Handy-Spiel "Planlos" und Stadt Brühl entwickeln Rätsel-Tour

Brühl · Das Unternehmen "Planlos" hat mit der Stadt Brühl eine zweistündige SMS-Rätseltour entwickelt. Vier Studenten haben sie getestet - so haben sie sich geschlagen.

 Blick aufs Handy (v.l.): Die Marketingstudenten Joana Etemad-Parishanzadeh, Stefanos Ertecoglou, Leonie Piel und Annika Weihrauch haben die nächste der insgesamt 14 Aufgaben erhalten.

Blick aufs Handy (v.l.): Die Marketingstudenten Joana Etemad-Parishanzadeh, Stefanos Ertecoglou, Leonie Piel und Annika Weihrauch haben die nächste der insgesamt 14 Aufgaben erhalten.

Foto: Matthias Kehrein

Die Sonne brennt heiß und ohne Unterlass auf das Brühler Kopfsteinpflaster der Fußgängerzone. Die vier Marketingstudenten Annika Weihrauch (21), Joana Etemad-Parishanzadeh (22), Leonie Piel (19) und Stefanos Ertecoglou (20) der Europäischen Fachhochschule Rhein/Erft in Brühl haben sich einen schattigen Platz im Steinweg gegenüber dem alten Rathaus gesucht. Sie stecken die Köpfe zusammen und blicken auf das Smartphone von Weihrauch, die jede Sekunde bereit ist, ein Lösungswort in das Textfeld zu tippen.

„Ich schreibe jetzt 'Halte Rat vor der Tat ein'“, sagt sie. Kurz darauf erhält sie ein Antwort per SMS. „Das Lösungswort ist falsch und ihr verliert euren Joker“, steht auf dem Display. Die Enttäuschung ist groß.

Weihrauch und ihre Kommilitonen nehmen zum ersten Mal an der SMS-Rätseltour durch die Brühler Innenstadt teil, die in Kooperation mit dem Start-up „Planlos“ und der Stadt entstanden ist (Infokasten). Binnen zwei Stunden müssen die jungen Leute insgesamt 14 Rätselaufgaben lösen, die sie auf das Smartphone geschickt bekommen. Die Hintergrundgeschichte: Es gilt, die Verschwörung am Hofe des Kurfürsten Clemens August aufzudecken. Der Kurfürst hatte einen engen Freund namens Johann Baptist von Roll, der als Komtur (Befehlshaber) tätig war. Angeblich soll er vor 200 Jahren in einem Duell zu Tode gekommen sein, aber Clemens August war davon überzeugt, dass von Roll ermordet wurde.

Insgesamt müssen 14 Rätselaufgaben gelöst werden

Der fiktive Brühler Historiker Professor Dr. Günther Steinbach hat nun Hinweise entdeckt, die andeuten, dass von Roll ein Geheimnis hütete, um seinen Freund, den Kurfürsten, zu schützen. Vermutlich hat ihn das sein Leben gekostet. Weihrauch und ihre Kommilitonen müssen Steinbach jetzt helfen und herausfinden, was wirklich geschah.

„Aber wir stehen doch vor einem Rundbogen, in dem weise Worte eingraviert sind“, sagt Piel und blickt auf den verzierten Seiteneingang des Rathauses. Weihrauch liest erneut die Rätselaufgabe laut vor. Passanten ziehen an der Gruppe vorbei. „Vielleicht passen nur die Wörter 'Rat und Tat'“, meint Ertecoglou. Weihrauch tippt daraufhin nur diese beiden Wörter ein. Dann: warten. Die Antwortet blinkt auf dem Display auf: Aufgabe richtig gelöst. Die Studenten lächeln. „Knifflig war die Aufgabe schon und auch nicht ganz fair. Immerhin haben wir unseren einzigen Joker verloren“, moniert Weihrauch.

Viel Zeit zum Nörgeln bleibt nicht. Die Gruppe muss weiter und das nächste Rätsel lösen, das sie erhalten hat. Zum Glück sind alle Punkte zu Fuß erreichbar. Start und Ziel ist jeweils am Leamington-Spa-Platz, wo sich eine rote Telefonzelle aus England befindet. Die Gruppe kommt gut voran und löst in knapp einer Stunde die ersten sieben Rätsel.

Kurz bevor sie eine Pause von etwa 30 Minuten einlegen, etwas essen und trinken, holt Piel in einem Restaurant, das sich auf selbst gemachte Hamburger und Fritten spezialisiert hat, einen Umschlag ab. Etwas auffällig ist der Hinweis des Veranstalters, im Burger-Restaurant zu pausieren, schon.

Piel öffnet den Umschlag und zum Vorschein kommt eine Stadtkarte von Brühl. „Statt dieser Karte hätten wir uns über einen Essengutschein gefreut“, witzelt Weihrauch. Allerdings sehen die Studenten aufgrund der Hitze, die schon von den Hauswänden strahlt, nicht so aus, als ob sie einen heißen und fettigen Hamburger verdrücken wollen.

Ohne Joker und Hinweise geht es nicht

Die Fragen werden kniffliger. Ohne den Einsatz eines Jokers oder zum Teil auch die Anforderung von Hinweisen hätte die Gruppe nicht alle Rätselaufgaben lösen können. Die inzwischen unerträglich gewordene Hitze erschwert das Denken und die Konzentration zusätzlich. Ein wenig Abkühlung verschafft Wasser aus einer Spraydose, die Piel aus ihrer Handtasche zieht.

Sich auf eine schattige Parkbank im nahe gelegenen Schlossgarten zu setzen und von dort aus die Verschwörung um von Roll zu lösen, ist nicht möglich. Der Grund: Die Teilnehmer müssen persönlich an den einzelnen Punkten eintreffen und unter anderem Ausschau nach Symbolen und Zeichen halten, die eventuell das nächste Lösungswort sein könnten.

Als Verstecke kommen dabei die Kirche Maria von den Engeln an der Fußgängerzone genauso in Frage wie die Wände des im Barockstil gehaltenen „Hauses zum Schwan“ am Markt und die Replik einer Steinstatue von Kurfürst Clemens August (1700-1761) an der Schlossstraße.

Kurz vor 15 Uhr ist das Rätsel um von Roll gelöst. Die vier Studenten wirken erschöpft, aber zufrieden. „Es hat Spaß gemacht – vor allem, dass die Tour per SMS gemacht wird. Die Motivation lässt allerdings etwas nach, wenn man nicht alle Fragen beantworten kann und Hilfe benötigt“, sagt Piel. Die anderen stimmen nickend zu. Das Geheimnis um den Freund des Kurfürsten Komtur Johann Baptist von Roll wollen sie im Übrigen nicht verraten.

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