Infektiöse Anämie in der Region Köln/Bonn Schaden in Millionenhöhe

Köln · Wer von der Quarantäne-Verhängung über das Gelände der Kölner Galopprennbahn nichts gewusst hätte, hätte diese schwerwiegende Maßnahme am Dienstagmorgen nicht wahrnehmen können. Denn der Trainingsbetrieb mit den mehr als 300 Vollblütern ging am Tag nach Eröffnung der Sperrzone normal weiter.

"Die Tiere müssen ja bewegt werden. Die können wir ja nicht einfach in den Ställen stehen lassen", sagte Peter Schiergen.

Der Erfolgstrainer stellt mit 108 Rennpferden in seinem Stall Asterblüte ein Drittel aller Tiere der Trainingszentrale in Weidenpesch. Zudem betreut er mit Danedream die weltweit wertvollste Stute im Galopprennsport. "Ich hoffe nur, dass sie nicht von der Pferdeseuche betroffen ist", sprach Schiergen den schlimmsten Fall an.

Das infizierte Pferd, das getötet werden musste, stand nur etwa 100 Meter entfernt. "Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Übertragung stattfand, ist sehr gering", meinte Andreas Tiedtke, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des an der Kölner Rennbahn ansässigen Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen. Möglich sei sie nur über den Blutkreislauf, also beispielsweise durch Mücken oder Bremsen.

Den finanziellen Schaden, der durch die dreimonatige Absperrung der Ställe entsteht, schätzt Andreas Tiedtke auf eine Millionensumme. Im Vorjahr hatten die Pferde der acht hier beheimateten Trainer mehr als 7,5 Millionen Euro an Preisgeldern gewonnen. Davon gingen allein 2,28 Millionen Euro auf den Sieg von Danedream beim Prix de l'Arc de Triomphe.

Am Sonntag sollte sie in Paris ihren Titel verteidigen. "Die Chancen, ins Geld zu kommen, waren gut. Die Stute ist in Topform", sagte Peter Schiergen: "Das ist eine Katastrophe." Vor allem für die Besitzer Helmut und Sohn Heiko Volz, Möbelhausbesitzer aus Achern bei Baden-Baden, sowie die Milliardärs-Familie des Japaners Teruya Yoshida, die im Vorjahr einen 50-Prozent-Anteil der kleinen Wunderstute kaufte. Denn gegen einen solchen Fall versichert sich kein Pferdebesitzer, wie Andreas Tiedtke bestätigte. Zu selten komme es dazu, wie vor Jahren in Irland, als 53 Ställe betroffen und bis zu neun Monate gesperrt gewesen seien.

Wie es mit Danedream weitergeht, ist offen. "Wir versuchen alles, dass sie noch nach Paris kann. Aber die Chance liegt bei eins zu einer Million", sagte Patricke Barbe, Pressesprecher der Familie Yoshida gegenüber dem britischen Wettanbieter Racing Post.

Bleibt es beim Startverbot, sei es aus Sicht von Peter Schiergen eine Option, dass Danedream ihre Karriere um ein Jahr in Köln verlängert.

Vier weitere Pferde von ihm sowie der siegreiche Amaron aus dem Stall von Andreas Löwe übernachteten auf der Rückreise aus Mailand in Iffezheim. Die zuvor bei ihnen durchgeführten Tests auf die "Ansteckende Blutarmut bei Einhufern" waren negativ ausgefallen. Deshalb hatte Dr. Benedict Forndran, Geschäftsführer von Baden Racing, dem Betreiber der Iffezheimer Bahn, angeboten, die Pferde dort zu betreuen. Doch der Kölner Amtstierarzt habe deren Rückkehr verfügt, sagte Peter Schiergen: "Mir sind die Hände gebunden."

Entgegen anderer Informationen seien der Renntag und die Auktion am 21. Oktober in Iffezheim nicht durch die Pferdeseuche betroffen, sagte Dr. Forndran. Das in Köln gestrichene Rennen um den Preis des Winterfavoriten soll auf einer anderen Bahn ausgetragen werden.

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