Theater in Köln Schauspielchef Stefan Bachmann stellt die zweite Saison vor

KÖLN · Als das Mülheimer Carlswerk noch eine Brache war, stand für Stefan Bachmann fest: "Es muss so werden, dass man hier gar nicht mehr weg will." Nun, da im "Depot" nicht nur Pflanzen, sondern auch Kontakte "in den interessantesten Bezirk Kölns" gedeihen, stellt der Schauspielintendant fest: "Wir haben hier Wurzeln geschlagen."

 Regieteam: (v.l.) Moritz Sostmann, Angela Richter, Stefan Bachmann und Rafael Sanchez.

Regieteam: (v.l.) Moritz Sostmann, Angela Richter, Stefan Bachmann und Rafael Sanchez.

Foto: Meisenberg

Bachmann ist auch dank der geplanten "Zukunftswerkstatt" im Carlsgarten zuversichtlich, das Depot als Filiale neben dem sanierten Haupthaus am Offenbachplatz zu behalten.

Das neue Theaterteam lockte 28 Prozent mehr Zuschauer aufs Neuland als Karin Beier in ihrer letzten Saison hatte, die Einnahmen stiegen gar um 33 Prozent und die Abonnentenzahl um 530 auf 3335 - den höchsten Wert seit acht Jahren. Diesen Schwung wollen der Chef und seine drei Hausregisseure in die zweite Saison mitnehmen.

So recherchiert Angela Richter über "Die Avantgarde der Supernerds". Alles spreche von Pussy Riot, "doch es gibt eben auch westliche Dissidenten, die wie Chelsea Manning für etliche Jahre inhaftiert wurden". Mit ihr, möglichst auch mit Edward Snowden will sie für diese mit dem WDR koproduzierte Inszenierung sprechen.

Für ein zweites Projekt bekommt sie "Carte Blanche", während Kollege Rafael Sanchez schon weiß, was er neben "Hiob" zeigt: Sibylle Bergs "Backlash", eine von sechs Uraufführungen. "Es geht um die Rückkehr der Barbaren, darum, wie Homophobie und rechtsradikale Sprüche wieder hoffähig werden."

Was den Menschen ausmacht, will Hausherr Bachmann gleich zweifach überprüfen: mit "Parzival" nach Wolfram von Eschenbachs Versroman und mit Heinrich von Kleists Ritterspiel um eine unbeirrbare Glückssucherin: "Das Käthchen von Heilbronn". Die Humanität legt auch der vierte Hausregisseur unters Röntgengerät.

Moritz Sostmann kündigt Molières "Menschenfeind" als "Kampf zwischen Menschen und Puppen" an, wobei das Publikum einige der vierhebigen Verse des Textes übernehmen soll. Gespannt sein darf man ebenfalls auf Sostmanns poetischen Zugriff auf Gerhart Hauptmanns Stück "Und Pippa tanzt!", das Alfred Kerr einen "Tanz um die Flamme der Schönheit" nannte.

Den Saisonstart indes bestreiten neue Regisseure: Bastian Kraft stellt Lars von Triers Theaterfilm "Dogville" zurück auf die Bühnenbretter. Und in der Uraufführung "The Shadow" machen Adam Traynor und Jazz-Unikum Chilly Gonzales die Erzählung von Hans Christian Andersen zur Reise in die Schattenzonen der Seele. Stoffe um "die dunklen Seiten der Aufklärung" ziehen auch Sebastian Baumgarten an, der Dantes "Göttliche Komödie" zeigt.

Das Theater im Internet: www.schauspielkoeln.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort