Erste Erdbeeren Schlechte Prognose für die Erdbeerernte im Rhein-Sieg-Kreis
RheinSieg-Kreis · Bei den Erdbeerbauern gibt es dieses Jahr viele Ausfälle wegen der Frostschäden. Das könnte sich auf die Preise auswirken.
Der Frost im April hat den Erdbeeren nicht gut getan. Auf Freilandware mussten die Kunden etwas warten, die Landwirte starten gerade erst in die Ernte.
Mit ein bis zwei Wochen Verspätung hat in den vergangenen Tagen im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis die Erdbeerernte im Freiland begonnen. Grund für die Verzögerung waren die Frostnächte im April und Mai. Hatten die ersten warmen Sonnenstrahlen im März die Blüten der Pflanzen vorangetrieben und ließen die Landwirte an einen frühen Start in die Freilandsaison glauben, machten die kalten Nächte mit Minustemperaturen einen kräftigen Strich durch die Rechnung.
Mit dem Pflücken der ersten Freilandbeeren starteten einige Landwirte aus Alfter, Bornheim, Meckenheim und Swisttal in der vergangenen Woche. „Bis jetzt ist es noch nie da gewesen, dass wir europaweit solch eine Frostperiode im Mai hatten“, beklagt der Meckenheimer Landwirt Heinz Gieraths. D
ie Ernte seiner Frühsorte „Flair“, mit der in der vergangenen Woche startete, kann der 62-Jährige indes „abschreiben“: Entweder sind die Pflanzen mitten in der Blütezeit erfroren oder, falls sie bereits bestäubt waren, oder die Früchte haben „keine schöne Form“. Gieraths, der auf Feldern rund um Meckenheim die roten Beeren im Freiland anbaut, erklärt: „Wie hoch die Ertragseinbußen sind, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht sagen.“
Mindestens 30 Prozent Ausfälle
Auch den Ernteertrag Anfang Juni sieht der Landwirt pessimistisch. Denn auch bei der späten Sorte „Rumba“ seien die Staubgefäße und Stempel zerstört worden. Schon jetzt rechnet er mit einer geringeren Gesamternte von insgesamt 30 Prozent. „Trotz weniger Erdbeeren auf dem Markt werden wir als Erzeuger keine Traumpreise erzielen“, kritisierte Gieraths die Preispraxis im Einzelhandel.
Auch Ralf Hensen vom gleichnamigen Fruchthof in Mömerzheim beklagt große Schäden an den Früchten der ersten Freilandbeeren. Mit dem Pflücken wird der 48-Jährige um den 20. Mai beginnen. Auch auf seinen Feldern sind Früchte deformiert. Denn während der Blütezeit im April – in dieser Zeit werden die Pflanzen tagsüber mit Folie und Vlies ab- und nachts wieder bedeckt – sind manche Blüten an die Folien gestoßen und dort erfroren.
Der Swisttaler rechnet mit 30 bis 50 Prozent weniger Ertrag bei seiner Frühsorte. Der Landwirt verkauft seine Beeren deutschlandweit und an eigenen Verkaufsständen. Seit Anfang April erntet er Beeren aus seinen Gewächshäusern, für die der Verbraucher 3,50 Euro für ein 500-Gramm-Schälchen bezahlt.
Einen Preis für die ersten Früchte vom Feld nennt er noch nicht, nur „dass der Kunde für das Pfund im Schnitt 50 Cent mehr bezahlen wird“, so Hensen. Er schätzt, dass deutschlandweit in diesem Jahr 30 bis 40 Prozent der Ernte zerstört sind.
Hitze im März und danach Frost haben Pflanzen zugesetzt
80 Prozent der Frühsorte „Slayr“ sind auch beim Widdiger Landwirtschaftsbetrieb Hof Kley verkrüppelt. Allerdings „sind die Früh- und Spätblüten der Pflanzen erhalten geblieben, sodass sich dort noch Früchte entwickelt haben“, erklärt der 27-jährige Karl-Heinz Kley, der gemeinsam mit seiner Mutter Maria den Betrieb führt. Auf rund 1,5 Hektar baut die Familie Freilandbeeren an.
Nur rund 50 Kilogramm hat die Ernte der Frühsorte ergeben. „Das ist nicht der Rede wert“, so der Juniorchef. Er erntet seit der vergangenen Woche und hofft nun auf gleichbleibend warmes Wetter und ab und zu ein wenig Regen, damit er in zwei bis drei Wochen mit der Ernte der mittelspäten Beerensorte richtig loslegen kann. Kley: „Dann wird man sehen, wie der Ertrag ist. 2017 wird ein schlechtes Jahr, da durch den heißen März die Entwicklung der Pflanze schon so weit fortgeschritten war und der Frost diese unterbrochen hat.“
Ende dieser Woche ist es im Freiland auch beim Alfterer Gemüsehof Mandt soweit. Dann werden die feldfrischen Beeren für 3,50 Euro (500-Gamm) auch im eigenen Hofladen verkauft. Landwirt Karlheinz Mandt beklagt jetzt schon eine 40- bis 50-prozentige Einbuße der Frühblüher. „Während der Frostnächte im April haben wir unsere vier Parzellen nur mit Vlies abgedeckt. Das war einfach zu wenig. So sind die ersten blühenden Pflanzen erfroren“, erklärte der 22-jährige Juniorchef Markus Mandt.
Da eine Pflanze mit Früh-, Haupt- und Spätblüher drei verschiedene Wachstumsphasen an Früchten hat und es immer etwas dauert, bis die Hauptblütezeit beginnt, „sind wir mit der Ernte um 14 Tage später dran“, so Mandt. Verformungen seiner Früchte hat er keine bemerkt. Noch Anfang Mai hat Mandt Tunnelerdbeeren aus Sechtem zugekauft. Und im kommenden Jahr wollen die Obst- und Gemüsebauern aus Alfterer selbst Früchte im Tunnel anbauen.