Rheinische Redensarten Wat nix koss, es och nix

Rheinland · Wir stellen schöne rheinische Redensarten vor und erläutern, was sie bedeuten, wann sie eingesetzt werden und mit welchen Erinnerungen sie verknüpft sind.

Was nichts kostet, ist auch nichts.

Was nichts kostet, ist auch nichts.

Foto: GA-Grafik

Wir müssen an dieser Stelle einmal über die Ambivalenz des Lebens sprechen. Denn nicht immer ist etwas nur Schwarz oder Weiß. Meistens haben wir es mit Graustufen zu tun – um im Bild zu bleiben. Daran erinnert auch die rheinische Redensart: „Wat nix koss, es och nix.“

Die Übersetzung ins Hochdeutsche ist leicht gemacht. Es bedeutet: Was nichts kostet, das ist auch nichts. Heißt: Hat auch keinen Wert. Wer ein Sparfuchs ist, der wird sich gegen solcherart Sinnsprüche verwehren. Er glaubt vielmehr daran: „von nix kütt nix“ (von nichts kommt nichts) und „mer han et net vum ussjevve, sondern vum behale“.

Die moderne Variante dieser Sätze ist sogar in einen Werbeslogan eingeflossen, und der lautete: „Geiz ist geil.“ Denn inzwischen ist es gesellschaftsfähig geworden, jeden Groschen zweimal herum zu drehen. Und selbst Menschen, die nicht aufs Kleingeld achten müssten, machen den Geiz zu ihrem Ehrgeiz. Diese Grundhaltung entspricht allerdings nicht dem Klischee des Rheinländers. Wer sich mit einem Handwerker unterhält, der wird wahrscheinlich etwas anderes hören. Der sagt im Zweifel: Wer billig kauft, kauft zweimal! Und das entspricht auch der Erfahrung des Heimwerkers.

Am besten kauft man bei Werkzeugen gute Qualität. Die darf auch ihren Preis haben. Denn sonst hat man schnell zwei oder drei Teile in der Hand, wo man nur eines haben wollte. In einem anderen Themenfeld erhält der Satz sogar eine übergeordnete Bedeutung. Wenn man etwa zu einer Veranstaltung einlädt und auf Eintritt verzichtet, dann können die Gäste den Eindruck haben, dass das Event keinen Wert hat.

Denn je höher das Niveau der Darbietung, desto höher der Preis. So lautet die unausgesprochen dahinter stehende These. In der Bibel wird ähnlich argumentiert, nachzulesen in Matthäus 5,14: „Stell dein Licht nicht unter den Scheffel.“ Was heißt: Verkaufe dich nicht unter Wert. Denn – wat nix koss, es och nix.

GA und VHS bieten am Donnerstag, 12. März, ab 19 Uhr eine Lesung mit Jörg Manhold im Haus der Bildung, Mülheimer Platz 1. Mit dabei: LVR-Mundartforscher Georg Cornelissen und die Rhingpirate. Manhold liest aus seinem neuen „Handbuch der rheinischen Lebensart.“

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