Dick Brave in Köln Musik für Petticoat und Stetson

KÖLN · Viel Programm fürs Geld: Dick Brave & The Backbeats und The BossHoss lockten immerhin 8500 Menschen aufs Areal am Kölner Tanzbrunnen.

 Dick Brave and The Backbeats: Sasha am altmodisch anmutenden Mikrofon.

Dick Brave and The Backbeats: Sasha am altmodisch anmutenden Mikrofon.

Foto: Thomas Brill

Man kann es sich sehr einfach machen. Und den Refrain von "Das ist alles nur geklaut" (Die Prinzen) zum Motto des Abends erheben. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Wenn Dick Brave & The Backbeats und The BossHoss an einem Abend nacheinander auftreten, dann handelt es sich zwar um zwei Bands, die beide covern, aber auch um zwei Combos, die, jede auf ihre Art, ein anderes Lebensgefühl transportieren.

Eines, das von deutscher Gründlichkeit, deutscher Gemütlichkeit und deutscher Genügsamkeit so weit entfernt ist wie Giraffen, Löwen und Elefanten von der Fauna deutscher Wälder.

Dick Brave und seine Backbeats und The BossHoss haben sich eine Vita zurechtgelegt, die jenseits des großen Teichs angesiedelt ist: All American Boys. Frontmann Dick Brave, der Rockabilly-Sänger mit der pomadisierten Tolle, den langen Koteletten und dem gebrochenen Deutsch, heißt in Wirklichkeit Sascha Schmitz, kam in Soest zur Welt und hat bereits eine Karriere unter dem Künstlernamen Sasha hinter sich.

The BossHoss, sieben Musiker, die vorgeblich aus dem Süden der USA stammen, mit einem Akzent gesegnet sind, der sich anhört wie Kartoffeln, frisch vom Holzkohlengrill in Missouri in den Mund genommen, und Musik im Country-Stil huldigen, wurden 2004 in Berlin gegründet. Jetzt lockte diese Mischung immerhin 8500 Menschen aufs Areal am Kölner Tanzbrunnen.

Woran mit Sicherheit auch die Vorband, Kitty, Daisy & Lewis aus England, nicht ganz unschuldig ist. Denn die Geschwister haben sich übers Internet schon eine große Fangemeinde erspielt und passen mit ihrem nostalgisch angehauchten Rock'n'Roll-, Swing-, Country-, Blues- und R & B-Mix prima ins Programm.

Wer eigentlich wegen wem hier ist, erkennt man auf den ersten Blick: die mit den Stetsons und den Feinripp-Unterhemden wegen The BossHoss; die mit den karierten, an den Ärmeln abgeschnittenen Hemden oder den Petticoatkleidern mit passenden Haarbändern wegen Dick Brave. Als lohnenswert erweist sich beides.

Die gut 60 Minuten mit Dick Brave & The Backbeats, die kurz nach 19 Uhr die Bühne betreten und bis 20.20 Uhr noch drei Zugaben draufpacken, ebenso wie die zweite Hälfte mit Boss Burns, Hoss Power, Sir Frank Due, Malcolm "Hank Williamson" Arison, André "Guss Brooks" Neumann, Stefan "Russ T. Rocket" Buehler und Tobias "Ernesto Escobar de Tijuana" Fischer alias The BossHoss ab 20.55 Uhr.

Mit ihrem Auftritt sprengen die glorreichen Sieben sogar die magische 22 Uhr-Marke. Nach der am Rheinufer wegen der Anwohner in der Regel Ruhe zu herrschen hat.

Mit ihren stilsicheren, absolut mitreißenden Cover-Versionen von "Just Can't Get Enough", "Black Or White" oder "Take Good Care of my Baby" (Dick Brave & The Backbeats) oder "Last Day (Do or Die)", "Rodeo Radio" oder "I Keep On Dancing" (The BossHoss) schaffen es die beiden Haupt-Acts des Abends, Brücken zwischen der Petticoat- und der Stetson-Fraktion zu schlagen.

Für "Überläufer" ist der BossHoss-Shop vor Ort bestens ausgerüstet. Für 15 Euro kann man hier einen Strohhut im rechten Format kaufen. Die angebotenen Kopfbedeckungen gehen zügig über den Ladentisch.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort