fremde, nicht für ihn gedachte Gespräche zu belauschen, der steht in der unmittelbaren Gefahr, etwas Schlechtes über sich zu hören. Gerade dann, wenn  eine Gefechtslage mit dem Gegenüber existiert. Ja, man könnte diese Warnung vielleicht auch als Empfehlung verstehen, sich mit der Ansicht des Anderen zu konfrontieren, denn Selbsterkenntnis ist ja der erste Schritt zur Besserung.

Steht noch die Frage im Raum, warum es am ehesten zu Konflikten kommt mit Menschen, die einem persönlich oder räumlich am nächsten sind. Klar, mit diesen Zeitgenossen gibt es die meisten Schnittstellen. Erschwerend kommt allerdings hinzu, dass der Mensch im allgemeinen zur Projektion neigt. Das heißt, er unterstellt dem Gegenüber am liebsten gerade jene Dinge, die seine eigenen Gedanken dominieren. Das ist schön zusammengefasst in der Erkenntnis: Wenn du mit dem Finger auf jemanden zeigst, dann sind drei Finger deiner Hand auf dich selbst gerichtet. Eine ähnliche Aussage findet sich schon in der Bibel bei Matthäus 7 in der Formulierung: Was siehst du den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?

Wir raten an dieser Stelle zur Friedenspfeife mit allen, mit denen man häufig zu tun hat. Es erleichtert das Leben und verbessert ganz klar die Stimmung. Do sin mer dobei!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort