Kirche in Meckenheim/Rheinbach „Seit einem Jahr sind wir ein Auslaufmodell“

Rhein-Sieg-Kreis · Das Erzbistum Köln löst zum Jahreswechsel seine Dekanate auf und fasst sie in den bereits bestehenden Kreis- beziehungsweise Stadtdekanaten zusammen. Für den Rhein-Sieg-Kreis bedeutet das: eins statt sieben. Die Dechanten sehen die Zusammenarbeit gefährdet.

 Blick auf die vorweihnachtlich beleuchtete Kirche Sankt Martin in Rheinbach.

Blick auf die vorweihnachtlich beleuchtete Kirche Sankt Martin in Rheinbach.

Foto: Studio Ernst

Eigentlich sollte seine Amtszeit sechs Jahre dauern. Nun ist gerade mal Halbzeit, und er erwartet seine Entpflichtungsurkunde: Fred Schmitz ist nicht nur Pfarrvikar im Seelsorgebereich Sankt Augustin, sondern auch Vorsitzender des Dekanats Siegburg/Sankt Augustin. Als Dechant ist er für den internen kollegialen Austausch unter den drei Seelsorgebereichen Siegburg, Lohmar und Sankt Augustin verantwortlich sowie für den Dekanatsrat. In diesem werden zum Bespiel gemeindeübergreifende Veranstaltungen geplant. „Seit einem Jahr sind wir ein Auslaufmodell“, sagt der 69-Jährige.

Das Erzbistum Köln löst zum Jahreswechsel seine Dekanate auf und fasst sie in den bereits bestehenden Kreis- beziehungsweise Stadtdekanaten zusammen. Für den Rhein-Sieg-Kreis bedeutet das: eins statt sieben. Eine Unzumutbarkeit, wie Dechant Fred Schmitz findet.

Stadt- und Kreisdechanten werden Dechanten

Bistümer sind in einzelne Dekanate unterteilt, um die Pastoral in Seelsorgebereichen und Pfarreien zu unterstützen. Durch die kleinen Gebiete können Entscheidungen leichter und mit speziellem lokalen Bezug getroffen werden. Die Dekanate werden in Kreis- oder Stadtdekanate gegliedert und die Dechanten unterliegen einem Kreis- oder Stadtdechanten. Sie bilden somit die mittlere Ebene zwischen Kirchengemeinden und dem jeweiligen Bistum. Ab dem 1. Januar werden die kleinen Dekanate aufgelöst und die Dechanten verlieren ihre Amtstitel. Die jetzigen Kreis- beziehungsweise Stadtdechanten bleiben im Dienst und werden in „Dechanten“ umbenannt. Für das Kreisdekanat Rhein-Sieg-Kreis ist Thomas Jablonka zuständig, mit Unterstützung seines Stellvertreters, dem Meckenheimer Pfarrer Reinhold Malcherek.

Eine Ebene im Hierarchiemodell

Erste Überlegungen zu dieser Reform laufen seit Anfang dieses Jahres. Dechant Schmitz ist sauer: „Wenn man die Kreise immer größer zieht, geht ganz viel Kontakt verloren.“ Er ist absolut gegen die Auflösung der Dekanate.

Am meisten stört ihn, dass der Prozess ohne Zusammenarbeit mit den jetzigen Dekanaten abgelaufen sei: „Es gab keine Kommunikation die letzte Zeit – auch nicht auf Kreisdekanatsebene. Das finde ich nicht normal. “ Schmitz empfindet die Auflösung als Missachtung der bisher von Dekanaten geleisteten Arbeit. Er räumt allerdings ein, dass es Unterschiede zwischen der Aktivität der einzelnen Dekanate gebe.

Woher die Reformidee des Erzbistums kommt, kann Schmitz nur vermuten: „Die Ebene der Dekanate passt vielleicht nicht in den pyramideartigen, also hierarchischen Aufbau der Kirche. Dechanten werden zwar vom Bistum ernannt, aber vorher von Priestern gewählt. Vielleicht ist dieser Ansatz von Demokratie schon zu viel für das gewünschte Hierarchiemodell.“

Künftig entscheiden der Kreiskatholikenrat und der Kreisdechant

Der örtliche Kreiskatholikenrat habe sich in einem Votum einstimmig für den Erhalt der Dekanate geäußert, sagt Schmitz. Der Rhein-Sieg-Kreis sei ein geografisch so großes Gebiet, dass ein enger Kontakt unter den Pfarrgemeinden kaum möglich sei, befürchtet er und kritisiert, dass die Zukunft vom Interesse und der Bereitschaft der einzelnen Seelsorgebereiche abhänge: „Die Initiative für gemeinsame Treffen der Kirchengemeinden wird der Basis überlassen.“

Über die Belange der Gemeinden in Meckenheim, Rheinbach, Swisttal oder Wachtberg entscheiden künftig der Kreiskatholikenrat und der Kreisdechant in Siegburg. „Ich halte die Umstrukturierung deshalb auch für schwierig. Sicherlich gab es früher auch Gemeinden in der Erzdiözese, bei denen das Dekanat nicht sehr lebendig war und die zum Beispiel keinen Dekanatsrat hatten. Das trifft auf uns nicht zu. Bei uns werden nun funktionierende Strukturen abgeschafft. Das ist nicht gut“, kritisierte Lorenz Dierschke, Vorsitzender des Dekanatsrates Meckenheim/Rheinbach, seit 20 Jahren im Dekanatsrat und seit zwölf Jahren als dessen Vorsitzender aktiv.

Pfarrer denken an enge Zusammenarbeit auf regionaler Ebene

Als einer von acht Delegierten aus dem Rhein-Sieg-Kreis vertrat der Rheinbacher bisher den Kreiskatholikenrat im Kölner Diözesanrat, ab Januar wird der Kreis nur noch drei Delegierte ins Kölner Gremium schicken können. Ob Dierschke dann dabei sein wird, entscheidet eine Vollversammlung in Siegburg im Frühjahr 2017.

Mit dem Ende der gesamten Dekanatsumstrukturierung rechnet der 66-Jährige im Frühjahr 2018. Im kommenden Jahr werden er und seine Kollegen die letzte Entlastung des Dekanatsrates durchführen.

Jetzt schon denken Dierschke und der Pfarrer von Sankt Johannes der Täufer, Reinhold Malcherek, an eine enge Zusammenarbeit auf regionaler Ebene mit Bornheim. Während Malcherek sich wie bisher alle zwei Monate mit dem Bornheimer Pastoralteam treffen möchte, setzt Dierschke auf mehr Vernetzung mit den Bornheimer Pfarrgemeinden. „Wir überlegen schon, ob wir einen linksrheinischen Dekanatsbereichsausschuss einrichten sollen. Wir müssen sehen, wie wir mit den neuen Aufgaben umgehen“, so der Rheinbacher.

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