Geplanter Anschlag auf ProNRW-Chef Schon vorher wurde Beisichts Haus bewacht

KÖLN/LEVERKUSEN · Es war 10 Uhr am Mittwochmorgen, als die Kölner Polizei Markus Beisicht auf dem Handy erreichte. Die Ermittler baten den Vorsitzenden der rechtsgerichteten Gruppierung ProNRW zu einem dringenden Gespräch ins Präsidium.

Dort erläuterten ihm die Beamten später 90 Minuten lang Einzelheiten zu einem verhinderten Attentat, das radikale Islamisten offenbar auf Beisicht geplant hatten. Am Dienstagabend hatte ein Spezialeinsatzkommando (SEK) unweit des Hauses des Politikers zwei mutmaßliche Attentäter aus der salafistischen Szene in einem Fahrzeug festgenommen.

In den Wohnungen der Männer in Bonn und Essen wurden anschließend zwei weitere Verdächtige festgenommen, die ebenfalls in Verdacht stehen, an der Planung "staatsgefährdender Straftaten" beteiligt gewesen zu sein. In den Wohnungen entdeckte die Polizei scharfe Schusswaffen und Utensilien, die zur Herstellung von Sprengstoff verwendet werden können. Die Verdächtigen wurden gestern von der Polizei "erkennungsdienstlich behandelt".

Auf die Spur der Salafisten waren die Sicherheitsbehörden durch ein Verfahren der Staatsanwaltschaft in Dortmund gekommen. Dort war bereits gegen radikale Islamisten ermittelt worden, die einen Anschlag vorbereitet haben sollen. Wie es in Ermittlerkreisen hieß, war bei den jetzt festgenommenen Männern eine Liste mit Namen von acht Politikern der Pro-Bewegung gefunden worden, auf die ebenfalls Anschläge geplant gewesen sein könnten.

Im Internet hatten Islamistenführer schon länger zu Anschlägen gegen die Politiker der rechtsgerichteten Pro-Bewegung aufgerufen. Auslöser waren offenbar die bei Wahlkampfveranstaltungen der Gruppierung gezeigten Mohammed-Karikaturen. "Die Rechtsextremisten der Splitterpartei schüren durch ihre schäbigen Hetzkampagnen gezielt Ausländerhass", hieß enordrhein-westfälischen Innenministeriums.

Der vereitelte Anschlag zeige jedoch auch, "dass die Sicherheitsbehörden wachsam sind und die Gefahr durch extremistische Salafisten sehr ernst nehmen", sagte Innenminister Ralf Jäger (SPD) gestern. Markus Beisicht selbst zeigte sich schockiert von dem geplanten Anschlag.

"Ich bin fassungslos. Offenbar bin ich über Wochen hinweg ausgespäht worden. Meine Frau, meine beiden minderjährigen Töchter und ich müssen nun erst einmal zur Ruhe kommen", sagte Beisicht. Bereits vor dem vereitelten Anschlag hatte die Polizei das Haus und die Rechtsanwaltskanzlei des Politikers wegen der Morddrohungen bewacht.

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