Großinvestition in Düsseldorf Scientology nimmt NRW ins Visier

DÜSSELDORF · Die vom Verfassungsschutz beobachtete Organisation Scientology will den Mitgliederschwund mit einer Großinvestition in Düsseldorf stoppen. Geplant ist offenbar eine millionenschwere Zentrale.

 Das Logo der Scientology-Organisation an der Fassade der Scientology Kirche Hamburg.

Das Logo der Scientology-Organisation an der Fassade der Scientology Kirche Hamburg.

Foto: dpa

Die Scientology-Organisation will mit einer Großinvestition in Düsseldorf gegen den bundesweiten Mitgliederschwund ankämpfen. „Die Scientology Kirche in Düsseldorf plant in nächster Zeit eine neue sogenannte ,Ideale Org’“, bestätigte die Organisation auf Anfrage.

Als„Ideale Org“ bezeichnen Scientologen große Repräsentanzen von überregionaler Bedeutung. In Deutschland gibt es davon bislang nur drei: Die erste entstand 2007 in Berlin, es folgte Hamburg und im vergangenen September Stuttgart, wo die Organisation ein mehrere 1000 Quadratmeter großes Gebäude zur „Ideale Org“ ausgebaut hat. Das Investitionsvolumen allein für das Stuttgarter Projekt schätzen Insider auf acht Millionen Euro.

Der Verfassungsschutz beobachtet Scientology seit 1997. Die Organsation versteht sich als Kirche. Außenstehende Experten und ehemalige Mitglieder beschreiben sie als Sekte, die in die psychische und finanzielle Abhängigkeit führt.

Scientology selbst berichtet auf Anfrage von kontinuierlich steigenden Mitgliederzahlen. Nach internen Zahlen des NRW-Verfassungsschutzes, die unserer Redaktion vorliegen, stimmt das aber nicht. Laut Verfassungsschutz hatte die Organsiation im Jahr 2012 bundesweit noch bis zu 4500 Mitglieder, 600 davon in NRW. Im vergangenen Jahr waren es bundesweit 3500, und davon nur noch 420 in NRW. Zur Entwicklung der Mitgliederzahlen im laufenden Jahr heißt es beim Verfassungsschutz: „Ein Anstieg zeichnet sich derzeit nicht ab.“

NRW-Innenminster Herbert Reul (CDU) ordnet die Zahlen so ein: „Der Rückgang der Anhänger ist natürlich erfreulich. Trotzdem ist es für eine Entwarnung viel zu früh.“ Es sei zu befürchten, „dass die finanzkräftige Scientology Organisation versuchen wird, dem Mitgliederschwund mit verstärkten Werbemaßnahmen entgegenzutreten.“

Investitionsvolumen unklar

Offenbar ist das geplante Projekt in Düsseldorf genau so gemeint. „Um eine Idee über die Größenordnung zu bekommen, könnte man sich an der Idealen Org Berlin orientieren“, sagte eine Scientology-Sprecherin. Im Bezirk Charlottenburg eröffnete Scientology 2007 ein repräsentatives Gebäude mit ausladender Glasfront, sechs Stockwerken und 4000 Quadratmetern Fläche. Zur Eröffnung kamen nach damaligen Polizeiberichten 1500 Scientology-Unterstützer aus ganz Europa, den USA und Israel.

Auf ihrer Internetseite beschreiben die Scientologen die typische Ideale Org so: „Eine ideale Org bietet genügend Platz für die verschiedenen Ausbildungs- und Auditingstufen (...). Es gibt eine angemessene Kapelle (...) Seminarräume, die kircheneigene Akademie und natürlich Räumlichkeiten für das sogenannte Reinigungsprogramm. Dazu braucht es eine kircheninterne Sauna, Laufbänder und einiges mehr.“

Wo genau und mit welchem Investitionsvolumen die Scientology-Repräsentanz in Düsseldorf errichtet werden soll, wollte die Organisation auf Nachfrage nicht sagen. Auch die Stadt Düsseldorf hat eine entsprechende Anfragen gestern nicht beantwortet. Zum Eröffnungstermin sagt erklärte Scientology: „Das wird in sehr greifbarer Zukunft sein.“

Warnung von NRW-Verfassungsschutz

Der jüngste NRW-Verfassungsschutzbericht warnte noch im Juli, Scientology versuche die Wirtschaft zu unterwandern. Dazu habe die Organisation mit dem „World Institut of Scientology Enterprises“ (WISE) sogar eine eigene Organisation gegründet. Dort würden Managementstrategien entwickelt, um „sukzessive bei der Infiltration der Wirtschaft voranzuschreiten“. Nach Eigenangaben von Scientology ist das Ziel von WISE „eine ethische, gesunde und prosperierende Zivilisation.“

Verfassungsschützer vermuten, dass die 1953 im amerikanischen Lafayette von Ron Hubbard gegründete Organisation „eine Weltherrschaft anstrebt“. In Deutschland ist die Organisation neben Berlin, Stuttgart, Düsseldorf und Hamburg auch noch in Hannover und Frankfurt aktiv.

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