So geht Rheinisch Sach ens Blootwoosch!

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal ist es: Sach ens Blootwoosch!

 Flönz

Flönz

Foto: GA-Grafik

Wir müssen uns einmal intensiv mit dem Phänomen des „Immi“ befassen, denn daran scheiden sich im Rheinland die Geister. Immi bezeichnet den Zugereisten, den Neubürger und den Fremden. Ursprünglich handelt es sich um die Abkürzung von Immigrant. Das Lexikon übersetzt das mit „Jemand, der in einem Land, aus dem er nicht stammt, dauerhaft leben will“.

Und im Rheinland – wenn man ehrlich ist – hat ja praktisch jeder einen Migrationshintergrund. Da waren Römer und die Franken, die ihren DNA-Fußabdruck hier hinterließen. Aber auch die Franzosen und Preußen.

Von der Bundeshauptstadt Bonn

Und nachdem die schöne Stadt Bonn zur Hauptstadt avancierte, kam von überall her so mancher Pimock an den Rhein. Pimock war übrigens ursprünglich die geringschätzige Bezeichnung für einen Flüchtling aus den östlichen, ehemals deutschen Gebieten nach dem Zweiten Weltkrieg. Heute ist Bonn international mit Vertretern der Vereinten Nationen, aber auch bei Post und Telekom trifft man viele unterschiedliche Landsmannschaften.

So weit, so gut. Je nachdem, welcher Weltanschauung man anhängt, gestaltet sich auch der Umgang des Einheimischen mit dem Immi. Und als Zugereister wird keinesfalls nur jemand bezeichnet, der aus einem anderen Land stammt. Schon die Provinienz einer anderen Gegend kann jemanden schon vom Alteingesessenen unterscheiden.

Familiennachweis über Generationen

So kann es sein, dass jemand aus dem Nachbardorf bereits seit Jahrzehnten hier wohnt und lebt, und immer noch nicht als Vollmitglied der Gemeinschaft akzeptiert wird. Man muss schon einen Familiennachweis über Generationen vorweisen können, um als alteingesessen gelten zu können.

Oft müssen – quasi als Lackmustest – auch der Dialekt und die genaue Betonung und Aussprache herhalten. Eine besonders beliebte Aufforderung in diesem Zusammenhang ist die rheinische Redensart: „Sach ens Blootwoosch!“ Hier ist allerhöchste Vorsicht geboten! Man muss da schon sehr wachsam sein, denn das ist eine Falle.

Doppelbödige rheinische Dialektik

Wer nicht mit dem rheinisch hintersinnigen Mutterwitz gesegnet ist, der könnte glauben, er solle diesen Satz nachsprechen, um anhand der Aussprache nachzuweisen, dass er ein echter Rheinländer ist, oder sich wenigstens echt bemüht. Übersetzt hieße der Satz: Sag mal Blutwurst! Aber hier kommt die Doppelbödigkeit der rheinischen Dialektik zur vollen Entfaltung. Denn der Rheinländer sagt zur Blutwurst gar nicht Blootwoosch, sondern „Flönz“. Und schon sitzt in der Falle, wer die Aufforderung allzu wörtlich genommen hat. Pech für den Immi.

Und der feixende Urrheinländer reibt sich die Hände und denkt an „Himmel un Äd“, jenes Traditionsgericht, das die Himmelsfrucht Apfel und die Erdfrucht Kartoffel zusammenbringt unter Zuhilfenahme der Blutwurst, der Flönz. Das ganze ist dann vielleicht ein Gleichnis für die Dreifaltigkeit „Körper, Geist und Seele“. Aber das ist wahrscheinlich schon zu weit gedacht.

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