Verhandlung am Bonner Landgericht Süßlicher Duft enttarnte Cannabis-Plantage in Euskirchen

Euskirchen/Bonn · Im Februar 2017 hatten Ermittler eine Cannabisplantage in Euskirchen-Wüschheim gefunden. Der Prozess vor dem Bonner Landgericht gegen den 55-jährigen Betreiber und seine beiden Söhne ist nun geplatzt – aus einem überraschenden Grund.

 Noch vor der ersten Ernte entdeckten Ermittler bei einer Razzia die Plantage in Wüschheim.

Noch vor der ersten Ernte entdeckten Ermittler bei einer Razzia die Plantage in Wüschheim.

Foto: dpa

Bei einer großangelegten Drogen-Razzia im Februar 2017, bei der neun Objekte durchsucht worden waren, stießen die Fahnder auf zwei Cannabisplantagen: Eine versteckte sich in einer Lagerhalle in Köln-Zollstock – und die zweite befand sich fernab der Domstadt, in dem Voreifel-Ort Wüschheim. Insgesamt sieben Männer, darunter ein Vater und seine zwei Söhne aus Köln, wurden damals festgenommen und wegen Drogenhandels und Besitzes angeklagt.

Gegen drei Angeklagte, die für die Kölner Plantage zuständig gewesen waren, wurde bereits der Prozess geführt und sie sind verurteilt. Der Vater, die beiden Söhne und ein vierter Mittäter hingegen müssen weiterhin auf ihre Verhandlung warten. Denn der erneute Prozessstart vor dem Bonner Landgericht ist geplatzt: Die Lebensgefährtin des älteren Sohnes war positiv auf Corona getestet worden. Jetzt soll auch der Angeklagte selbst positiv sein und befindet sich in Quarantäne.

Das Plantagen-Projekt der Familie stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Denn als der 55-Jährige laut Anklage im Dezember 2016 die ersten 1200 Setzlinge aus Aachen geholt hatte, geriet er auf der Rückkehr in eine Verkehrskontrolle. Die Jungpflanzen wurden beschlagnahmt.

Cannabispflanzen für 10.000 Euro

Ein Freund aus Köln, der die Plantage in einer Lagerhalle in Zollstock betrieben hatte, soll dem Trio „ausgeholfen“ haben. Er verkaufte der Familie 1200 Pflanzen für 10.000 Euro. Aber das Plantagen-Glück sollte nicht lange dauern: Noch vor der ersten Ernte stieg den Bürgern von Wüschheim der Geruch der Rauschgiftpflanzen in die Nase. Ihr Geruchssinn rief die Drogenfahnder auf den Plan. Bei der Durchsuchung wurden 968 noch nicht erntereife Cannabispflanzen gesichert, die laut Anklage 13 Kilogramm Marihuana ergeben hätten.

Für die Pflege hatten die Plantagenbetreiber eigens einen „Gärtner“ engagiert. Der 33-Jährige wurde in Bonn bereits zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Der angeklagte Vater und seine Söhne sind wieder auf freien Fuß. Jetzt müssen sie und auch die Bonner Kammer auf das Ende der Quarantäne warten.

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