Kritik an WDR-Beitrag Rechte Kundgebung wegen „Umweltsau“-Lied in Köln

Köln · Mit einer satirischen Umdichtung des Kinderlieds „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ hat der WDR am Wochenende für Wirbel gesorgt. In Köln kam es zu einer Kundgebung von Rechtsextremen in der Nähe des Senders.

 Das Gebäude des WDR ist vor dem Kölner Dom zu sehen.

Das Gebäude des WDR ist vor dem Kölner Dom zu sehen.

Foto:  Oliver Berg/Archiv

Rechtsextreme haben sich am Sonntagnachmittag zu einer Kundgebung in der Nähe des WDR in Köln getroffen. Es sei eine kurzfristig von einer Einzelperson angemeldete Kundgebung unter dem Titel „Unsere Oma ist keine Umweltsau“ gewesen, sagte ein Polizeisprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd). Einige der Teilnehmer trugen demnach auch Jacken der rechtsextremen Gruppierung „Bruderschaft Deutschland“. Am Kölner Appellhofplatz sei es zu verbalen Provokationen zwischen den Rechtsextremen und Gegendemonstranten gekommen, über körperliche Ausschreitungen sei bisher nichts bekannt, erklärte der Sprecher. Die Kundgebung sei mittlerweile auch wieder vorbei.

Zunächst hatte die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) auf Twitter von der Kundgebung berichtet. Es hätten rund 100 Menschen an der Kundgebung teilgenommen. Die Polizei selbst äußerte sich nicht zu Zahlen.

Die Kundgebung richtete sich damit gegen eine satirische Umdichtung des Kinderlieds „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“, welches WDR2 produziert hatte. In dem Lied sang ein Kinderchor über eine fiktive Oma, die unter anderem mit dem SUV zum Arzt fährt, Kreuzfahrten macht und sich täglich billiges Discounterfleisch brät. Alleine bei Facebook erhielt der WDR nach eigenen Angaben über 15.000 Rückmeldungen, darunter Kritik, Anfeindungen, aber auch Lob.

Der Sender hatte den Beitrag auf Facebook wieder gelöscht. WDR-Intendant Tom Buhrow entschuldigte sich in einer Sondersendung auf WDR2 für das Lied. „Das Video mit dem verunglückten Oma-Lied war ein Fehler“, sagte Buhrow. „Ich entschuldige mich ohne Wenn und Aber dafür.“ Er habe sein ganzes Berufsleben dafür gekämpft, „dass wir die Menschen nicht spalten und gegeneinander in Stellung bringen, sondern das Miteinander stärken“, erklärte der WDR-Intendant.

Unter anderen hatte sich NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bei Twitter zu dem Lied geäußert. Der WDR habe mit dem Lied Grenzen des Stils und des Respekts gegenüber Älteren überschritten, schrieb er. „Jung gegen Alt zu instrumentalisieren ist nicht akzeptabel.“ Der Satiriker Jan Böhmermann schrieb hingegen: „Wer sich jeden Tag billiges Discounterfleisch aufbrät, ist eine Umweltsau.“

Der WDR Kinderchor Dortmund verwahrte sich am Sonntag gegen Vorwürfe, die Kinder seien instrumentalisiert worden. Als die Anfrage aus der Redaktion gekommen sei, hätten sich die Kinder und Eltern freiwillig entscheiden können, an dem Projekt teilzunehmen, erklärte Chorleiter Zeljo Davutovic auf der Internetseite des Chors. „Es gab keinen Zwang und es wurde niemand instrumentalisiert.“ Der Begriff Oma sei aufgrund des Originals Teil des parodierten Textes, aber: „Es geht nicht um die Oma, sondern um uns alle.“ Er wolle sich aber bei allen entschuldigen, die sich persönlich angegriffen fühlten.

(epd)
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