47-Jährige angeklagt Mutmaßliches IS-Mitglied studierte in Bonn

Düsseldorf · Der 47-jährigen Mine K. wird vorgeworfen, sich 2015 von Köln aus der Terrormiliz IS angeschlossen zu haben. Nach einem Politikstudium in Bonn heiratete die Angeklagte, wurde Mutter, trennte sich und wurde Muslima.

 Eine Fahne des Islamischen Staates.

Eine Fahne des Islamischen Staates.

Foto: dpa

Die 47-Jährige Mine K. muss sich seit Montag vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf wegen Mitgliedschaft in der Terrormiliz verantworten. Ihr werden außerdem Kriegsverbrechen gegen das Eigentum der Zivilbevölkerung im Irak vorgeworfen.

Am zweiten Prozesstag am Donnerstag sagte die Angeklagte über sich aus. „Ich bin mit meinen Eltern aus der Türkei nach Deutschland gekommen und hatte in Köln eine glückliche Kindheit,“ so die 47-Jährige. Ihre Eltern seien eher westlich orientiert gewesen, sagte die Frau.

Sie begann ein Politikstudium in Bonn, heiratete, wurde Mutter, trennte sich und wurde Muslima. Wie sie zur Terrormiliz IS kam, berichtete sie nicht. Das gehöre ja zum Tatvorwurf, sagte die Angeklagte.

Mine K. heiratete IS-Kämpfer per Videotelefonie

Die Bundesanwaltschaft wirft der 47-Jährigen vor, sich 2015 von Köln aus der Terrormiliz angeschlossen zu haben. Mine K. habe spätestens Ende des Jahres 2014 den Entschluss gefasst, nach Syrien auszureisen, um sich dort der ausländischen terroristischen Vereinigung „Islamischer Staat“ anzuschließen und am Kampf gegen das Regime des syrischen Machthabers Assad sowie dem Aufbau eines islamischen Staates nach dem Vorbild der Scharia zu beteiligen.

Zu diesem Zweck soll sie nach islamischem Recht einen in der Türkei lebenden IS-Kämpfer aus Herford per Videotelefonie geheiratet haben. Im Februar 2015 sei Mine K. dann mit ihrem Kind zu ihrem Ehemann in die Türkei gereist. Von dort sollen die drei nach Syrien gebracht und von der Terrormiliz in den Irak geschleust worden sein.

Zunächst habe der IS Mine K. und ihren Sohn für drei Monate in einem Frauenhaus des IS in Mossul untergebracht, während der Ehemann von der Organisation eine ideologische Schulung erhielt. Danach bezogen sie später ein Haus, dessen Bewohner der IS vertrieben hatte. Das ist laut Völkerstrafrecht ein Kriegsverbrechen gegen das Eigentum.

Nach dem Tod des Mannes stellte der IS die Zahlungen ein

Fortan führte die Angeschuldigte laut Bundesanwaltschaft den gemeinsamen Haushalt und ihr Ehemann betätigte sich als Kämpfer bei dem IS. Dieser habe ihnen eine monatliche Zuwendung von ungefähr 250 US-Dollar gezahlt. Nach einer weiteren Station im Irak sei Mine K. im Dezember 2015 nach Mossul zurückgekehrt, nachdem ihr Ehemann bei einem Wachdienst getötet worden war.

Der IS habe daraufhin die monatlichen Geldzahlungen eingestellt und aufgrund des Todes des Ehemannes einmalig einen Betrag in Höhe von 1000 US-Dollar an Mine K. gezahlt. Die heute 47-Jährige zog im Mai 2016 mit ihrem Sohn ins syrische Raqqa um. Dort entschloss sie sich, den IS zu verlassen. Ende Oktober 2016 reisten sie und ihr Sohn in die Türkei aus.

2018 wurde Mine K. dann bei der Rückkehr in die Bundesrepublik Deutschland festgenommen. Bei einer Verurteilung droht ihr eine mehrjährige Haftstrafe. Der inzwischen 13-jährige Sohn lebt in einer Jugendeinrichtung. Der Prozess soll bis Ende Oktober dauern.

(mit Material von dpa und AFP)

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