Bauteile erfüllen Vereinbarung nicht Straßen NRW kündigt Vertrag mit Baukonzern für Leverkusener Rheinbrücke

Leverkusen · Neustart bei der Leverkusener Brücke: Straßen NRW kündigt den Vertrag mit dem Bauunternehmer Porr und schreibt den Weiterbau neu aus. Die Fertigstellung verzögert sich um weitere zwei Jahre.

 Die Autobahnbrücke der A1 überspannt den Rhein bei Leverkusen.

Die Autobahnbrücke der A1 überspannt den Rhein bei Leverkusen.

Foto: picture alliance / dpa/Henning Kaiser

„Bei Qualität und Sicherheit der neuen Brücke dürfen keine Abstriche gemacht werden“, sagte NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst. Deutliche Worte fallen nach einem monatelangen Streit über die Qualität von Teilen für die neue Autobahnbrücke in Leverkusen. Am Freitag hat der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen den Vertrag mit dem österreichischen Bauunternehmen Porr zum Bau der Leverkusener Bücke für rund 360 Millionen Euro gekündigt. Als Grund werden „gravierende Mängel bei der Verarbeitung der Stahlbauteile, die weder die deutschen Normen noch die vertraglichen Vereinbarungen erfüllen“, genannt. Der gemeinsame Anspruch von Bund, Land und Straßen NRW sei es, eine qualitativ hochwertige und langlebige Brücke zu bauen, die Jahrzehnte hält.

Das Bauunternehmen weist die Vorwürfe in einer Stellungnahme zurück. Sie seien sachlich nicht haltbar. Vielmehr bestätigten Gutachten, dass eine Beseitigung der festgestellten Fehlstellen unproblematisch vorgenommen werden könnten. Porr sei bestens vorbereitet, ihren Rechtsstandpunkt zu vertreten und ihre wirtschaftlichen Interessen zu wahren, heißt es in einer Stellungnahme.

Es geht etwa um Poren in Schweißnähten oder um Schleifspuren an der Oberfläche von den rund 27 Meter langen Brückenteilen, von denen 40 für die Rheinquerung nötig sind. 18 davon sind in Rotterdam, vier bereits im Hafen in Köln-Niehl. Straßen NRW verweigert die Annahme und verlangt ein Neuproduktion. Schon bei der Fertigung in China hat es Differenzen gegeben. Von unzureichender Überwachung ist in Medienberichten die Rede und von einem wenig kooperativen Verhalten des Herstellers.

Trotz monatelanger Gespräche habe keine Einigung über den Umgang mit der Vielzahl der Mängel erzielt werden können, heißt es in einer Mitteilung von Straßen NRW „Das zwingt uns dazu, einen neuen Partner zur Fertigstellung der Brücke zu finden“, erklärte Sascha Kaiser, Direktor beim Landesbetrieb. Nur die Neuausschreibung mit Neuherstellung der Bauteile schaffe einen verlässlichen Zeitrahmen und eine normenkonforme sowie vertragsgerechte Qualität. Folgen einer Reparatur wären vielmehr Abstriche bei der Langlebigkeit und damit verbundene Kompensationsmaßnahmen, wie verkürzte Prüfintervalle und permanente Überwachung. Zudem wäre offen, zu welchen weiteren zusätzlichen Verzögerungen die Reparaturen, ihre Überprüfungen und Abnahmen führen würden. Mit der Kündigung werde auch ein langjähriger Gutachterstreit vermieden.

Bereits in der kommenden Woche soll die Ausschreibung veröffentlicht werden. Mit Bonuszahlungen, Zwischenfristen und Vertragsstrafen soll ein zügiger Bauablauf gewährleistet werden. Das dürfte die Brücke teurer machen. Als Termin für Fertigstellung der ersten neuen Brücke gebe Straßen NRW den September 2023 vor. Bislang war 2021 geplant.

Gebaut werden zwei Brücken. Wenn die erste fertig ist, wird die bestehende, über die noch der Verkehr fließt, abgerissen. Dabei gibt es auch Verzögerungen, weil Asbest und PCB gefunden wurde. Danach erst kann die zweite Brücke gebaut werden. Die an den Brückenrampen, im Autobahnkreuz Leverkusen-West und in der Anschlussstelle Köln-Niehl würden unverändert fortgesetzt.

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