Clouth-Quartier und Flughafen Butzweilerhof So wandelt sich das Stadtbild in Köln

Köln · Wer kaum Platz zum Bauen hat, braucht mehr Qualität. In Köln werden brachliegende Areale neu gestaltet. Auch, um Wohnraum zu schaffen.

 Auf dem ehemaligen Clouth-Gelände in Nippes sind Wohnblocks mit grünen Höfen entstanden.

Auf dem ehemaligen Clouth-Gelände in Nippes sind Wohnblocks mit grünen Höfen entstanden.

Foto: Bettina Köhl

Mit der Stadtentwicklungsgesellschaft "Moderne Stadt", die 1968 gegründet wurde, hat Kölns neuer Baudezernent Markus Greitemann einen Ansprechpartner, um große Projekte wie die Umgestaltung des Deutzer Hafens anzugehen.

Die "Moderne Stadt" ist eine Gesellschaft der Kölner Stadtwerke und der Stadt Köln. Sie fungiert auch als Bauträger für Wohn- und Bürohäuser. "Diese doppelte Kompetenz erlaubt es uns, guten Städtebau zu realisieren", wirbt die Gesellschaft.

Köln rechnet bis zum Jahr 2040 mit einem Zuzug von bis zu 200 000 Neubürgern. Zen-trumsnaher Wohnraum ist Mangelware, genauso wie Bauland. Deshalb setzt "Moderne Stadt" auf die Umnutzung von Brachen.

500 Arbeitsplätze und 1200 Wohnungen im Clouth-Quartier

Das 14,2 Hektar große Industrieareal der ehemaligen "Gummiwarenfabrik Franz Clouth" im Kölner Stadtteil Nippes, soll bis Ende 2021 ein Quartier zum Leben und Arbeiten für 3500 Menschen werden. 2012 hat "Moderne Stadt" das Areal gekauft, das seit der Schließung der Fabrik 2005 leer stand. "Das Gelände war hermetisch durch die Werksmauer vom Umfeld getrennt", berichtet Projektleiter Hans-Joachim Franken. Jetzt gibt es neue Verbindungen nach Nippes, Riehl und in den benachbarten Park.

Viele der neuen Wohnblocks sind bereits fertig, es gibt eine Mischung aus geförderten Wohnungen, Werkswohnungen der Stadtwerke, Eigentumswohnungen und zehn Häusern, die in Bauherrengemeinschaften entstanden sind.

Schon an den Fassaden ist ein reizvoller Mix ablesbar, die verschiedenen Architekten haben sich in Wettbewerben durchgesetzt. Hinter den kompakten Wohnblocks öffnen sich große, begrünte Innenhöfe. Die ehemalige Halle 17 aus den 1920er-Jahren erinnert an die Industriegeschichte: Hier soll das kreative und kommunikative Zentrum des Quartiers entstehen.

500 Arbeitsplätze und 1200 Wohnungen sind eine Menge, trotzdem wird das Clouth-Quartier nicht überladen. Das Konzept, Vielfalt zu fördern und zu steuern, statt das Grundstück einem Investor zu überlassen, geht auf.

Ikea am historischen Flughafen Butzweilerhof

Schwieriger war es, eine neue Nutzung für den historischen Flughafen Butzweilerhof in Köln-Ossendorf zu finden. Ursprünglich war hier ein neuer Medienstandort geplant, doch die RTL-Mediengruppe zog lieber in die Deutzer Rheinhallen. Auf 55 Hektar sind inzwischen unter anderem ein neuer Bahnhaltepunkt, ein Ikea-Möbelhaus, Büros der Agentur für Arbeit und große Wohnblocks entstanden.

Dazwischen gibt es verschiedene Baustellen und einen Teil des ehemaligen Rollfelds. Das denkmalgeschützte Flughafengebäude von 1926 sollte zum "kulturellen Mittelpunkt des neuen Stadtquartiers" werden, so das Ziel beim NRW-Strukturprogramm Regionale 2010. In diesem Jahr ist die "Motorworld Köln" hier eingezogen, eine Mischung aus Eventzentrum, Gastronomie, Hotel und Ausstellung.

Die Schlichtheit der alten Gebäude im Bauhaus-Stil und die Motorwelt-Deko mit rostigen Ölfässern und Rennwagen scheinen noch nicht recht zusammengefunden zu haben. Allerdings: Ohne Nutzer kann kein Denkmal überleben. Immerhin haben die Betreiber im Event-Hangar dem Kölner Motorenerfinden Nikolaus Otto ein Denkmal gesetzt, auch als Brückenschlag zur lokalen Automobilindustrie. Bewegung gab es schließlich nicht nur am "Butz", der in den 1920er- und 30er- Jahren nach Berlin-Tempelhof der wichtigste Flughafen Deutschlands war.

Der Qualitätsanspruch der "Modernen Stadt" gilt für den Butzweilerhof ebenso wie für das ClouthQuartier. Trotzdem sind sie ganz unterschiedlich. Welche Planung langfristig den Geschmack der Kölner trifft, wird sich zeiigen.

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