Das ist Rheinisch Mir jonn ströppe nom Kningsberesch
Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal ist es: Mir jonn ströppe nom Kningsberesch.
Wir müssen uns an dieser Stelle auch mal den dunklen Seiten der rheinischen Seele widmen. Denn die gibt es auch. Genauer gesagt, soll es hier um das Thema Kleinkriminalität gehen. Denn das ist auch sprachlich ein weites Feld. Nehmen wir einmal den Satz: „Mir jonn ströppe nom Kningsberesch“. Selbst für eingefleischte Dialektsachverständige kann das eine Redewendung mit sieben Siegeln sein, je nachdem wo er im Rheinland seinen Wohnsitz hat. Glaubhaft überliefert wurde sie uns aus dem Voreifelörtchen Heimerzheim, aber dazu später mehr.
Vor allem die beiden Begriffen „ströppe“ und „Kning“ sind erklärungsbedürftig. Ein Blick ins Rheinischwörterbuch verrät: Ströpper, das ist ein Vagabund, Herumstreicher aber auch Wilddieb. Kning ist schon verbreiteter und bezeichnet das gemeine Wildkaninchen. Natürlich auch das gezüchtete Stallkarnickel, aber darum geht es hier nicht. Der Satz müsste also übersetzt werden mit: Wir gehen wildern zum Kaninchenberg.
Der Sonntagsbraten in der Schlinge
Und tatsächlich war es in früheren Zeiten gang und gäbe für die Einwohner der Swistmetropole Heimerzheim, hin und wieder zum Kaninchenberg zu gehen, wo es etliche Gärten gab, aber auch viel Gestrüpp und zahlreiche Kaninchenbauten, und dort einen Sonntagsbraten einzukassieren. Dabei bediente man sich einer mitgebrachten Drahtschlinge, die meist Ausgang des Kaninchenbaus befestigt wurde, um die kleinen, schnellen und wendigen Nager zu überlisten. Wohlgemerkt: Das geht schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr, denn inzwischen ist der besagte Hang komplett bebaut, und die Karnickel haben den Rückzug angetreten. Dennoch wissen viele Ureinwohner oder – wie man so schön sagt: Nativespeaker – wo der Kningsberesch war.
Wilderei oder Mundraub?
Ob der Vorgang der Wildbret-Vereinnahmung tatsächlich dem Straftatbestand der Wilderei erfüllt, bleibt unklar. In der Bevölkerung dürfte das als Kavaliersdelikt betrachtet worden sein. Man könnte es auch Mundraub nennen. Übrigens hat sich wie so oft der Mundartbegriff Ströpper in dem Namen einer Karnevalsgesellschaft erhalten. In Königswinter gibt es die Fidele Ströpper Römlinghoven. Ob die aber immer noch den Kaninchen nachstellen darf stark bezweifelt werden.
Hören Sie auch unseren Podcast „So geht Rheinisch“ auf allen Podcastplattformen und ga.de/podcast. Schicken Sie uns Ihre Lieblingsredensart an: rheinisch@ga.de