Zwei Tote bei Wohnhausbrand in Köln Türkische Regierung beobachtet Ermittlungen kritisch

Köln · Im Fall des Feuers in einem Kölner Mehrfamilienhaus mit zwei Toten ist weiter offen, wie die beiden starben. Während die Polizei auf Untersuchungsergebnisse wartet, sind türkische Muslime in Sorge. Die türkische Regierung beobachtet die Ermittlungen kritisch.

Experten haben Ermittlungen zum tödlichen Feuer in einem Kölner Mehrfamilienhaus am Osterwochenende aufgenommen. Am Dienstag begutachtete erstmals ein Brandsachverständiger den Brandort in dem Haus, in dem überwiegend Menschen türkischer Herkunft wohnen.

Dort waren am Samstag ein 30 Jahre alter Mann und eine 19-jährige Bewohnerin ums Leben gekommen. Obwohl die beiden Todesopfer nicht aus der Türkei stammen, schlägt das Unglück weiterhin politische Wellen: Die Muslime in Deutschland und die türkische Regierung äußerten sich besorgt über Brände in türkischen Wohnhäusern.

Das Feuer war am Samstagabend in dem Haus im Kölner Stadtteil Höhenberg ausgebrochen. 26 Menschen waren vor dem Unglück dort gemeldet. Die Feuerwehr holte die Bewohner über Drehleitern heraus, gleichzeitig drangen zwei Trupps unter Atemschutz in den verqualmten Hausflur ein. Dort fanden die Einsatzkräfte die beiden Leichen.

Insgesamt 26 Menschen wurden vor allem durch Rauchgase verletzt. 14 Wohnungen in dem Haus gelten laut Polizei als unbewohnbar. Ein Sachverständiger nahm am Dienstag den Brandort unter die Lupe. Der Experte habe seine Untersuchung im Haus zwar abgeschlossen, genaueres zur Ursache könne jedoch erst in den kommenden Tagen mitgeteilt werden, sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Alfred Willwacher.

Ob ein im Treppenhaus abgestellter Kinderwagen der Brandherd war oder die beiden Opfer selbst für das Feuer verantwortlich sind, wollte er dagegen nicht kommentieren. Der "Kölner Stadt-Anzeiger" hatte am Dienstag berichtet, die Frau und der Mann hätten Zeugenaussagen zufolge versucht, etwas Brennendes durch den Flur auf die Straße zu tragen.

Die Obduktion der beiden Toten habe ergeben, dass die Opfer bei dem Feuer ums Leben gekommen sind, sagte Willwacher weiter. "Es gibt keine Hinweise auf eine andere Todesursache als auf das Brandgeschehen zurückgehend." Nach Informationen aus Ermittlerkreisen wurde zunächst kein Brandbeschleuniger gefunden.

[kein Linktext vorhanden]Laut dem Dachverband der Muslime in Deutschland ist die muslimische Bevölkerung wegen des Brandes "stark verunsichert". "Deutsche Bürger mit türkischer Herkunft haben große Angst, weil in den letzten Wochen immer wieder türkische Wohnhäuser mit tödlichem Ausgang brannten oder Moscheen angegriffen wurden", sagte der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime, Aiman Mazyek, in Köln laut einer Mitteilung.

Auch die türkische Regierung äußerte sich erneut zu dem Brand. "Wir sind besorgt darüber, dass diese Brände in der vergangenen Zeit zunehmen", zitierte die Nachrichtenagentur Anadolu am Dienstag das türkische Außenministerium. "Wir hoffen und glauben, dass die deutschen Behörden die Ursachen umgehend aufklären werden. Wir wünschen uns, dass es nicht wieder zu solchen Bränden kommt."

Erst am Montag hatte ein türkischer Regierungsvertreter kritisiert, die Behörden würden einen fremdenfeindlichen Hintergrund zu schnell ausschließen. Dies wies der Oberstaatsanwalt entschieden zurück. "Eine entsprechende Erklärung haben wir nie verbreitet", betonte Willwacher. Man ermittele ergebnisoffen in alle Richtungen.

Am 10. März waren im baden-württembergischen Backnang bei einem Feuer eine türkischstämmige 40 Jahre alte Frau und sieben ihrer zehn Kinder ums Leben gekommen. Bislang geht die Polizei von einem technischen Defekt als Brandursache aus. Die Ermittlungen dauern aber noch an.

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