Rheinische Redensarten Schön Bloome sin baal jeplöck

Wir stellen schöne und sinntiefe Dialektredewendungen vor. Heute: Schön Bloome sin baal jeplöck.

 Schöne Blumen sind bald gepflückt.

Schöne Blumen sind bald gepflückt.

Foto: GA-Grafik

Schönheit ist so eine Sache. Man kann so lange darüber nachdenken, bis sie vergangen ist. Das geht mitunter schnell. Aber bleiben wir erst einmal bei der optimistischen Seite des Themas. Es stimmt, der Rheinländer kann sich an der Schönheit erfreuen. Und wenn man den Kanon der Redensarten so betrachtet, dann stellt man fest: Die höchste Form der Schönheit entdeckt man(n) immer noch an der Frau.

Weil das aber selten jemand gerne offen zugibt, haben sich viele gleichnishafte Sätze herausgebildet. Und die knöpfen wir uns jetzt mal vor. Nehmen wir die rheinische Redewendung: „Schön Bloome sin baal jeplöck“. Dieser Satz ist Poesie pur. Und hier stimmen nicht nur Förster und Floristen zu: Schöne Blumen werden schnell abgepflückt. Und zwar egal, wie geschützt sie stehen.

Die Philosophen haben nachgedacht

Nun haben große Philosophen darüber nachgedacht, was denn Schönheit überhaupt ausmacht. Das zu entscheiden ist ein schwieriges Unterfangen, und muss letztlich graue Theorie bleiben. Selbst wenn man es dahin bringt zu definieren, dass Schönheit im Betrachter einen Schauer der Erhabenheit auslöst, bringt uns das nicht wirklich weiter. Aber das muss es auch nicht, denn, ob etwas oder jemand schön ist oder nicht, kann jeder unmittelbar empfinden und unterscheiden. Dafür muss man kein Philosoph sein.

Deshalb gehen wir jetzt auf die metaphorische Ebene, denn der Satz will ja im Kern nicht die Gefährdung der Blume beschreiben, sondern: Die der schönen Frau. Man sollte da nicht um den heißen Brei herumreden. Gemeint ist hier: Wer eine allzu schöne Frau an seiner Seite hat, der hat viel Arbeit. Der muss viele Konkurrenten abwehren. Der kommt nicht zur Ruhe. Und weil das so offensichtlich wie evident ist, gibt es ganze Heerscharen an Sätzen die das oder Ähnliches transportieren.

Eine schöne Frau hat immer Recht

Wir rekapitulieren sie hier einfach mal kommentarlos, so wie es Rolly Brings in seinen Kölner Redensarten gesammelt hat: En schön Frau hät immer rääch; En schön Frau well jeder bütze; Schön Blome stonn nit lang am Wääch; En schön Frau jehööt alle Welt; Schön Fraue trecke Unheil aan. Und zum Schluss noch ein längerer Satz: Wann ding Glücksstund jekumme es, triffs de en gode Fründin, wann se vörbei es, triffs de en schöne Frau. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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