Zeitgleich zur Kögida-Demo Trauerkundgebung in Köln für "Charlie Hebdo"

Köln · Eine Woche nach den Terroranschlägen von Paris haben in Köln 6000 Menschen ihre Trauer bekundet und für Freiheit und Vielfalt demonstriert. Der Autor und Islamwissenschaftler Navid Kermani (47) sagte, Freiheit und Gleichheit seien nicht das ganze Erbe der französischen Revolution.

"Die letzten Tage haben uns daran erinnert, dass wir bei allen politischen Rechten und gesetzlichen Regeln immer auch das Moment der Brüderlichkeit im Blick haben müssen, der Empathie, des Einstehens für den Schwächeren, der Gastfreundschaft gegenüber dem Fremden, der Solidarität mit dem Verfolgten."

Zeitgleich zogen etwa 150 Anhänger der islamkritischen Pegida-Bewegung mit Deutschland-Fahnen durch Köln. Ein großes Polizeiaufgebot trennte die beiden Gruppen. Die Schätzungen der Teilnehmerzahlen stammen von der Polizei.

Zu der Trauerkundgebung hatte das Bündnis "Köln stellt sich quer" unter dem Motto "Wir sind Charlie - Für Freiheit und Vielfalt" aufgerufen. Kermani sagte, die Terroristen wollten einen Keil zwischen die Menschen treiben: "Sie wollen uns in eine Entscheidung zwingen, ob wir Europäer oder Araber sind, Westler oder Orientalen, Gläubige oder Ungläubige." Die Antwort müsse lauten: "Nicht weniger, sondern mehr Freiheit! Nicht Ausgrenzung, sondern gerade jetzt Gleichheit! Und vor allem: Nicht Feindschaft, sondern Brüderlichkeit!"

Kermani appellierte an die Muslime, seine "Geschwister im Glauben", es reiche nicht zu sagen, dass die Gewalt nichts mit dem Islam zu tun habe. "Wir müssen die Auseinandersetzung mit der Lehre suchen, die heute weltweit Menschen gegeneinander aufhetzt und Andersgläubige ermordet oder erniedrigt."

Während Kermani am Kölner NS-Dokumentationszentrum sprach, versammelten sich die Pegida-Anhänger, die sich in Köln "Kögida" nennen, gut 500 Meter entfernt am Hauptbahnhof vor dem Dom.

Anders als vor zehn Tagen blieb der Dom beleuchtet. Am 5. Januar hatten in Köln einige hundert Pegida-Anhänger demonstriert, während mehrere tausend Menschen dem Aufruf von "Köln stellt sich quer" folgten und vor rechtem Gedankengut warnten. Als Zeichen des Protests gegen Islam- und Ausländerfeindlichkeit war das Licht am Dom abgeschaltet worden. Das bleibe aber ein einmaliges Signal, teilte das Domkapitel in dieser Woche mit, "Kögida" solle nicht durch Wiederholung aufgewertet werden.

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