Das ist Rheinisch Vun nix kütt nix!

Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: Vun nix kütt nix!

 Teleologischer Gottesbeweis: Von nichts kommt nichts!

Teleologischer Gottesbeweis: Von nichts kommt nichts!

Foto: GA-Grafik

Wir müssen mal ein bisschen theoretisch werden. Einfach, um zu zeigen, dass der Rheinländer ein gewiefter Praktiker ist. Wir wissen, dass die Menschen von hier über ein Weltwissen verfügen, das sich Philosophen und Wissenschaftler erst mühsam erarbeiten mussten. Und diese, nennen wir es mal Weisheit, hat sich immer wieder auch in den rheinischen Redensarten eingelagert.

So hatten wir schon einmal belegt, dass die Chaostheorie, die erst spät aus der Wirklichkeit extrahiert werden konnte, für den hiesigen Native Speaker keine wirkliche Überraschung darstellte. Wir erinnern uns. Die Chaostheorie besagt: Der Flügelschlag eines Schmetterlings im Amazonas-Becken in Südamerika kann – unter bestimmten Umständen – ein Unwetter auf der Nordhalbkugel auslösen. Das war schon ein spannender Befund. Auf theoretischer Ebene besagt das: kleine Ursache, große Wirkung. Und dafür gibt es hierzulande den schönen Satz: Jöck es schlemme wie Ping. Also zu gut Hochdeutsch: Juckreiz ist schlimmer als Schmerz. So klar, so wahr.

Der eigentliche Gegenstand unserer heutigen Betrachtung stammt ebenfalls aus der Welt von Ursache und Wirkung. Denn das natürliche Zusammenspiel dieser beiden Einheiten beschreibt die Teleologie. Das ist kein Schreibfehler, es geht nicht um Theologie, also die Wissenschaft von Gott, sondern die Wissenschaft von der Zielgerichtetheit (Telos = Ziel, Zweck). Wir kürzen das hier mal ab und sagen: Wenn wir die Verkettung von Ursachen und Wirkungen in der natürlichen Abfolge betrachten, dann sieht es so aus, als liefe alles auf ein bestimmtes Ziel hinaus. Wenn wir das Ganze in der Gegenrichtung verfolgen, dann stoßen wir unweigerlich irgendwann auf eine allererste Ursache.

Und das ist zumindest als gedankliches Konstrukt laut dem Philosophen Immanuel Kant der Allerhöchste, der Allererste, kurz: Gott. Das ist ganz grob skizziert der teleologische Gottesbeweis. Und hier kommt der weltgewandte Rheinländer ins Spiel, der das offenbar schon länger wusste. Denn er krönt diese Weisheit mit dem uralten rheinischen Spruch: Vun nix kütt nix! Dafür musste Kant lange nachdenken.

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