Prozess vor dem Bonner Landgericht Täter nennt Überfall auf Tankstellen in Euskirchen „bescheuerte Idee“

Euskirchen/Bonn · Vor dem Landgericht Bonn muss sich ein 23-Jähriger verantworten, der im Oktober 2022 zwei Tankstellen in Euskirchen überfiel und dabei einen Mitarbeiter mit einem Messer verletzte. Zu einem wichtigen Detail in den Überwachungsvideos schweigt er.

Vor dem Bonner Landgericht muss sich ein drogensüchtiger junger Mann für zwei Überfälle auf Tankstellen in Euskirchen im Oktober 2022 verantworten.

Vor dem Bonner Landgericht muss sich ein drogensüchtiger junger Mann für zwei Überfälle auf Tankstellen in Euskirchen im Oktober 2022 verantworten.

Foto: dpa/Oliver Berg

Der Angeklagte ist erst 23 Jahre alt, hat aber schon eine lange „Drogenkarriere“ hinter sich: „Das begann schleichend“, sagte er am Mittwoch vor dem Bonner Landgericht, wo er sich wegen zweier Tankstellenüberfälle im vergangenen Oktober in Euskirchen verantworten muss. Marihuana ab dem 15. Lebensjahr, dann Amphetamine, schließlich Kokain und Schnaps, um nachts schlafen zu können. „Man jagt immer einem Rausch hinterher“, erklärte er. Nun will er der Sucht entkommen und hofft auf eine Therapie.

Deswegen machte der wegen Einbrüchen vorbestrafte Euskirchener vor der 3. Großen Strafkammer reinen Tisch und gab zu, was die Staatsanwaltschaft ihm vorwirft: Er gestand, am 15. und am 18. Oktober 2022 in der Frauenberger Straße in Euskirchen zwei gegenüberliegende Tankstellen überfallen zu haben, bewaffnet mit einem Messer, mit dem er einen Kassierer verletzte. Im ersten Fall soll er 550 Euro, beim zweiten zwischen 300 und 1000 Euro erbeutet haben.

Im Rückblick eine „bescheuerte Idee“

Der junge Mann, der nach dem Hauptschulabschluss als Leiharbeiter beschäftigt war, hatte damals mal wieder kein Geld, um seinen Suchtdruck zu befriedigen. In dieser Lage kam er „auf die völlig bescheuerte Idee“, in seiner Heimatstadt eine Tankstelle zu auszurauben. Am Samstagvormittag, 15. Oktober, betrat er den Verkaufsraum einer Shell-Tankstelle, in dem eine Mitarbeiterin gerade eine Kundin bediente.

Die hatte einen 50-Euro-Schein aus dem Portemonnaie geholt und zum Bezahlen auf den Tresen gelegt, als der mit einer medizinischen Maske vermummte Räuber die Angestellte mit einem Taschenmesser bedrohte, hinter die Theke ging und aus der Kasse 500 Euro raffte; den 50er der Kundin sackte er gleich mit ein. Von dem Geld kaufte der 23-Jährige nach eigenen Angaben Drogen und Schnaps, lud einen Kumpel in die Sauna ein und gönnte sich eine Nacht in einem Hotel.

Messerangriff soll „nicht geplant“ gewesen sein

Am 18. Oktober brauchte erneut Nachschub an „Stoff“ und marschierte um 6.38 Uhr zur zweiten Tankstelle, wieder gekleidet in einer Winterjacke mit Pelzkragen. Mit einem Küchenmesser in der Hand forderte er von dem Angestellten: „Kasse auf, Geld her!“. Auf den Überwachungsaufnahmen ist zu sehen, wie der Täter mit der Waffe fuchtelte und damit den Kassierer am linken Oberarm traf. „Das war nicht geplant“, entschuldigte sich der Angeklagte gestern. Der Verletzte erlitt eine blutende Fleischwunde.

Auf den Videos von beiden Tatorten fallen zwei scheinbare Kunden auf, die jeweils kurz vor dem Raub den Kassenraum betreten, sich ein Getränk nehmen, beim Überfall schleunigst verschwinden, wenig später zurückkehren und – als wäre nichts geschehen – die Ware bezahlen. Als die Euskirchener Kripo am 18. Oktober die Beweismittel sichtete, erkannte sie die zwei mutmaßlichen Käufer als polizeibekannte Männer aus der Drogenszene. Der Angeklagte schwieg dazu und nannte keinen Namen. Er wurde am gleichen Tag festgenommen. Seine auffälligen Sportschuhe, die er bei den Taten getragen hatte, verrieten ihn.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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