Rheinische Redensarten Verzäll doch kene Käu

Wir stellen schöne und sinntiefe Dialektredewendungen vor. Diesmal: Verzäll doch kene Käu!

 Erzähl keinen Quatsch.

Erzähl keinen Quatsch.

Foto: GA-Grafik

Es gibt Momente im Leben, da muss man einen Rheinländer stoppen in seinem Erzählfluss. Klar, Reden ist hierzulande ein Wert an sich, aber viel wichtiger ist doch – der Inhalt. Sollte es zumindest. Da macht der Erzähler vom Rhein leider keinen großen Unterschied. Und so kann es sein, dass der Zeitgenosse einschreiten muss. Dann hört man schon mal die rheinische Redensart: „Verzäll doch kene Käu.“

Das ist insofern eine interessante Formulierung, als es auch den Satz gibt: „Mach doch kene Verzäll.“ Und das bedeutet dann genau das Gleiche. Verzäll und Käu scheinen synonym verwendbar zu sein. Und so hätten wir es bei unserem Satz beinahe schon mit einer philologischen Verdopplung zu tun, was ja immer eine Betonung des Sachverhaltes bedeutet. Auf Hochdeutsch würde man wohl sagen: Erzähl doch keinen Quatsch. Oder – siehe Betonung: Erzähl doch keinen Superquatsch.

Hier trifft man auf Superquatsch!

Der Begriff Käu leitet sich tatsächlich vom Wort „kauen“ ab. Er bedeutet im Rheinland einerseits „kauen“ (sic!), andererseits „langsam und schüchtern sprechen“. Diese Verwendung setzt die Vorstellung voraus, dass jemand auf seinen Worten kaut, bevor er sie mühevoll herausbringt. Und daraus hat sich dann schließlich die Bedeutung Quatsch entwickelt.

Der Kölner Millieu-Mundartdichter Gerd Köster hat dem Wort ein Denkmal gesetzt in dem Lied „Maat Höösch“, wo es (nahezu ins Hochdeutsche übersetzt) heißt: „Käu, Käu immer wieder Käu, Junge sprich doch mal normal, komm gib dir einen Ruck, verkauf mir kein gebratenes Eis, mach aus deiner welken Tulpe kein Edelweiß.“ Diese Zeilen charakterisieren einen Menschen, dem es wohl zur Gewohnheit geworden ist, Sätze ohne übermäßigen Gehalt zum Erklingen zu bringen. Manch einer hat es in dieser Disziplin zu großer Meisterschaft gebracht.

Klischee und Charakter

Wir wollen an dieser Stelle nicht die klischeehafte Auffassung transportieren, dass es Politikern auch über so manche schmerzliche Pause hinweg hilft, einfach die Worte weiterfließen lassen zu können. Nein, vielmehr wird mit derartigen Sätzen ein bestimmter Typus Mensch charakterisiert, denn man zuweilen gerne um sich hat, der aber auch nicht übermäßig fehlt, wenn er mal nicht da ist.

Hören Sie auch unseren Podcast „So geht Rheinisch“, abrufbar auf allen Medienplattformen und unter www.ga-bonn.de/podcast. Haben Sie auch eine rheinische Lieblingsredensart? Dann schreiben Sie uns per E-Mail unter der Adresse rheinisch@ga.de

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