Miel: Gefahr auf dem Schulweg Ohne Eltern geht es nicht zur Schule

SWISTTAL-MIEL · Für die Grundschüler in Miel ist der Schulweg gefährlich. Seit diesem Schuljahr werden die Kinder nicht mehr mit einem eigenen Bus abgeholt.

 Damit an der engen Bushaltestelle an der B 56 den Schülern nichts passiert, achtet Bezirkspolizist Stefan Arth auf die Kinder. FOTO: AXEL VOGEL

Damit an der engen Bushaltestelle an der B 56 den Schülern nichts passiert, achtet Bezirkspolizist Stefan Arth auf die Kinder. FOTO: AXEL VOGEL

Foto: Axel Vogel

Ein ganz normaler Morgen an der B 56, der Bonner Straße, in Miel: Chaos im Berufsverkehr. An beiden Seiten parken Autos, dazwischen suchen sich Pendler ihren Weg. Immer wieder quetschen sich auf der vormals zweispurigen Fahrbahn drei Autos nebeneinander durch, jeder Zentimeter Asphalt wird genutzt, Reifen schrammen nur um Millimeter am Bürgersteig vorbei.

Und um kurz vor 8 Uhr stehen mittendrin die Mieler Grundschüler. Seit Beginn des Schuljahres holt sie nicht mehr ein eigener Bus an der Rheinbacher Straße ab, sondern sie steigen an der B 56 in die Linie 751.

Zwischen Mülltonnen, Haltestellenschild und Verkehrschaos warten sie. Ihr Weg über die Bonner Straße, die täglich von bis zu 13 000 Autos befahren wird, ist so gefährlich, dass die Eltern sie begleiten müssen – was seit Wochen für das Hauptgesprächsthema im Ort sorgt. Nun gibt es einen Lichtblick: Die Gemeinde Swisttal und die RVK als Betreiber der Buslinie sehen die Gefahr mittlerweile genauso. Die Haltestelle soll nach den Herbstferien wieder an die Rheinbacher Straße zurückverlegt werden, wie Jeaninne Kunz für die Gemeinde Swisttal bestätigt. „Die derzeitige Situation wurde insbesondere für die Grundschulkinder als zu gefährlich eingestuft.“

Polizeihauptkommissar Stefan Arth schüttelt kurz den Kopf, als ein Lkw knapp vor seiner Nase vorbeirauscht. „Das ist hier fast normal“, weiß er zu berichten. Jeden Morgen steht auch er an dieser Straße, um den Schulweg für die Kinder sicherer zu machen. Stets unterstützt von einigen Erwachsenen. „Ohne die Eltern geht es gar nicht“, erklärt er. Vor allem die Kinder, die zwischen den vielen Fahrzeugen hindurch die Straßenseite wechseln müssen, brauchen Hilfe.

Der Polizist kennt sie unterdessen alle. „Manchmal muss ich den Verkehr anhalten, wenn es zu lange dauert“, erzählt er. Auch diesmal schaffen es zwei Mädchen nicht ohne seine Unterstützung zur Haltestelle. Dass die Gemeinde den Bereich rund um die Haltestelle großzügig auf beiden Seiten markiert hat, nützt da wenig. Die weißen Zacken dienen den meisten Autofahrern eher als willkommene Haltebucht vor der gegenüberliegenden Bäckerei. Gegen kurz vor acht stehen rund 20 Personen dicht an dicht auf dem Bürgersteig. Nur weil alle überaus diszipliniert warten, geschehen keine Unfälle. „Wenn die sich auch noch schubsen würden...“, deutet Arth nur an.

Dabei war der Plan der Gemeinde gar nicht so schlecht. Sie spart durch die Umstellung mehrere Tausend Euro im Jahr. Nur musste eben, um dem Bus einen zeitraubende Schleife durch Miel zu ersparen, die Haltestelle verlegt werden. Und die betroffene Grundschule am Zehnthof musste ihren Unterrichtsbeginn dem Busfahrplan anpassen.

„Wir haben Glück, dass es bisher meist trocken war“, meint Vater Mario Ruge, der den sicheren Schulweg seiner Tochter nun um seinen Arbeitsbeginn und den seiner Frau herum planen muss. Denn an der Bonner Straße gibt es noch nicht einmal eine Unterstellmöglichkeit. „Und dass es noch hell ist“, betont eine Mutter, deren älterer Sohn nach Heimerzheim auf die Sekundarschule geht – und derzeit an gleicher Stelle eine halbe Stunde früher abfährt. „Dann ist es noch ganz dunkel.“ Das wäre an der Rheinbacher Straße zwar auch nicht anders, aber dort böten eine breite Haltebucht und ein Wartehäuschen deutlich bessere Startmöglichkeiten für die Buskinder. Außerdem ist die Straße zumindest im Vergleich zur Bonner Straße weniger befahren und verkehrsberuhigt, es gilt Tempo 30.

Vorzüge, von denen sich auch Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner auf einem Ortstermin mit Ortsvorsteher Arthur Müller überzeugte. Einzig Bauarbeiten in der Maigasse müssen noch abgewartet werden, damit der Bus die kleine Schleife fahren kann, informiert die RVK zum Zeitplan. Ziel sei es aber, nach den Herbstferien die neue Haltestelle nutzen zu können.

Die Eltern sind bisher skeptisch. Sie fühlten sich schon bei der Umstellung der Busse schlecht informiert. „Wir glauben es erst, wenn es soweit ist“, so Ruge. Andere verstehen nicht, warum nicht früher umgestellt wird. Immerhin müsse die Maigasse auch jetzt schon von anderen breiten Fahrzeugen wie der Müllabfuhr befahren werden. Und dass es zeitliche Probleme geben könnte, wenn der Bus die wenigen Meter mehr fährt, glauben sie auch nicht.

Immerhin können sie jeden Tag sehen, wie der Bus auf Höhe des Küpperwegs einige Minuten auf seinen Einsatz wartet und damit ganz nebenbei den Stau in Miel etwas vergrößert.

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