Das ist Rheinisch Dä ess ävver schwer vun Kapee!

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: Schwer vun Kapee!

Der ist aber schwer von Begriff.

Der ist aber schwer von Begriff.

Foto: GA-Grafik

Die Intelligenz ist hienieden auf Erden unterschiedlich verteilt. Der eine hat eine sehr schnelle Auffassungsgabe, der andere braucht etwas länger. Und dann gibt es noch diejenigen, denen eigentlich überhaupt nie ein Licht aufgeht. Wissenschaftler haben versucht, diese Abstufung in Zahlen einzufangen. Man spricht da landläufig vom IQ, dem Intelligenz-Quotienten. Der ist individuell gar nicht so leicht zu ermitteln.

Fest steht allerdings, dass ein IQ von 100 dem Durchschnitt der Bevölkerung entspricht. 115 bis 129 ist überdurchschnittliche Intelligenz, und darüber Hoch- und Höchstbegabung. Zwischen 70 und 84 spricht man von unterdurchschnittlicher Intelligenz und darunter von „Retardierung“.

Mehr oder weniger klug

Natürlich gibt es auch im allgemeinen Sprachgebrauch des Dialektes eine Unterscheidung zwischen mehr oder weniger klug. Denn sachgerechte Unterscheidungen treffen zu können, macht das Leben leichter. Und es hilft bei der Beurteilung der Mitmenschen, wenn man weiß, wem man etwas abverlangen kann und wem nicht. Und so hat sich die schöne rheinische Redensart eingebürgert: „Dä ess ävver schwer vun Kapee!“

Sie kommt immer dann zum Einsatz, wenn jemand partout nicht verstehen will. Dann ist der Ausruf eine Spontantat, die sich auf eine ganz konkrete aktuelle Fragestellung bezieht. Der Satz kann aber auch ganz generell gemeint sein im Sinne von: Der ist aber dumm!

Gefühl und Verzweiflung

Auf jeden Fall transportiert die Bemerkung viel Gefühl, ja Verzweiflung. Es muss also schon eine längere Phase des Versuchs vorausgegangen sein, einen Sachverhalt an den Mann oder die Frau zu bringen. Man kann sich vorstellen, dass auch Lehrer – wenigstens in Gedanken – öfter mal mit dem Satz zu tun haben.

Dreh und Angelpunkt ist der Begriff „Kapee“, der vom lateinischen capere abstammt und „fassen, erfassen, begreifen“ meint. Sprachforscher haben dokumentiert, dass aus dieser Wurzel im 17. Jahrhundert das französische „kapieren“ wurde. Und Kapee ist eine weitere Verkürzung dessen.

Kapee und kapieren

Nicht auszuschließen, dass es auch sinnige Bezüge zum lateinischen Begriff für Kopf (Caput) gibt. Denn der gibt dem Kapieren den Raum und gewissermaßen die Hardware. In eine ähnliche Richtung gehen auch die Adjektive kapabel und kombabel, die so viel heißen wie fähig und geschickt. Dieser Befund ist auf das Rheinland beschränkt. Und irgendwie beschränkt scheint der so Gescholtene ja auch zu sein.

Weitere Kolumnen sind in den Büchern “Rheinische Redensarten” und “Rheinisch für Fortgeschrittene” erschienen, Lempertz-Verlag.  Haben Sie auch eine rheinische Lieblingsredensart? Dann schreiben Sie uns an: rheinisch@ga.de

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