Modernisierung in Wesseling Shell will mehr Sicherheit durch neue Pipelines

Wesseling · Aus dem Umweltschaden im Jahr 2012 - aus einem Leitungsleck flossen eine Million Liter Kerosin ins Erdreich - hat Shell in Wesseling Konsequenzen gezogen. Das Unternehmen hat 150 Millionen Euro in sein Rohrleitungssystem investiert.

Der Störfall in der Wesselinger Shell Rheinland Raffinerie im Februar 2012 hat nicht nur große Umweltschäden verursacht. Damals gelangten durch ein rund fünf Millimeter großes Leck in einer unter der Erde verlaufenden Kerosinleitung der Nordtrasse eine Million Liter des Treibstoffs in den Boden. In der Folge litt auch das Vertrauen in die Sicherheit der größten Raffinerie Deutschlands nachhaltig.

Seit Jahren arbeitet das Unternehmen daran, beide Schäden zu beheben und es in Zukunft besser zu machen: Rund 150 Millionen Euro hat Shell in die Sanierung und Kontrolle des Rohrleitungssystems auf dem gesamten Raffinerie-Gelände investiert. Am Mittwoch wurden bei einer Feierstunde der Abschluss des Rohrleitungsprogramms und die Inbetriebnahme der Nordtrasse offiziell verkündet.

Zum Termin auf dem Tankfeld waren unter anderem NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser, Wesselings Bürgermeister Erwin Esser, Landrat Michael Kreuzberg sowie Vertreter der Bezirksregierung und der Politik erschienen.

Insgesamt 25 Kilometer Rohre verlegt

Mehr als fünf Jahre lang wurden die Verbindungsleitungen zwischen dem Werk Wesseling und dem benachbarten Tankfeld der Shell Rheinland Raffinerie umfassend saniert. Hinzu kamen weitere werksinterne Pipelines. Insgesamt wurden Rohrleitungen in einer Länge von 25 Kilometern neu verlegt.

Frans Dumoulin, Direktor der Shell Rheinland Raffinerie, sprach bei der Feier von einem „wichtigen Meilenstein auf dem Weg, die Anlagensicherheit weiter zu erhöhen“ und auszuschließen, dass sich Ereignisse wie der Kerosinaustritt von 2012 wiederholen.

Das umfangreiche Rohrleitungsprogramm und alle Bauarbeiten seien dabei in sehr enger Abstimmung mit der Stadt Wesseling, der Bezirksregierung Köln und dem Land Nordrhein-Westfalen umgesetzt worden. Dumoulin bat „nochmals und aufrichtig um Entschuldigung“ – und verband dies mit der Zusage, für den Schaden einzustehen „auch über die übliche Verjährungsfrist hinaus“.

Zugleich lenkte er den Blick auf andere Projekte der Raffinerie, wie die baldige Inbetriebnahme einer Wasserstoff-Elektrolyse-Anlage, die es ermöglicht, Wasserstoff aus Strom statt aus Erdgas zu gewinnen. „Wir wollen zum Gelingen der Energiewende beitragen“, so der Raffinerieleiter.

Abbau des ausgelaufenen Treibstoffs wird 20 Jahre dauern

Rund ein Drittel des ausgelaufenen Kerosins wurde nach Angaben von Shell bisher abgepumpt. Der Rest werde mittels biologischer Prozesse abgebaut. „Das wird mehr als 20 Jahre dauern“, erklärte Projektleiter Hans-Gerd Grummel.

Im März hat Shell zwischen Raffinerie und Tankfeld auf der sogenannten Nordtrasse die neuen Verbindungsleitungen in Betrieb genommen. Rund 17 000 Leitungen seien zeitgleich untersucht worden. Das System besteht aus 13 Leitungen und verbindet den Raffineriestandort Wesseling mit dem 800 Meter entfernten Tankfeld an der A 555.

Die größtenteils oberirdische Anlage entlang von Waldstraße, Ahrstraße und Willy-Brandt-Straße (Landesstraße 300) ersetzt bisher vollständig unter der Erde verlaufende Rohre. Weiterhin unterirdisch verlaufen nur Straßenquerungen. Die oberirdische Verlegung hat laut Grummel auch mit Sicherheitsaspekten zu tun. Die Rohre könnten visuell und durch Ultraschallmessungen untersucht werden, erklärte er.

„Das sieht nicht schön aus, aber es trägt zur Sicherheit bei “, meinte Heinen-Esser. Die umgesetzten Maßnahmen würden zeigen, dass Shell bereit und in der Lage sei, auf Herausforderungen zu reagieren. „Wichtig ist, dass die Kommunikation weiter gut geführt wird. Das ist der Dreh- und Angelpunkt.“

Erwin Esser erklärte: „Die Investitionen, die Shell in seinem Werk tätigt, bedeuten für uns immer eine Investition in Wesseling als Industriestandort. Nach den Erfahrungen mit dem Kerosinsee sind wir froh, dass die Zusammenarbeit an diesem Projekt so konstruktiv war und das Miteinander von Shell und Stadt auf neue solide Beine gestellt hat.“

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